Synonym(e)
Definition
Clonidin ist ein zentraler alpha-2-Rezeptoragonist und gehört zur Arzneistoffgruppe der Antisympathotonika. Clonidin wurde ursprünglich zur Behandlung der arteriellen Hypertonie entwickelt und wird heute auch gegen die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS eingesetzt.
In der Ophthalmologie wird es als Augentropfen zur Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks eingesetzt.
Zu der Gruppe der alpha2-Adrenorezeptor-Agonisten gehören weiterhin:
- Moxonidin
- und
- alpha-Methyldopa.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Das Imidazolidin-Derivat Clonidin wirkt als zentraler alpha-2-Rezeptoragonist, wodurch es zu einer Verminderung der Sympathikus-Aktivität und zu einer Steigerung des Vagotonus kommt. Beide Wirkungen führen zuerst durch Senkung der Herzfrequenz zu einer Reduzierung des Herzzeitvolumens und dann zu einer Herabsetzung des peripheren Widerstandes. Auch die Blockade peripherer präsynaptischer alpha-2-Rezeptoren führt zu einer Verminderung der Noradrenalinausschüttung.
Im Auge senkt Clonidin bei lokaler Anwendung den intraokularen Druck. Dies erfolgt über eine Verbesserung des Kammerwasserabflusses durch Kontraktion der Muskelfasern des Ziliarmuskels. Hierdurch wird der Schlemmsche Kanal geöffnet. Das Kammerwasser kann besser abfließen. Weiterhin führen Clonidin-Augentropfen zusätzlich zu einer leichten Reduktion der Kammerwasserproduktion.
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Wirkungsspektrum
Clonidin wird oral gut resorbiert mit einer oralen Bioverfügbarkeit von 75 bis 100 Prozent. Clonidin verteilt sich rasch im Gewebe, passiert wegen seiner hohen Lipophilie die Blut-Hirn-Schranke. Die Eliminationshalbwertzeit unterliegt erheblichen interindividuellen Schwankungen; sie beträgt 8 bis 15 Stunden und kann je nach Nierenfunktion bis zu 30 Stunden betragen. Innerhalb von 96 Stunden werden ca. 70 Prozent des oral verabreichten Clonidins renal eliminiert, wovon 60 % der Dosis unmetabolisiert vorliegen. Ein geringer Teil wird in der Leber metabolisiert, der Hauptmetabolit p-Hydroxy-Clonidin ist pharmakologisch inaktiv und macht 7 bis 10% der ausgeschiedenen Menge aus. 20% der Gesamtmenge werden in den Fäzes ausgeschieden.
Anwendungsgebiet/Verwendung
Clonidin ist in Tablettenform, als Retardkapseln, als Augentropfen sowie als Injektionslösung verfügbar.
Indikation
Bei oraler Applikation wird Clonidin angewendet zur Behandlung der arteriellen Hypertonie, sofern sie nicht durch ein Phäochromozytom bedingt ist. In Form von Augentropfen wird Clonidin zur Behandlung der okularen Hypertension sowie bei allen Formen des Glaukoms angewendet. Hierbei tritt eine Senkung des Augeninnendrucks 15 bis 30 Minuten nach Eintropfen von Clonidin-Augentropfen ein, ist nach ca. 2 Stunden voll ausgeprägt und hält 8 bis 12 Stunden an.
Als Injektion wird Clonidin angewendet zur Behandlung der Symptome sympathoadrenerger Hyperaktivität (Tremor, Tachykardie, Hypertonie, Schwitzen, Unruhe, Tachypnoe) im Rahmen des akuten Alkoholentzugssyndroms.
Schwangerschaft/Stillzeit
Clonidin darf in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Clonidin passiert die Plazenta. Beim Feten kann es zu einer Senkung der Herzfrequenz kommen. In Einzelfällen wurde ein vorübergehender Blutdruckanstieg beim Neugeborenen post partum beobachtet. Es liegen keine hinreichenden Erfahrungen zu den Langzeitauswirkungen einer pränatalen Exposition vor.
Clonidin darf während der Stillzeit nicht angewendet werden, da Clonidin in die Muttermilch übergeht und nur unzureichende Daten über die Anwendung in der Stillzeit vorliegen.
Unerwünschte Wirkungen
Sehr häufig (≥ 1/10) kommt es unter der Anwendung von Clonidin zu:
- Schwindel
- Sedierung
- Orthostatische Hypotonie
- Mundtrockenheit
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) sind die Nebenwirkungen:
- Depression
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Obstipation, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen in den Speicheldrüsen
- erektile Dysfunktion
- Müdigkeit
Wechselwirkungen
Für Clonidin bestehen folgende Wechselwirkungen:
- Neuroleptika vom Phenothiazin- oder Butyrophenon Typ kardiotoxische Wirkung des Neuroleptikums (z. B. Verlängerung der QT Zeit, Kammerflimmern) kann verstärkt werden und zu bedrohlichen ventrikulären Arrhythmien vor allem bei vorgeschädigtem Myokard führen.
- Neuroleptika vom Phenothiazin- oder Butyrophenon Typ kardiotoxische Wirkung des Neuroleptikums (z. B. Verlängerung der QT Zeit, Kammerflimmern) kann verstärkt werden und zu bedrohlichen ventrikulären Arrhythmien vor allem bei vorgeschädigtem Myokard führen.
- Antihypertonika, Vasodilatanzien oder Diuretika Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung möglich.
- Beta-Blocker Bradykardien und Herzrhythmusstörungen (AV Block) möglich. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine periphere Gefäßerkrankung ausgelöst oder verstärkt wird.
- Herzglykoside Bradykardien und AV Dissoziationen möglich.
- Trizyklische Antidepressiva, blutdrucksteigernde oder Natrium und Wasser retinierenden Substanzen, wie z. B. nicht-steroidalen Antirheumatika Abschwächung der blutdrucksenkenden Wirkung möglich.
- Zentral dämpfende Pharmaka (Hypnotika, Sedativa); Wirkung wird wechselseitig verstärkt oder unvorhersehbar verändert.
- Alpha-2-Rezeptorenblocker wie Tolazolin oder Phentolamin blutdrucksenkende Wirkung von Clonidinhydrochlorid wird durch Tolazolin oder Phentolamin abgeschwächt oder aufgehoben.
- pharmakologisch ähnlich wirkende Stoffe wie α-Methyldopa, Guanfacin, Guanabenz oder Reserpin
Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
Bestimmte Erregungsbildungs- und Erregungsleitungsstörungen des Herzens, z. B. Sinusknotensyndrom oder AV Block II. und III. Grades
Herzfrequenz < 50 / Minute (Bradykardie)
Major Depression (depressive Störung)
Ausgeprägte Hypotonie; eine hypovolämiebedingte Hypotonie ist vor Therapiebeginn auszugleichen