Bexaroten

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Definition

Zytostatisch wirksames synthetisches Retinoid.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Diskutiert wird die Aktivierung selektiver Retinoid-X-Rezeptoren (RXRs) bzw. RAR (Retiniod-Acid-Rezeptor), die eine Bedeutung im Zellstoffwechsel (Vitamin D3 Thyreoidea-Hormon-Rezeptor, proliferationsaktivierender Rezeptor in Peroxysomen) haben. Die durch das Retinoid aktivierten Retinoidrezeptoren formen Homo- bzw. Heterodimere, die an spezifische DNA-Sequenzen binden und als Transkriptionsfaktoren für Gene fungieren. RAR reguliert Zellwachstum- und -differenzierung, RXR die Apoptose. Bexaroten kann daher direkt in die Regulation der Apoptose eingreifen.

Indikation

Zugelassene Indikation: Patienten mit kutanem T-Zell-Lymphom (CTCL) im fortgeschrittenen Stadium (Stadien IIb-IVb), die auf mindestens eine systemische Therapie nicht angesprochen haben.

Eingeschränkte Indikation

Die derzeitigen Studien zeigen, dass Patienten mit kutanen T-Zell-Lymphomen vom Typ der Mycosis fungoides, Patienten mit Sézary-Syndrom und lymphomatoider Papulose von Bexaroten profitieren.

Schwangerschaft/Stillzeit

Keine ausreichenden Daten über Anwendung in der Schwangerschaft. In Tierstudien Hinweise auf Schädigung der embryonalen Zellen (Reproduktionstoxizität). Das Medikament sollte in der Schwangerschaft nicht verordnet werden!

Dosierung und Art der Anwendung

  • Initial: 1mal/Tag 300 mg/m2 KO/Tag p.o., später kann die Dosis auf 100-200 mg/m2 KO p.o. reduziert werden. Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, wie es sich für die Patienten als günstig erweist (in Studien bis zu 118 Wochen).
  • Erfolgreiche Einzelversuche wurden mit einer 1% Gelapplikation (4mal täglich) erzielt.

Unerwünschte Wirkungen

  • Bei systemischer Anwendung: Hypertriglyceridämie, Hypothyreose, Hypercholesterinämie, Kopfschmerzen, Leukopenie, Pruritus, allgemeine Abgeschlagenheit. Wie bei anderen Retinoiden typische muko-kutane Toxizität. Seltener sind exfoliative Exantheme sowie eine diffuse Schmerzsymptomatik. Vor allem die Störung des Fettstoffwechsels bedarf engmaschiger Kontrolle, ebenso die Hypothyreose. Ggf. Substitution der Schilddrüsenhormone.
  • Bei lokaler Anwendung: Erythembildung, Blasenbildung, Pruritus, Schmerzen.

Präparate

Targretin

Hinweis(e)

  • Vor Therapiebeginn muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen, sowie über eine effektive Empfängnisverhütung bis mindestens einen Monat nach Therapieende aufgeklärt werden (2 kontrazeptive Verfahren gleichzeitig; nicht hormonale Antikontrazeption bevorzugt).
  • In Studien zeigte sich, dass die Patienten im Median etwa 40 Wochen progressionsfrei blieben. Die Zeit bis zum Ansprechen beträgt etwa 16 Wochen! Aufklärung des Patienten über diese lange Anlaufperiode.
  • Kombinationstherapien sind möglich, u.a. mit PUVA-Therapie, Interferonen, extrakorporaler Photopherese.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Hanson M et al. (2003) Bexarotene reverses alopecia in cutaneous T-cell lymphoma. Br J Dermatol 149: 193-196
  2. Kliewer SA et al. (1992) Convergence of 9-cis retinoic acid and peroxisome proliferator signalling pathways through heterodimer formation of their receptors. Nature 358: 771-774
  3. Kliewer SA et al. (1992) Retinoid X receptor-COUP-TF interactions modulate retinoic acid signaling. Proc Natl Acad Sci USA 89: 1448-1452
  4. Kliewer SA et al. (1992) Retinoid X receptor interacts with nuclear receptors in retinoic acid, thyroid hormone and vitamin D3 signalling. Nature 355: 446-449
  5. Lowe MN et al. (2000) Bexarotene. Am J Clin Dermatol 1: 245-250
  6. Martin AG et al. (2003) Bexarotene gel: a new skin-directed treatment option for cutaneous T-cell lymphomas. J Drugs Dermatol 2: 155-167
  7. McGinnis KS et al. (2003) Psoralen plus long-wave UV-A (PUVA) and bexarotene therapy: An effective and synergistic combined adjunct to therapy for patients with advanced cutaneous T-cell lymphoma. Arch Dermatol 139: 771-775
  8. Stern DK et al. (2002) Treatment of mycosis fungoides with oral bexarotene combined with PUVA. J Drugs Dermatol 1: 134-136
  9. Talpur R et al. (2002) Optimizing bexarotene therapy for cutaneous T-cell lymphoma. J Am Acad Dermatol 47: 672-684
Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024