Evidenz-basierte Medizin

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

EbM; Evidence-based Medicine

Definition

Methode zur Entwicklung einer sachgerechten Medizin mit Hilfe anerkannter Nachweise, wenn möglich auf Grundlage wissenschaftlicher, objektivierbarer und überprüfbarer Studien. Auf ihrer Basis soll es dem Arzt ermöglicht werden, eine möglichst hochstehende Medizin nach dem aktuellen Wissensstand zu praktizieren, ohne selbst jeden Tag viele Stunden neueste klinische Studienergebnisse zu überprüfen, um daraus praktische Handlungsanleitungen zu gewinnen.

Allgemeine Information

Evidenz-basierte Medizin (EbM) ist nicht auf randomisierte, kontrollierte Studien und Metaanalysen begrenzt. Sie beinhaltet die Suche nach der jeweils besten wissenschaftlichen Grundlage zur Beantwortung klinischer Fragestellungen.

Um etwas über die Genauigkeit eines diagnostischen Verfahrens zu erfahren, benötigt man gut durchgeführte Querschnittsstudien von Patienten, bei denen die gesuchte Krankheit klinisch vermutet wird, nicht zwingend aber eine kontrollierte Studie.

Für prognostische Fragestellungen benötigt man methodisch einwandfreie Follow-up-Studien von Patienten, die in einem einheitlichen, frühen Stadium ihrer Krankheit in die Studie aufgenommen wurden (Berücksichtigung von Einschlusskriterien!). Manchmal findet sich die benötigte Evidenz in experimentellen Grundlagendisziplinen wie Genetik oder Immunologie. Insbesondere bei der Frage nach Therapiemethoden sollten jedoch experimentelle Ansätze vermieden werden, da diese häufig zu falsch-positiven Schlüssen hinsichtlich der Wirksamkeit von Maßnahmen kommen.

Randomisierte, kontrollierte klinische Studien (RCT) und besonders systematische Übersichten dieser Studien informieren mit höherer Wahrscheinlichkeit korrekt; falsche Schlussfolgerungen sind weniger wahrscheinlich. Sie sind der "Goldstandard" zur Beantwortung der Frage, ob Therapiemaßnahmen nützen oder schaden.

Für bestimmte Fragestellungen sind keine kontrollierten Studien notwendig (etwa erfolgreiche Interventionen bei sonst fatalen Konditionen) oder es bleibt keine Zeit für klinische Studien. Falls keine Ergebnisse kontrollierter Studien vorliegen, muss die nächstbeste Evidenz (s.u. Evidenz, Evidenzlevel) gefunden und berücksichtigt werden.

Hinweis(e)

Der Begriff Evidenz-basiert ist eine krasse Fehlübersetzung des englischen Begriffes "evidence", der das Gegenteil von Evidenz bedeutet. Evidenz bezeichnet das "dem Augenschein nach Unbezweifelbare, das durch unmittelbare Anschauung oder Einsicht Erkennbare". Evident ist ein Sachverhalt, der unmittelbar ohne besondere methodische Aneignung klar auf der Hand liegt. .

Literatur
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  1. Ben-Arye E et al. (2003) Complementary medicine and psoriasis: linking the patient's outlook with evidence-based medicine. Dermatology 207: 302-307
  2. Bigby M et al. (2003) Appraising systematic reviews and meta-analyses. Arch Dermatol 139: 795-798
  3. Bigby M (2000) Evidence-based medicine in dermatology. Dermatol Clin 18: 261-276
  4. De Korte J et al. (2002) The suitability of quality-of-life questionnaires for psoriasis research: a systematic literature review. Arch Dermatol 138: 1221-1227

Weiterführende Artikel (4)

Evidenz; Evidenz-basiert; Evidenzlevel; Studie, klinische;
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