Balanitis plasmacellularis N48.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Balanitis chronica circumscripta benigna plasmacellularis; Balanitis chronica circumscripta plasmacellularis; Balanitis nodularis Zoon; Balanitis plasmacellularis; Balanitis plasmazellularis; Balanoposthitis chronica circumscripta plasmacellularis; Balanoposthitis chronica plasmacellularis; plasma cell balanitis; recurrent balanitis; Zoon-Balanitis; Zoon`s balanitis; Zoon`sche Balanitis; Zoon`s erythroplasia

Erstbeschreiber

Zoon 1950

Definition

Chronische, umschriebene, herdförmige erosive Entzündung von Glans penis und/oder innerem Präputialblatt ungeklärter Ursache, die ausschließlich bei nicht-zirkumzidierten Männern auftritt. S.a.u. Vulvitis chronica circumscripta plasmacellularis.

Ätiopathogenese

Ungeklärt; möglicherweise irritativ-toxisch (Harninkontinenz; Konzentrationssteigerung des Urins im Vorhautmilieu bei verminderter Smegmaproduktion im Alter). Hygienemängel?

Manifestation

Vorwiegend ältere Männer (> 60 Jahre) auftretend, selten bei Männern zwischen 30-50 Jahren. Die Erkrankung tritt bei zirkumzidierten Männern nicht auf.

Klinisches Bild

Einer oder mehrere, umschriebene, scharf oder unscharf begrenzte, lackartig glänzende, sattrote bis bräunlich-rote, erosive Plaques, häufig mit petechialen Blutungen, die als "Cayenne pepper spots" bezeichnet werden. Gelegentlich können die Läsionen als "kissing lesions" kontaktreaktiv auftreten.

Bemerkenswert ist eine nur geringe klinische Symptomatologie mit leichtem Brennen, Juckreiz oder Dysurie.

Histologie

Epidermis atrophisch abgeflacht mit fehlender Horn- und Granularzellschicht.  Ödem des Stratum papillare, Dilatation der Kapillaren im oberen Korium, teilweise Erythrozytenextravasate; Hämosiderinablagerungen; bandförmiges diffuses lymphohistiozytäres Infiltrat (auch eosinophile und neutrophile Granuloyzten) mit unterschiedlicher Dichte an Plasmazellen (>50%). Bemerkung: Das Auftreten von Plasmazellen ist kein Spezifikum der Balanitis "plasmazellularis", sondern ist als ortstypische Entzündungsreaktion der Schleimhaut zu verstehen.

Differentialdiagnose

PIN (Histologie ist diagnostisch): umschriebene, rote Plaque, scharf begrenzt.   

Candidainfektionen der Glans penis: meist unscharf begrenzt, rezidivierender  Verlauf  

Bakerielle Infektionen (Kinder und Jugendliche): meist akuter  Verlauf, mikrobiologischer Nachweis der Bakerien (häufig Strepto- oder Staphylkokoken)

Reinlichkeitsbalanitis (durch übermäßige Hygienmaßnahmen ausgelöst): unscharf begrenzte, flächige Erytheme  

Mechanische Irritation durch Sexualpraktiken: meist mit Rissen, Erosionen und frischen Einblutungen kombiniert. Anamnese!  

s.a.unter Balanitis anderer Genese

Therapie

Beachtung allgemeiner Hygienemaßnahmen, s.u. Balanitis candidamycetica. Täglich handwarme Bäder mit Zusatz von verdünnter Kaliumpermanganatlösung (hellrosa) oder Gerbstoff-haltigen Zubereitungen (z.B. Tannolact, Tannosynt).

Konsequente "Trockenlegung des Präputialraumes" durch Einlegen einer Mullgaze. Regelmäßiges Reinigen der Glans und Vorhaut mit Wasser oder pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl), insbes. nach Urinieren zur Beseitigung von Urinspuren. 2mal/Tag Auftragen einer Zink-haltigen Salbe (alternativ: hydrophile nicht Zink-haltige Salbe). Anschließende Behandlung mit wirkstofffreien Grundlagen wie Ungt. emulsif. oder wundheilenden Salben, z.B. lebertranhaltigen Präparaten (Desitin-Salbe oder Mirfulan-Salbe).

Bei starker lokaler Entzündungssymptomatik kann unter kontrollierten Bedingungen  kurzzeitig eine Glukokortikoid-haltige Salbe aufgetragen werden. 

Alternativ: Über die erfolgreiche Therapie mit dem Calcineurininhibitor Tacrolimus wurde berichtet (experimenteller Ansatz!).

Operative Therapie

Zirkumzision wird bei Therapieresistenz empfohlen und stellt in dieser Konstellation den Goldstandard dar. Danach kommt es in >80% zur Abheilung.

Verlauf/Prognose

Die Erkrankung verläuft ohne Zirkumszision eminent chronisch, chronisch rezidivierend, über Monate oder sogar Jahre, da Hygienefehler trotz penibler Vorsorge nicht vermeidbar sind. Stets abzuklären ist Malignität (Carcinoma in situ).    

Literatur
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