KontakturtikariaL50.60

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Allergische Kontakturtikaria; Contact urticaria; Urtikaria Kontakturtikaria

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Erstbeschreiber

Hjörth und Roed-Petersen, 1975

Definition

Am Expositionsort lokalisierte, selten darüberhinausgehende, u.U. generalisierte urtikarielle Reaktion nach Kontakt mit einem Agens. Es werden eine allergische und nicht-allergische Form unterschieden. Der pathogenetische Mechanismus nicht-allergischer Formen verläuft über Histaminliberatoren, vasoaktive Peptide oder Amine bzw. ist teilweise noch unbekannt.

Ätiopathogenese

Allergisch wirkende Stoffe: Tierische- oder pflanzliche Stoffe, Nahrungsmittel, Kosmetika, gewerbliche Stoffe.

Nicht-allergisch (toxisch) wirkende Stoffe: Pflanzliche Auslöser (s. Tab.), Raupengift (bes. Gift der Prozessionsraupe. s.u. Raupendermatitis), Quallen, Seeanemonen, Insektengifte (Stich- und Bissreaktionen). Histamin-liberierende Stoffe die in Externa vorkommen können wie: Koffein, Bacitracin, Polymyxin u.a.

Pflanzliche Auslöser einer Kontakturtikaria:

  • Früchte: Apfel, Apfelsine, Aprikose, Banane, Birne, Feige, Grapefruit, Pflaume, Pfirsich, Zitrone
  • Gemüse: Blumenkohl, Endivie, Gurke, Kartoffel, Kohl, Kopfsalat, Karotte, Mais, Sellerie, Zwiebel
  • Gewürze: Chillipfeffer, Dill, Koblauch, Petersilie, Zichorie
  • Sonstige: Brennessel (s.u. Brennessel-Urtikaria), Chrysantheme, Distel, Juckbohne, Rhizinusöl, Gartentulpe.

Lokalisation

Im Allgemeinen frei getragene Hautpartien.

Klinisches Bild

Das klinische Erscheinungsbild reicht von einer lokalisierten Reaktion (insbes. bei der allergischen Form) bis hin zur Ausbildung eines anaphylaktischen Schocks. Typisch sind akute, scharf begrenzte, juckende oder brennende, "Kontaktprints" durch die auslösenden Substanzen oder den auslösenden Mechanismus (z.B. Kälteexposition). Hieraus resultieren häufig bizarre, "unorganische" Muster auf der Haut. Diese exogenen Kontaktmuster sind leicht erkennbar und somit in vielen Fällen diagnostisch.

Klinische Schweregrade:

  • Grad 1: Lokalisierte, auf den Expositionsort begrenzte Urtikaria (Juckreiz, Rötung, Quaddeln).
  • Grad 2: zusätzlich generalisierte Urtikaria
  • Grad 3: zusätzlich Rhinokonjunktivitis, Bronchospasmus, Beschwerden in Oropharynx und Gastrointenstinaltrakt
  • Grad 4: zusätzlich anaphylaktischer Schock.

Differentialdiagnose

Therapie

Meiden des auslösenden Agens (s.a. Tab.).

Externe Therapie

Bei lokalisierten histaminvermittelten Formen (allergischen sowie ein Teil der nicht allergischen Formen) Kühlen und Versuch mit Antihistaminika extern wie Dimetinden (z.B. Fenistil Gel). Ist dies nicht ausreichend bzw. bei nichthistaminvermittelten Formen können topische Glukokortikoide unterschiedlicher Potenz wie 1% Hydrocortison-Creme (z.B. Hydrogalen, R121 ), 0,1% Betamethason-Lotio (z.B. Betagalen, R030 ) oder 0,1% Triamcinolon-Creme (z.B. Triamgalen, R259 ) eingesetzt werden.

Interne Therapie

Bei histaminvermittelten Formen ab Stadium 2 Glukokortikoide in hoher Dosierung wie Prednisolon (z.B. Decortin H) 100-150 mg/Tag (rasch ausschleichen) in Kombination mit Antihistaminika wie Dimetinden (z.B. Fenistil) 1-2 Amp. i.v.

Ab Stadium 3 stadiengerechte Therapie, s. Schock, anaphylaktischer.

Bei schwerer Ausprägung der nichthistaminvermittelten Formen kann Acetylsalicylsäure (z.B. ASS) hilfreich sein.

Tabellen

Auswahl möglicher Auslöser einer Kontakturtikaria

Nahrungsmittel/Pflanzen/pflanzliche Inhaltsstoffe

Medikamente/Externa

Industriestoffe/Metalle

Tierische Stoffe

Textilien

Algen

Alkohol

Äpfel

Eier

Endivien

Fisch,

Flechten

Gelatine

Gewürze

Gurken

Huhn

Hummer

Kartoffeln

Kartoffeln

Käse

Knoblauch

Lamm

Latex

Lauch

Meerrettich

Melone

Milcheiweiß

Möhren

Parfums

Petersilie

Pollen

Reis

Schnittlauch

Tomaten

Truthahn

Weizenmehl

Zitronen

Zwiebeln

Aminophenazon

Aspirin

Bacitracin

Benzoephenone

Cetylstearylalkohol

Chephalosporine

Chlorpromazin

Diäthyltoluamid

Gentamicin

Lebertran

Mechlorethanhydrochlorid

Menthol

Monoamylamin

Neomycin

Östrogencremes

Penicillin G

Polyäthylenglykol

Polysorbat 60

Promethazin

Streptomycin

Tetanus-Antitoxin

Akrylatmonomere

Aliphytische Polyamide

Aminothiazol

Ammoniak

Chromverbindungen

Enzyme (Amylase, Cellulase, Xylamase)

Formaldehyd

Iridiumverbindungen

Lindan

Natriumsulfit

Nickel

Phenylquecksilberpropionat

Phthalsäureanhydride

Platinverbindungen

Rhizinusbohnen

Schwefeldioxid

Terpinylacetat

Haare

Insektengifte

Kasein

Küchenschaben

Plazenta

Schuppen

Seminalplasma (human) Mehlwürmer

Serum

Speichel

Perlon

Seide

Wolle

Literatur

  1. Coelho EQ et al. (2019) Contact urticaria following the use of a cosmetic containing caprylyl glycol: A case report. Contact Dermatitis 81:308-309.
  2. Maloney NJ et al. (2019) Dupilumab in Dermatology: Potential for Uses Beyond Atopic Dermatitis. J Drugs Dermatol 18 pii: S1545961619P1053X.
  3. Sukakul T et al. (2019) Contact urticaria caused by salicylic acid in a chemical peel solution. Contact Dermatitis doi: 10.1111/cod.13405.
  4. Süß H et al. (2019) Contact urticaria: Frequency, elicitors and cofactors in three cohorts (Information Network of Departments of Dermatology; Network of Anaphylaxis; and Department of Dermatology, University Hospital Erlangen, Germany). Contact Dermatitis 81:341-353.

 

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