p-Phenylendiamin

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

para-Phenylendiamin; Paraphenylendiamin; PPD

Allgemeine Information

Bewertung von p-Phenylendiamin hinsichtlich der Auswirkung einer Allergie auf die Minderung der Erwerbsfähigkeit:

  • Para-Phenylendiamin zählt zu den parasubstituierten Aminoverbindungen. Berufsdermatologisch bedeutsam ist, dass verschiedene Kreuzreaktionen zu Verbindungen mit ähnlicher Struktur möglich sind.
  • Relevante berufliche Expositionen: Das Allergen kommt in der Berufswelt vor allem in Oxidationshaarfärbemitteln (auch in Henna-Produkten) vor und zählt daher im Friseurhandwerk zu den häufigen Auslösern eines allergischen Kontaktekzems. Hier finden sich neben isolierten Sensibilisierungen gegen p-Phenylendiamin typischerweise Kreuzreaktionen zu p-Toluylendiamin, einer weiteren häufigen Oxidationsfarbe.
  • Weitere Einsatzgebiete sind Farbstoffzubereitungen zur Pelz- und Lederfärbung, spezielle Fotokopiersysteme sowie Stempel- und Druckfarben.
  • Eine weiterhin häufig kreuzreagierende Substanz ist p-Aminoazobenzol, das neben der Verwendung in der Textilfärbung auch in technischen Schmierfetten vermutet wird. Bei sehr ausgeprägtem Sensibilisierungsgrad mit vielfältigsten Kreuzreaktionen werden gelegentlich auch Reaktionen gegen Benzocain gefunden, die somit beim Einsatz von topischen Lokalanästhetika Probleme bereiten können.

Vorkommen

Angehörige best. Berufsgruppen tragen ein erhöhtes Risiko für eine Sensibilisierung der Haut gegenüber PPD. Die höchste Prävalenz findet sich bei den Frisör- und Kosmetikberufen. Hier sind nach versch. Studienergebnissen 15,4% der Männer und 14,7% der Frauen betroffen.

PPD wurde auch in Tattoo-Tinten verwendet (s.u.Tätowierungen, Nebenwirkungen)  

Prognose

Auswirkung einer Allergie: "Geringgradig" bei isolierter Sensibilisierung gegen p-Phenylendiamin, da die Gefährdungen sich auf die oben genannten Berufsfelder beschränken. "Mittelgradig" bei Nachweis von typischen Kreuzreaktionen gegen die genannten Oxidationshaarfärbemittel und/oder nachweisbaren, aber nicht sicher klinisch relevanten Reaktionen gegen Azo- oder Anilinfarbstoffen. Dies begründet sich aus dem höheren Sensibilisierungsgrad und der steigenden Gefahr klinisch relevanter Kreuzreaktionen, insbesondere zu Textilfarben. "Schwerwiegend" in den begründeten Einzelfällen, wenn Patienten eine Vielzahl von Kreuzreaktionen aufweisen und außerhalb des aufgegebenen Berufs bereits durch den Kontakt zu geringen Mengen von p-Aminoverbindungen, z.B. in Leder, Schwarzgummi oder Resten von Azo-/Anilinfarbstoffen in Textilien, Rezidive eines allergischen Kontaktekzems entwickelt haben oder nachvollziehbar mit hoher Wahrscheinlichkeit entwickeln werden.

Hinweis(e)

Paraphenyldiamin wird häufig mit dem Henna-Farbstoff Lawson vermischt.

Literatur
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  1. Diepgen TL et al. (2005) Evidenzbasierte Beurteilung der Auswirkung von Typ-IV-Allergien bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit - Begutachtung berufsbedingter Hautkrankheiten. Hautarzt 56: 207-223
  2. Diepgen TL et al. (2002) Beurteilung der Auswirkung von Allergien bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit im Rahmen der BK 5101. Teil I: Acrylate/Methacrylate, Epoxidharz-Systeme, Formaldehyd, Dichromat, Kolophonium, Latex, Nickel, p-Phenylendiamin. Dermatol Beruf Umwelt 50: 139-154
  3. Diepgen TL et al. (2016) Prevalence of Contact Allergy to p-Phenylenediamine in the European General Population. J Invest Dermatol 136:409-415.
    Hillen U et al. (2007) Patch test results in patients with scalp dermatitis: analysis of data of the Information Network of Departments of Dermatology. Contact Dermatitis 56: 87-93
  4. Malvestio A et al. (2011) p-Phenylendiamine sensitization and occupation. Contact Dermatitis 64:37-42

Weiterführende Artikel (4)

Henna; Kontaktallergene; MdE; Tattoos, Nebenwirkungen;
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