Vogelgrippe U69.21!

Zuletzt aktualisiert am: 13.11.2024

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Synonym(e)

Aviäre Influenza; Zoonotic Avian Influenza; zoonotische Influenza

Definition

Als „Vogelgrippe“ (aviäre Influenza)wird eine Erkrankung durch Influenza A-Viren bei Vögeln bezeichnet. Diese aviären Viren können können sich mit humanen Viren durch Reassortment verbinden und dadurch eine humanpathogen werden (Kim SM et al. 2016). Die Übertragung der H5N1-Viren von Mensch zu Mensch ist inzwischen nachgewiesen, das Risiko der Übertragung aber äußerst gering. Findet eine solche Infektion statt, so kann die Krankheit bisweilen sehr schwer verlaufen. Es gibt derzeit weltweit keine Hinweise für eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung mit aviären Influenzaviren (siehe Grundlagen im "Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2018/19", ab Seite 107. S. monatliche Risikobewertung der WHO zu Vogelgrippe vom 3.5.2024.)

Erreger

Die aviäre Influenza (A/H5N1) und (A/H7N9) umfasst ca. 15 verschiedene aviäre Influenzaviren und ist ausschließlich für Vögel eine hoch ansteckende Erkrankung.

Beim Menschen treten Beschwerden wie bei einer schweren Grippe auf. Die Erkrankung beginnt etwa 2 bis 5 Tage nach der Ansteckung (Inkubationszeit).

Vorkommen/Epidemiologie

Nach Angaben der WHO wurden seit 2003 weltweit über 2.600 humane Erkrankungen und 1.100 Todesfälle mit aviärer Influenza v.a. im asiatisch-pazifischen Raum nachgewiesen. Die Infektionen betrafen v.a. die Subtypen A(H7N9) und A(H5N1). Aber auch andere aviäre Influenzaviren wurden beim Menschen nachgewiesen (u.a. A(H5N6), A(H9N2) / (Li YT et al. 2019). 2024 wurde bei einem Fall in Mexiko erstmals eine Infektion mit Influenza A(H5N2) nachgewiesen. Offenbar erfolgen Infektionen in erster Linie bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen. Für Deutschland gilt, dass bislang keine Erkrankungen beim Menschen mit aviären Influenzaviren bekannt wurden.

Übertragungen von A(H5N1) auf andere Säugetiere (vermutlich durch Kontakt zu infizierten Vögeln, Geflügel oder deren Ausscheidungen). Betroffen sind v.a. fleischfressende Wildtiere, die sich vermutlich an verendeten Wildvögeln infizierten. Das Risiko, dass sich Menschen durch den Kontakt mit erkrankten/verendeten Säugetieren (wild, streunend oder als Haustier gehalten) mit Vogelgrippeviren infizieren, wird als gering eingeschätzt (RKI=Robert Koch-Institut).

Im Rahmen des seit einigen Jahren bestehenden weltweiten A(H5N1)-Ausbruchsgeschehens wurde das Virus im März und April 2024 erstmals auch in Milchkuh-Herden in verschiedenen Bundesstaaten in den USA registriert.

Klinisches Bild

Symptome einer Vogelgrippe beim Menschen: hohes Fieber, Kopfschmerzen und Halsschmerzen, Husten, Gliederbeschwerden, Atemnot

Folgende Beschwerden können noch hinzukommen: starker Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen

Die bisher bekannten H5N1-Infektionsfälle bei Menschen nachgewiesen, die engen beruflichen Kontakt zu vermutlich infizierten Milchkühen hatten verliefen relativ mild (Bindehautentzündung; respiratorische Symptome).

Diagnose

Auf Grund der vom Patienten beschriebenen Beschwerden (wie Fieber, Husten, Atemnot) sollte eine Reiseanamnese erhoben werden. Falls sich der Patient innerhalb der letzten 7 Tage in einem betroffenen Vogelgrippe-Gebiet aufgehalten und Kontakt mit Wildvögeln oder Geflügel gehabt hat, kann der Arzt einen Verdachtsfall auf Vogelgrippe äußern. Durch einen Influenzaschnelltests (Rachen- oder Nasenabstrich) ist dann nachweisbar, ob eine Infektion mit einem Vogelgrippe-Erreger vorliegt oder nicht.

Therapie

Präparate mit "Neuraminidase-Inhibitoren" sind nach bisherigen Erkenntnissen gegen das aktuelle Vogelgrippevirus H5N1 wirksam. Zu diesem Ergebnis kamen In-Vitro-Studien und Tierversuche mit diesem Influenzavirus. Für Menschen, die sich mit dem aktuellen Vogelgrippe-Virus H5N1 angesteckt haben, liegen noch keine ausreichenden klinischen Erfahrungen vor.

Hinweis(e)

Generell sollte man keine kranken oder verendeten (Wild-)Vögel bzw. (Wild-)Tiere anfassen, sondern sich an die zuständige Veterinärbehörde wenden. Wenn ein Kontakt mit Wildvögeln oder infiziertem Geflügel z.B. aus beruflichen Gründen aber nicht vermieden werden kann, sollten adäquate Schutzmaßnahmen getroffen werden, um das Risiko einer Übertragung auf den Menschen zu minimieren. Das RKI hat auf seinen Internetseiten Empfehlungen zur Prävention bei Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko durch (für Vögel hochpathogene) aviäre Influenza A(H5) veröffentlicht.

Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle mit aviärer Influenzavirusinfektion beim Menschen (zoonotische Influenza) sind meldepflichtig und müssen dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden (Infektionsschutzgesetz §6 (1) 1. s)).

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Horman WSJ et al. (2018) The Drivers of Pathology in Zoonotic Avian Influenza: The Interplay Between Host and Pathogen. Front Immunol 9:1812.
  2. Kim SM et al. (2016) Avian Influenza A Viruses: Evolution and Zoonotic Infection. Semin Respir Crit Care Med 37:501-511.
  3. Li YT et al. (2019) Avian influenza viruses in humans: lessons from past outbreaks. Br Med Bull. 2019 Dec 11;132(1):81-95.
  4. https://www.ecdc.europa.eu/en/avian-influenza-humans/surveillance-and-disease-data

Verweisende Artikel (2)

Cisti incani herba; Influenza;

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