Definition
Weltweit, sporadisch auftretende (in den USA häufiger, in Europa sehr selten) grampositive, aerobe Stäbchen, die in ihrer Morphologie große Ähnlichkeiten mit den Aktinomyzetn aufweisen (Nokardien wurden früher wie die Aktinomyzeten den Pilzen zugeordnet unterscheiden sich von diesen jedoch durch ihre aerobe Lebensweise), die im Erdboden verbreitet sind. Vor allem Nocardia asteroides, auch Nocardia brasiliensis, Nocardia madurae und Nocardia pelletieri sind von medizinischem Interesse und Erreger der heute sehr seltenen Nokardiose beim Menschen. Entsprechend dem natürlichen Vorkommen im Erdreich sind Nokardiosen exogene Infektionen.
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Vorkommen
Nokardiosen sind weltweit verbreitet, kommen sporadisch (nicht epidemisch) vor und sind insgesamt eher selten. Vermutlich aufgrund der zunehmenden Zahl immunsupprimierter Patienten sind die Fallzahlen ansteigend. In den USA wird die Zahl der Nokardiosen auf jährlich etwa 500–1.000 Fälle geschätzt, für Deutschland gibt es nur vage Angaben, die auf jährlich etwa 100 Fälle schließen lassen. Das männliche Geschlecht ist bevorzugt (etwa 1,5–3:1).
Wirtsbereich / Reservoir: Nokardien sind Umweltkeime und werden in Erdboden, Staub, Wasser und Abwasser gefunden. Infektionen können auch bei Tieren vorkommen. Beispiele sind Mastitiden bei Kühen, die Lymphangitis farciminosa bovis sowie Myzetome nach Verletzungen. In Fischzuchten wurden Erkrankungen durch Nocardia seriolae beschrieben.
Pathophysiologie
Inokulation des Erregers bei Vorliegen von Wunden (Hautnokardiose, meist Nocardia brasiliensis) oder durch Inhalation des Erregers (Lungennocardiose, meist Nocardia asteroides). Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt. Etwa 85% der betroffenen Patienten sind immunsupprimiert (HIV/AIDS, Neoplasien, Kollagenosen, vorbestehende chronische Lungenerkrankungen) - (Hémar V et al. 2018). Nach Eindringen in den menschlichen Organismus, z. B. durch Einatmen nokardienhaltigen Staubs oder durch Hautverletzungen, besteht die Wirtsabwehr zunächst aus Phagozyten (neutrophile Granulozyten, Makrophagen). Entgehen die Nokardien der Abtötung durch Phagozyten (z. B. durch Verhindern der Phagosom-Lysosom-Fusion), erfolgt eine weitere Vermehrung und dann lokale oder systemische Ausbreitung. Es kommt zur Ausbildung von Abszessen oder Granulomen, welche den Krankheitsverlauf bestimmen.
Klinisches Bild
Seltene, chronisch-granulomatöse bakterielle Infektionskrankheit durch Erreger der Gattung Nocardia (Aeroaktinomyzeten). Meist bei immunsupprimierten Patienten (Z.n. Organtransplantation, HIV-Infektion) oder schweren Grunderkrankungen (z.B. Lupus erythematodes, systemischer) auftretend. Je nach Lokalisation wird unterschieden:
- Pulmonale Nokardiose: Lungenabszesse, Pneumonien
- Oberflächennokardiose: Granulome und Abszesse längs der Lmyphbahnen
- Systemische Nokadiose: Abszesse innerer Organe, Sepsis
Diagnostik
Erregernachweis im Eiter oder Sputum. Der kulturelle Nachweis gelingt auf Universalnährböden oder Medien für Tuberkulosediagnostik (z.B. Löwenstein-Jensen-Medium).
Hinweis(e)
Neben den eigentlichen Nokardien werden auch andere grampositive, aerobe Stäbchen dieser Bakteriengruppe unter dem Sammelbegriff „nokardiaforme Bakterien“ subsumiert.
Weiterführende Informationen Referenzzentren / Expertenlaboratorien 5 Konsiliarlaboratorium für Aktinomyzeten, Prof. Dr. K. P. Schaal, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn, Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn Web-Adressen 5 Nationales Konsiliarlaboratorium: http://mibi03.meb. uni-bonn.de/~groups/schaal
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