Pneumonien, Therapie

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Synonym(e)

Therapie der Pneumonien

Definition

Bei einer Pneumonie handelt es sich überwiegend um ein schwerwiegendes Krankheitsbild. Die Behandlung ist nur bei leichten Verlaufsformen ambulant möglich. Alle übrigen Patienten sollten – zumindest initial – stationär behandelt werden. Auch bei unsicherer häuslicher Versorgung ist eine stationäre Behandlung angezeigt.

Diagnostische Maßnahmen sollten den Therapiebeginn nicht hinauszögern. Deshalb empfiehlt sich nach Abnahme von Bronchialsekret und Blutkulturen (in 30-50 % positiv!) eine ungezielte Sofortbehandlung. Diese muss nach Erhalt des Antibiogramms angepasst werden.

 

Vorkommen

Die Pneumonie ist in den Industrieländern die am häufigsten zum Tode führende Infektionskrankheit. Weltweit steht sie in der Statistik der Todesursachen auf Platz 4.

Ätiologie

s. a. akute interstitielle Pneumonie; kryptogen organisierende Pneumonie ; desquamative interstitielle Pneumonie; LIP; RB-ILD; NSIP; IPF / UIP; atypische Pneumonie; Pneumocystis Pneumonie; käsige Pneumonie; Pneumokokkenpneumonie; Pneumonie;

Therapie

Eine Ausnahme der üblichen therapeutischen Maßnahmen liegt bei Patienten mit schweren Begleiterkrankungen und infauster Prognose vor. Bei ihnen tritt nicht selten in der terminalen Phase zusätzlich eine Pneumonie auf. Hier sollte das therapeutische Ziel ausschließlich auf einer symptomatischen Therapie beruhen, wie Sauerstoff, nicht-invasive Beatmung, Morphine, Erhaltung der Patientenautonomie (soweit möglich). Auf Antiinfektiva wird in diesem Stadium – meistens nach Rücksprache mit den Angehörigen – bewusst verzichtet, um den Sterbeprozess nicht zu verlängern.

Therapie bei ambulanten Patienten

  1. Für Patienten ohne Begleiterkrankungen, die keine Antibiose innerhalb der letzten 3 Monate erhalten haben, ist Aminopenicillin z.B. Amoxicillin 3x1g/d p.o. das Mittel der Wahl. Alternativen wären Makrolide wie z.B. Azithromycin 1x500 mg/d p.o. am 1. Tag, anschließend 250 mg/d p.o. (10% der Pneumokokken sind allerdings resistent gegenüber Makroliden) oder Tetracyclin wie z.B. Doxycyclin 2x100 mg/d p.o..

  2. Patienten mit Begleiterkrankungen, Bewohner von Pflegeheimen oder vorausgegangener Antibiose in den letzten 3 Monaten: Betalaktam als Mittel der Wahl z.B. Amoxicillin/Clavulansäure 2 -3x1g/d p.o. oder als Alternative Fluorchinolon der Gruppe 3 / 4 z.B. Levofloxacin 1-2x500 mg/d p.o..

Therapie bei stationären Patienten

Patienten ohne das Risiko einer Pseudomonas aeruginosa Infektion sollten Amoxicillin /Clavulansäure 3-4x2,2 g/d plus Makrolid z.B. Azithromycin 1x500 mg/d erhalten.

Patienten mit dem Risiko einer Pseudomonas aeruginosa Infektion sollten ein pseudomonaswirksames Penicillin plus Betalaktamasehemmer Piperacillin/Tazobactam 3-4x4,5g plus Fluorchinolon z.B. Levofloxacin 1-2x500mg/d erhalten.

Bei stationären Patienten wird die Antibiose i.d.R. intravenös gegeben, Ausnahme: Fluorchinolone. Die Therapiedauer beträgt ca. 5 – 7 Tage.

Spezielle Therapien bei einzelnen Formen der Pneumonie:

Therapie bei den interstitiellen Pneumonien:

akute interstitiellen Pneumonie (AIP): Bei der seltenen, aber mit hoher Letalität (>60 %) verbundenen akuten interstitiellen Pneumonie sind rein supportive Maßnahmen angezeigt, da es keine gesicherte medikamentöse Behandlung gibt. Eine intensivmedizinische Versorgung ist obligat.  Nicht selten werden Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits beatmet. Hier empfiehlt sich primär eine nicht-invasive Beatmung, da ansonsten durch den hohen Beatmungsdruck und die hohe inspiratorische Sauerstoffkonzentration die Erkrankung vermutlich noch beschleunigt wird. Nach Ausschluss aller wichtigen Differentialdiagnosen sollte – obwohl eine gesicherte Therapie bislang nicht gefunden werden konnte - ein Behandlungsversuch mit hochdosierten Steroiden durchgeführt werden:

- 5 Tage lang 2 x 500 mg Prednisolon

- danach 3 Tage lang 1 x 500 mg

- danach 3 Tage lang 1 x 250 mg

Über das weitere Vorgehen sollte danach anhand des Verlaufes entschieden werden. Vorsichtshalber empfiehlt sich unter der hoch dosierten Immunsuppression die gleichzeitige Gabe eines Antimykotikums: 

 z. B. Fluconazol und begleitend eine zusätzliche Antibiose, primär ein Zweitgenerations-Cephalosporin

z. B. Cefuroxim 3 x 1,5 g/d i.v. plus Makrolid

 z. B. Erythromycin 3 - 4 x 1 g/d i.v..

Kryptogen organisierte Pneumonie (COP): Bei 2/3 der Patienten kommt es unter Glukokortikoiden zu einer klinischen Genesung. Es ist aber auch möglich, dass die Erkrankung - trotz der Glukokortikoide - einen rasch progredienten tödlichen Verlauf nimmt.

Prednisolon: Sowohl die optimale Dosierung als auch die Behandlungsdauer sind bei den interstitiellen Lungenerkrankungen nicht bekannt. Folgende Schemata finden sich in der Literatur :

Initialdosis 0,5 - 1 mg/kg KG/Tag oral, aber nicht mehr als 50 mg/d. Diese Behandlung sollte 4-12 Wochen lang erfolgen und der Patient dann erneut eingehend nachuntersucht werden.

Initialdosis 1 mg/kg KG/Tag, aber nicht mehr als 50 mg/d. Nach 4 Wochen Halbierung der Dosis, nach weiteren 4 Wochen erneute Halbierung und eingehende Untersuchung des Patienten.

Desquamative interstitielle Pneumonie (DIP): Hierbei ist die wichtigste Maßnahme das Einstellen des Nikotinkonsums. Dadurch alleine sind Spontanremissionen möglich. Falls unter Nikotinkarenz keine Remission erreicht werden kann oder aber die Symptomatik initial sehr ausgeprägt ist, sollte eine Behandlung mit Glukokortikoiden erfolgen.

Prednisolon: Initialdosis 1 mg/kg KG/d, aber nicht mehr als 50 mg/d. Nach 4 Wochen Halbierung der Dosis, nach weiteren 4 Wochen erneute Halbierung.

Lymphozytäre interstitielle Pneumonie (LIP): Wegen der Seltenheit der Erkrankung gibt es keine eindeutigen Therapieempfehlungen. Im wesentlichen sollte die Grunderkrankung behandelt werden. Ein Behandlungserfolg mit Glukokortikoiden oder auch Immunsuppressiva sollte gfl. versucht werden.

Prednisolon:  Sowohl die optimale Dosierung als auch die Behandlungsdauer sind bei den interstitiellen Lungenerkrankungen nicht bekannt. Folgende Schemata finden sich in der Literatur :

Initialdosis 0,5 - 1 mg/kg KG/d oral, aber nicht mehr als 50 mg/d. Diese Behandlung sollte 4-12 Wochen lang erfolgen und der Patient dann erneut eingehend nachuntersucht werden.

Initialdosis 1 mg/kg KG/d, aber nicht mehr als 50 mg/d. Nach 4 Wochen Halbierung der Dosis, nach weiteren 4 Wochen erneute Halbierung und eingehende Untersuchung des Patienten.

Azathioprin: 2 mg/kg KG /d, aber nicht mehr als 150 mg/d. Die Dosis sollte in 50-mg-Schritten wöchentlich erhöht werden, bis die Zieldosis erreicht ist. Bemerkung: Bei nicht tolerierbaren Nebenwirkungen der Kortikoide oder bei älteren Patienten, kann man – in Anlehnung an die IFIGENIA-Studie – das Prednisolon mit 3 x 600 mg ACC kombinieren bzw. als alleinige Therapie einsetzen. Der Krankheitsverlauf scheint dadurch nicht negativ beeinflusst zu werden (die der Fibrose zu Grunde liegende chronische Entzündung reagiert vermutlich positiv auf die Verminderung der Antioxidantien). Unter der Behandlung sind i.d.R. – abgesehen von den Zysten – praktisch alle Veränderungen der Lunge reversibel. Hinweis: Aus den alveolären Konsolidierungen können sich Zysten entwickeln.

Respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung (RB-ILD): 

Alleine durch Nikotinkarenz deutliche Verbesserung der Erkrankung, selbst bei ausgeprägten interstitiellen Veränderungen. Eine Behandlung mit Kortikoiden ist i.d.R. nicht erforderlich.

Nicht spezifischen interstitiellen Pneumonie (NSIP): 

Bei Patienten mit NSIP sollte immer ein Therapieversuch unternommen werden, da die Erkrankung gut auf eine medikamentöse Behandlung anspricht. Mitunter sind Verläufe beschrieben, in denen die Patienten unter der Behandlung noch über Jahre hinweg stabil blieben. Selbst Komplettremissionen sind unter der Therapie möglich. Wenn fibrotische Veränderungen dominieren, ist der therapeutische Effekt ähnlich dem der  Idiopathischen pulmonalen Fibrose mit dem Bild einer gewöhnlich interstitiellen Pneumonie (IPF/UIP) (medikamentöse Maßnahmen haben nur eine begrenzte Wirkung; eine frühzeitige Listung zur Transplantation ist erforderlich).  Therapeutisches Vorgehen bei NSIP:

Zunächst sollte eine Monotherapie mit Prednison erfolgen. Erst bei unzureichender Wirkung oder im weiteren Verlauf zur Toxizitätsminderung des Kortisons wird zusätzlich Azathioprin gegeben.

Prednisolon: Initialdosis 1 mg/kg KG/d, aber nicht mehr als 50 mg/d. Nach 4 Wochen Halbierung der Dosis, nach weiteren 4 Wochen erneute Halbierung.

Azathioprin: 2 mg/kg KG /d, aber nicht mehr als 150 mg/d. Die Dosis sollte in 50-mg-Schritten wöchentlich erhöht werden, bis die Zieldosis erreicht ist.

Bei nicht tolerierbaren Nebenwirkungen der Kortikoide oder bei älteren Patienten, kann man – in Anlehnung an die IFIGENIA-Studie – das Prednisolon mit 3 x 600 mg ACC kombinieren bzw. als alleinige Therapie einsetzen. Der Krankheitsverlauf scheint dadurch nicht negativ beeinflusst zu werden (die der Fibrose zu Grunde liegende chronische Entzündung reagiert vermutlich positiv auf die Verminderung der Antioxidantien).

 

Idiopathischen pulmonalen Fibrose mit dem Bild einer gewöhnlich interstitiellen Pneumonie (IPF /UIP):

Derzeit ist keine Therapie bekannt, die die Überlebenszeit verlängern könnte. Die wichtigste Maßnahme ist daher die rasche Erkennung der Erkrankung und die Listung zur Lungentransplantation.

Die Listung sollte spätestens dann erfolgen, wenn sich die Erkrankung sowohl klinisch als auch anhand der Lungenfunktion als progredient darstellt. Dies ist der Fall, wenn in einem Zeitraum von 3 Monaten:

Vitalkapazität und totale Lungenkapazität um >10 % sinken

DLCO fällt um >15 % ab

Sauerstoffsättigung sinkt > als 4 % ab

Bemerkung: Früher wurden Therapien mit einer Kombination von Prednisolon und Azathioprin oder Cyclophosphamid durchgeführt. Es hat sich aber inzwischen gezeigt, dass diese therapeutischen Maßnahmen keine eindeutige Wirkung auf das Krankheitsgeschehen haben. Lediglich bei der Kombination von Prednisolon, Azathioprin plus zusätzlich 3 x 600 mg ACC ergaben sich laut IFIGENIA-Studie eine langsamere Verschlechterung der VC und DLCO. Es wird deshalb der Versuch dieser Medikation bei Patienten < 70 Jahren und fehlenden Kontraindikationen empfohlen.

Prednisolon: Initialdosis 1 mg/kg KG/d, aber nicht mehr als 50 mg/d. Nach 4 Wochen Halbierung der Dosis, nach weiteren 4 Wochen erneute Halbierung. Nach erneuten 4 Wochen sollte dann individuell über das weitere Vorgehen entschieden werden.

Azathioprin: 2 mg/kg KG /d, aber nicht mehr als 150 mg/d. Die Dosis sollte in 50-mg-Schritten wöchentlich erhöht werden, bis die Zieldosis erreicht ist.

ACC: 3 x 600 mg/d. Bei nicht tolerablen Nebenwirkungen unter den Glukokortikoiden und bei älteren Menschen kann auch das ACC als alleiniges Medikament verordnet werden. Eine Verschlechterung des Krankheitsverlaufes wurde darunter nicht beobachtet.

Sauerstoffgabe: Bei Hypoxämie sollte der Patient Sauerstoff erhalten, aber nur bis zu einer Dosis, bei der sich subjektiv die Luftnot verbessert hat. Es gibt Hinweise darauf, dass durch eine hohe Sauerstoffgabe über die Radikalbildung das Fortschreiten der Lungenfibrose beschleunigt wird.

Morphine: Wenn es im Endstadium zu einer massiven Ruhedyspnoe kommt, sollten zusätzlich Morphine in höheren Dosen zur symptomatischen Behandlung eingesetzt werden.

Beatmung: Eine Hyperkapnie tritt bei Patienten mit IPF - im Gegensatz zu solchen mit COPD - erst relativ spät auf. Bei Fällen, in denen frühzeitig eine Hyperkapnie zu beobachteten ist, bestand i. d. R. schon vorher eine COPD.

Die Beatmung der Patienten stellt bei diesem Krankheitsbild eine rein palliative Maßnahme dar, einzige Ausnahme: als Bridging-Maßnahme bis zur Transplantation. Es sollte auf jeden Fall eine Form der nichtinvasiven Beatmung gewählt werden. Bei einer invasiven Beatmung müsste mit einer sehr hohen Frequenz und mit einem niedrigen Volumen beatmet werden, da die Lunge in diesem Stadium eine erhebliche Steifigkeit und Volumenminderung aufweist. Ausnahme der invasiven Beatmung könnte lediglich z. B. eine infektbedingte Exazerbation bei ansonsten frühem Stadium der IPF sein.

Therapie der atypischen Pneumonie: Je nach Erreger können wirksam sein:

- Tetracycline; sind wirksam bei Mykoplasmen, Chlamydien, Coxiella burnetii u.a. ( z. B. Doxycyclin 2x100 mg/d p.o.)

- Makrolide; sind wirksam bei Haemophilus, Mykoplasmen, Chlamydien, Legionellen u.a. ( z. B. Azithromycin 1x1 g i.v., dann Reduzierung auf 1x500 mg/d)

- Fluorchinolone; sind wirksam bei Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Legionellen, Mykoplasmen, Chlamydien u. a. ( z. B. Levofloxacin 2 x 500 mg/d)

Die höchste Sterberate der atypischen Pneumonie finden wir bei der durch Legionellen (Fluorchinolone wirksam; z. B. Levofloxacin in Maximaldosis s.o.) ausgelösten Erkrankung. Sie beträgt - selbst bei adäquater Therapie - ungefähr 10 % und steigt bei Immunsupprimierten oder vorbestehenden Herz-Kreislauferkrankungen auf > 50% an.  Die Sterberate der übrigen Erreger ist deutlich niedriger. Bei einem schweren Krankheitsbild und dem berechtigten Verdacht auf atypische Erreger sollte man umgehend mit einer dualen Therapie beginnen, da die Diagnostik teilweise zeitaufwändig ist. Nach Erhalt des Erregernachweises Modifizierung der Antibiose.

Therapie der käsigen Pneumonie:

Sofern eine tuberkulöse Genese nachgewiesen wurde, besteht die Indikation zur antituberkulösen Therapie. Falls ein Pleuraerguss besteht, empfiehlt sich zur Vorbeugung einer Schwartenbildung die initiale Pleuradrainage. Die medikamentöse Behandlung der käsigen Pneumonie entspricht der Behandlung einer pulmonalen Tuberkulose und erfolgt immer mit einer Kombination von Medikamenten. Dazu stehen 4 Hauptsubstanzen als Mittel der 1. Wahl zur Verfügung: Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol. Mittel der 2. Wahl ist neuerdings - laut WHO - Streptomycin, da es nicht oral verabreicht werden kann und in mehreren Ländern für die Behandlung einer unkomplizierten Tuberkulose nicht mehr angewandt wird.

Bei täglicher Gabe wird folgende Dosierung empfohlen:

Isoniazid (INH) 5 mg/kg KW, max. 300 mg

Rifampicin (RMP) 10 mg/kg KW, max. 600 mg

Pyrazinamid (PZA) 25 mg/kg KW, max. 2500 mg

Ethambutol (EMB)15 mg/kg KW, max. 1600 mg

Unter einer Standard-Kurztherapie wird beim Erwachsenen eine 6-monatige Chemotherapie verstanden. In den ersten 2 Monaten, der sogenannten Initialphase, wird mit einer Kombination aus INH, RMP, PZA und EMB behandelt. In der daraufhin folgenden 4-monatigen Stabilisierungsphase wird lediglich mit einer Zweier-Kombination aus INH und RMP weiterbehandelt. Die Verabreichung der Medikamente sollte 1 x / Tag als Einzeldosis oral erfolgen. In manchen Ländern wird während der Stabilisierungshase die intermittierende Medikamentengabe mit 3 x wöchentlicher Einnahme praktiziert. Dieses Vorgehen wird in Deutschland nicht empfohlen, da die maximale Therapiesicherheit nur bei täglicher Einnahme der Medikamente gegeben ist. Sollten Zweifel an der regelmäßigen Einnahme der Medikamente bestehen, so muss die Einnahme ständig überwacht werden. Der Erfolg der Therapie sollte regelmäßig 1 x monatlich kontrolliert werden, einschließlich der Organe, die durch die Medikamenteneinnahme gefährdet sind. Dazu gehören:

Leberfunktion bei INH, RMP, PZA (additive Wirkung!)

ophthalmologische Kontrollen bei EMB

Nierenfunktion bei Aminoglykosiden

Audiogramm kontrollieren bei Aminoglykosiden

Blutzuckerkontrollen bei zusätzlicher Gabe von Kortison (s.o)

Regelmäßige Kontrolle des Körpergewichtes des Patienten.

Hinweis: Bei >80 % der Patienten sind nach 2 Monaten der Kombinationstherapie negative Kulturen zu erwarten.

Therapie der Pneumocystis Pneumonie:

Ohne Behandlung verläuft die PCP immer tödlich.

Das Mittel der Wahl ist Trimethoprim-Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol). Bei leichten bis mittelschweren Verläufen ist eine orale Gabe möglich (PaO2> 70 mmHg oder PA O2 – Pa O2< 35 mmHg unter Raumluft). Patienten mit einem PaO2 < 60 mmHg bei Raumluft sollten aber eine intravenöse Therapie erhalten.TMP 5 mg/kg plus SMX 25 mg/kg alle 6-8 Stunden p.o. (entspricht 2-3 x 2 Tabletten Cotrimoxazol forte pro Tag) oder als i.v. Gabe. Nebenwirkungen: Fieber, Hyperkaliämie, Zytopenien, Exanthem, Hepatitis

TMP plus Dapson: 5mg/kg alle 6-8 Stunden p.o. plus Dapson 100 mg/d p.o. Nebenwirkungen: Hämolyse (bei G6PD-Mangel), Methämoglobinämie, Fieber, gastrointestinale Störungen, Exanthem

Atovaquon: 2x750 mg/d p.o. Nebenwirkungen: Fieber, Exanthem. Hepatitis

Clindamycin plus Primaquin: 300-450 mg alle 6 Stunden p.o. oder 600 mg alle 6-8 h i.v. plus Primaquin 15-30 mg/d p.o. Primaquin ist in Deutschland nicht zugelassen und nur über die Internationale Apotheke erhältlich. Nebenwirkungen: Hämolyse (bei G6PD), Methämoglobinämie, Exanthem, Neutropenie

  • Pentamidin: 3-4 mg/kg/d i.v. Nebenwirkungen: Hypotonie, Azotämie, Arrhythmien, Pankreatitis, Hypokalzämie, Neutropenie, Hepatitis, Blutzuckerregulationsstörungen (eine lebensbedrohliche Hypoglykämie kann Tage oder Wochen nach der initialen Infusion auftreten!).

Begleitmedikation:

Prednison 2 x 40 mg/d über 5 Tage, dann 1 x 40 mg/d über 5 Tage, dann 1 x 20 mg/d über 11 Tage p.o. oder i.v. (s.a. weiter unten).

Bemerkung: Bei Patienten mit HIV-Infektion spricht die Therapie erst nach > 4-5 Tagen. Die Therapiedauer sollte 21 Tage betragen. Hier kommt es oft kurz nach Beginn der Therapie zu einer vorübergehenden Verschlechterung der respiratorischen Funktion. Bei gleichzeitiger Gabe von Glukokortikoiden lässt sich – zumindest bei HIV-Infizierten mit mittelschweren bis schwerer PCP – diese Komplikation verhindern. Bei leichter PCP und Nicht-HIV-Infizierten konnte der Nutzen des Kortisons bislang nicht geklärt werden. Bei Patienten ohne HIV-Infektion finden wir ein rascheres Ansprechen der Therapie (< 4-5 Tage). Hier reicht eine Therapiedauer von 14 Tagen.

 

Therapie der Pneumokokkenpneumonie

Pneumokokken reagieren sensibel auf Penicillin. Es treten aber immer häufiger Resistenzen auf, die regional sehr unterschiedlich sind. Die USA hat mit > 50 % die höchste Rate an Resistenzen, in Spanien, Ungarn und Frankreich beträgt sie bis 50 % und in Deutschland < 10 % und ist somit vernachlässigbar. Das Mittel der Wahl ist: 

Amoxicillin (3x1 g/d p.o.)

Bei bekannter Penicillinallergie sollte

Fluorchinolon (Moxifloxacin 1x400 mg/d oder Levofloxacin 1x500–750 mg/d) gegeben werden, wobei die Wirksamkeit von Moxifloxacin höher ist.

Clindamycin 600-1200 mg/d p.o. in Einzeldosen alle 6 Stunden (zu 90 % effektiv) oder Azithromycin 1x500 mg/d p.o., danach 250-500 mg/d p.o.) und Clarithromycin 1x500-750 mg/d p.o. (beide zu 80 % effektiv) sind untergeordnete Alternativen.

Bei Patienten mit Vorerkrankungen der Lunge (schwere COPD, Bronchiektasen etc.), empfiehlt sich Betalaktam als Mittel der Wahl z.B.

Amoxicillin/Clavulansäure 2x2g/d p.o.

alternativ Fluorchinolon z.B. Levofloxacin 1x750 mg/d p.o..

Therapie bei stationären Patienten 

Patienten sollten Amoxicillin /Clavulansäure 3-4x2,2 g/d plus Makrolid z.B. Azithromycin 1x500 mg/d erhalten.

Patienten mit dem Risiko einer zusätzlichen Pseudomonas aeruginosa Infektion sollten ein pseudomonaswirksames Penicillin plus Betalaktamasehemmer Piperacillin/Tazobactam 3-4x4,5g plus Fluorchinolon z.B. Levofloxacin 1-2x500mg/d erhalten.

Therapie bei stationären Patienten auf der Intensivstation:

Betalaktam z.B Cefotaxim 1-2 g i.v. alle 8 h, Ceftriaxon 1x2 g/d i.v. oder Ampicillin/Sulbactam 2g i.v. alle 8 h

PLUS

Makrolid z. B. oder Fluorchinolon wie z.B. Moxifloxacin 1x400 mg/d i.v.

Bei stationären Patienten wird die Antibiose i.d.R. intravenös gegeben, Ausnahme: Fluorchinolone.

Zur Therapiedauer finden sich unterschiedliche Angaben, da die optimale Behandlungsdauer nicht bekannt ist. Die meisten Empfehlungen sprechen von einer nach der Entfieberung noch mindestens 3-5 tägigen Fortsetzung der Antibiose.

Therapie der Pneumonie bei Immunsuppression:

Von einer Immunsuppression betroffen sein können Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten, bei Therapien mit Biologicals, einer Neutropenie unter Chemotherapie, bei Z. n. Organtransplantation oder Asplenie u.a.

Hier kommt ein breites potentielles Erregerspektrum einschließlich Pilze, opportunistischen Erregern u.a. in Frage.

Es empfehlen sich eine sorgfältige Diagnostik und ggf. das frühzeitige Konsil mit Infektiologen.

Therapie allgemein

An Allgemeinmaßnahmen sollten bei Patienten, soweit erforderlich, folgende durchgeführt werden:

  • körperliche Schonung
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr (wichtig bei Fieber und für die Sekretolyse)
  • ggf. Heparinisierung (Enoxaparin-Natrium z. B. Clexane; Dosierung: Körpergewicht dividiert durch 100 gerundet = ml Clexane; z. B. 45 – 64 kg = 60 mg Fertigspritze oder 65 – 84 kg = 80 mg Fertigspritze). Die Injektion erfolgt 1x/Tg subkutan.
  • ggf. Antithrombosestrümpfe
  • NaCl-Inhalationen
  • bei Hypoxie Sauerstoff per Nasensonde
  • nach klinischer Besserung frühzeitige Mobilisierung

 

Prognose

Die Prognose der Pneumonie wird – neben dem Erreger – vor allem ungünstig beeinflusst von folgenden Faktoren:

  • Alter des Patienten (ab dem 30ten Lebensjahr erhöht sich die Sterblichkeit pro Lebensdekade um 2–3%)
  • vorbestehenden Erkrankungen, insbesondere Herz- und Lungenerkrankungen, Diabetes mellitus, Alkoholabusus, u.a.
  •  angeborenen oder erworbenen Immundefekten
  • nosokomialer Pneumonie (hat eine Letalität von > 20 % und ist damit die häufigste tödlich verlaufende Krankenhausinfektion)

 

Literatur
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