Antibiotika und Gewichtszunahme

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Definition

Die Beziehung zwischen Antibiotika und Gewichtszunahme ist seit langem bekannt. Seit den 1940er Jahren werden Tetracycline mit einer Gewichtszunahme bei menschlichen Säuglingen und bei Kindern in Verbindung gebracht. Auch bei Erwachsenen konnte im Gefolge antibiotischer Therapien signifikante Gewichtszunahmen nachgewiesen werden (Rosenberg IH et al. 1974; Haight TH et al. 1995). Folglich wurden Antibiotika auch beim Menschen als ergänzende Therapie bei Unterernährung eingesetzt (Trehan I et al. 2013; Smith MI et al. 2013). Fälle von erworbener Fettleibigkeit konnten auch mit der Eradikationstherapie für Helicobacter pylori assoziiert werden (Lane JA et al. (2011). Für Antimykotika und Virostatika konnte eine gewichtsförderne Wirkung dagegen nicht nachgewiesen werden.  

Bekannt ist, dass Vancomycin bei Erwachsenen zu einer verminderten mikrobiellen Vielfalt des Darms, mit Gewichtszunahme und erworbenen Fettleibigkeit führt (Million M et al. 2013; Thuny F et al. 2010). Fälle von erworbener Fettleibigkeit konnten auch mit der Eradikationstherapie für Helicobacter pylori assoziiert werden (Lane JA et al. (2011).  

In der Tiermast ist der Einsatz von Antibiotika schon lange bekannt. Eingesetzt wurden: MakrolideTetrazykline und Penizilline.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Die langfristige orale Verabreichung von Doxycyclin führt zu einer signifikanten Abnahme der Bacteroidetes, Firmicutes, Lactobacillus und des gesamten Bakteriengehalts im Darm. So wurde eine Gewichtszunahme mit einem spezifisch veränderten Profil der bakteriellen Darmmikrobiota in Verbindung gebracht, einschließlich einer Abnahme des Quotienten Firmicutes/Bacteroidetes und einer geringeren bakteriellen Vielfalt (Angelakis E et al. 2014). M. smithii scheint dabei eine dominierende Rolle zu spielen. In einem Tiermodell konnte nachgewiesen werden, dass der Grad und die Dichte der Besiedlung mit M. smithii mit dem Ausmaß der Gewichtszunahme korreliert (Angelakis E et al. 2014). 

Hinweis(e)

Antibiotika wurden in der Vergangenheit häufig als ergänzende Therapie bei Unterernährung eingesetzt (Trehan I et al. 2013; Smith MI et al. 2013). Dieser Ansatz hat viele Forscher dazu veranlasst, die Auswirkungen der im frühen Säuglingsalter verabreichten Antibiotika auf die Fettleibigkeit im Kindesalter zu erforschen. So wurde der Einsatz von Vancomycin mit einer verminderten mikrobiellen Vielfalt des Darmes, mit Gewichtszunahme und erworbener Fettleibigkeit bei Erwachsenen in Verbindung gebracht (Million M et al. 2013; Thuny F et al. 2010). 

Obwohl sich die Veränderungen in der Darmmikrobiota nach einer kurzfristigen Antibiotikatherapie wieder zurückbilden, kann eine Langzeittherapie zu tiefgreifenden Veränderungen führen.

Literatur
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  1. Angelakis E et al. (2014) Abnormal weight gain and gut microbiota modifications are side effects of long-term doxycycline and hydroxychloroquine treatment. Antimicrob Agents Chemother 58:3342-3347.
  2. Haight TH et al. (1995) Effect of prolonged antibiotic administration on the weight of healthy young males. J Nutr 56:151–161
  3. Lane JA et al. (2011) Randomised clinical trial: Helicobacter pylori eradication is associated with a significantly increased body mass index in a placebo-controlled study. Aliment Pharmacol Ther 33:922–929.
  4. Million M et al. (2013) Lactobacillus reuteri and Escherichia coli in the human gut microbiota may predict weight gain associated with vancomycin treatment. Nutr Diabetes 3:e87.
  5. Rosenberg IH et al. (1974) Infant and child enteritis-malabsorption-malnutrition: the potential of limited studies with low-dose antibiotic feeding. Am J Clin Nutr. 27:304–309
  6. Smith MI et al. (2013) Gut microbiomes of Malawian twin pairs discordant for kwashiorkor. Science 339:548–554.
  7. Thuny F et al. (2010) Vancomycin treatment of infective endocarditis is linked with recently acquired obesity. PLoS One 5:e9074. 10.1371/journal.pone.0009074
  8. Trehan I et al. (2013) Antibiotics as part of the management of severe acute malnutrition. N. Engl. J. Med. 368:425–435.

Weiterführende Artikel (4)

Doxycyclin; Makrolide; Penicilline; Tetrazykline;
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