Synonym(e)
Einteilung
Bicalutamid (Summenformel: C18H14F4N2O4S), ist ein oral anzuwendender, hochaffiner und selektiver Androgen-Rezeptor-Antagonist. Er bindet etwas schwächer an den Rezeptor als z.B. Apalutamid. Die Halbwertszeit liegt bei zirka 7 Tagen.
Bicalutamid ist zugelassen für die Behandlung erwachsener Männer entweder als alleinige Therapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Bicalutamid ist ein selektiver Androgenrezeptor(AR)-Inhibitor, der direkt an die Liganden-bindende Domäne des Rezeptors bindet. Damit wird das Andocken seines natürlichen Liganden (Testosteron) und die dadurch vermittelte Transkription verhindert. Bicalutamid vermindert die Proliferation der Tumorzellen, wirkt Apoptose-steigernd und somit antitumoral.
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Unerwünschte Wirkungen
Zu den sehr häufig auftretenden Nebenwirkungen gehören eine Vergrösserung der Brustdrüse, Berührungsempfindlichkeit der Brust, Hitzewallungen, Verstopfung, Beckenschmerzen, Rückenschmerzen, allgemeine Schmerzen und Schwäche. Nierenfunktionstörungen können vorkommen, ebenso Leberfunktionsstörungen, Leberversagen
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: sehr häufig: Exantheme ; häufig: Alopezie, Nachwachsen von Haaren/Hirsutismus, trockene Haut, Pruritus
Selten: Photosensibilitat
Weiterhin: Anämie, Diabetes mellitus, Schmerzen Schüttelfrost, Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen, schnelle Ermüdbarkeit, Somnolenz, Schlafstörungen, Schwindel.
Wechselwirkungen
Bicalutamid ist ein potenter Enzyminduktor ist, zum Beispiel von CYP3A4, -2C19 und -2C9, und Arzneistoff-Transporter wie PGP induziert. Somit kann es die Wirksamkeit zahlreicher Arzneistoffe beeinflussen. Die gleichzeitige Anwendung mit Warfarin und Cumarin-ähnlichen Antikoagulanzien sollte vermieden werden.
Hinweis(e)
Mit 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr betrifft jedes vierte diagnostizierte maligne Tumorleiden bei Männern ein Prostatakarzinom. Solange das Prostatakarzinom lokal begrenzt ist, erfolgt in der Regel zusätzlich zu einer Strahlenbehandlung eine Androgendeprivationstherapie (ADT, Hormonblockade, chemische Kastration). Steigt der Blutspiegel des Markerproteins PSA weiter, gilt der Tumor als kastrationsresistent. Tumorzellen können in dieser Situation selbst vermehrt Androgene produzieren oder nach Amplifikation und Mutation des Androgenrezeptor-Gens oder durch veränderte Kofaktoren des Androgenrezeptors auch sehr niedere Androgenkonzentrationen zu vermehrtem Tumorwachstum nutzen.
Leitliniengerecht wurde beim Prostatakarzinom in der Vergangenheit bei gering symptomatischer Erkrankung ohne Nachweis von Metastasen ein Abwarten unter Beibehaltung der konventionellen Androgendeprivationstherapie empfohlen. Für diese Patienten stellen nichtsteroidale Androgenrezeptor-Inhibitoren wie Bicalutamid eine gut validierte Option dar, die die Zeit bis zur Metastasierung deutlich nach hinten verschiebt und das Überleben verlängert.
Nicht-steroidale Antiandrogene wurden erstmals in den 1970er Jahren entdeckt. Die Zulassung des ersten Wirkstoffs dieser Stoffgruppe, Flutamid, erfolgte 1989 in den USA. Flutamid wird vergleichsweise schnell abgebaut. Mit dem Nachfolger Bicalutamid wurde 1995 in den USA ein Wirkstoff zugelassen, der eine vielfach längere Wirkdauer und zudem bessere Leber-Verträglichkeit aufweist. Es gibt zahlreiche preisgünstige Generika mit dem Wirkstoff Bicalutamid.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Carswell CI et al. (2002) Bicalutamide: in early-stage prostate cancer. Drugs, 2002, 62(17), 2471-79
- Chi KN et al. (2019) Apalutamide for Metastatic, Castration-Sensitive Prostate Cancer. N Engl J Med 381: 13–24
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- Scher HI et al.(2015) Prevalence of Prostate Cancer Clinical States and Mortality in the United States: Estimates Using a Dynamic Progression Model. PLoS One 10: d0139440
- Smith MR et al. (2018) Relationship of time to metastasis (TTM) and site of metastases in patients (pts) with nonmetastatic castration-resistant prostate cancer (nmCRPC): Results from the phase 3 SPARTAN trial. J Clin Oncol 36 (suppl; abstr 5033) & Poster Session, ASCO 2018, Abstract 5033: meetinglibrary. asco.org/record/163132/abstract.