MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP) D12.6

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Guido Gerken

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Zuletzt aktualisiert am: 08.11.2024

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Synonym(e)

MAP; MHY associated polyposis; OMIM: 608456

Definition

Autosomal-rezessiv vererbte adenomatöse Polyposis Erkrankung, die wie die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) durch das Auftreten multipler Polypen des Dickdarms gekennzeichnet (histologisch größtenteils Adenome) ist. MUTYH ist das Akronym für „MutY DNA Glycosylase“ einer DNA-Glykolase.

Vorkommen/Epidemiologie

1% der Bevölkerung sind  Träger der MUTYH-Gen-mutation. Der Erbgang hat vor allem zur Folge, dass - im Gegensatz zu FAP - Kinder genetisch belastet sein können, ohne dass die Eltern phänotypische Anzeichen haben. Allerdings müssen beide Elternteile Träger der Erbanlage sein.  Aus dem dem Erbgang resultiert, dass Geschwister eines MAP-Patienten ein 25%iges Risiko besitzen, ebenfalls an dieser Erbkrankheit erkrankt zu sein. Kinder eines MAP-Patienten sind stets Träger dieser Erbkrankheit.

Kinder eines MAP-Patienten haben daher eine Wahrscheinlichkeit von 0,5 % (homozygotes Erbmaterial und heterozygotes Erbmaterial; 1 %, dass sich durch zwei mögliche Genotypen auf 0,5 % reduziert)

Ätiopathogenese

Beide Eltern der Patienten tragen das mutierte Gen nur auf einer Genkopie, die andere Genkopie ist unverändert und kann die Mutation ausgleichen. Sie sind daher gesund, aber sog. heterozygote Anlageträger. Die Geschwister einer erkrankten Person haben ein Risiko von 25 %, ebenfalls zu erkranken.

Mutation im MUTYH-Gen (MYH- Gen) auf Chromosom 1p34.1.  Das MUTYH-Gen kodiert ein Protein, eine Glycosylase, die im Zellkern und den Mitochondrien der Zelle lokalisiert ist und DNA-Schäden repariert.  MUTYH ist ein Bestandteil eines Basen-Exzisionsreparatursystems, das die genomische Information vor oxidativen Schäden schützt.

Die Basenpaare kommen in der Regel nur in zwei Formen vor: Adenin mit Thymin und Guanin mit Cytosin. Infolge von oxidativen Schäden kann Guanin mit Adenin ein Basenpaar bilden. Die  MUTYH-Glycosylase, erkennt diese Fehlpaarung und repariert sie.  Wenn MUTYH durch eine biallelische Keimbahnmutation beeinträchtigt wird, führt dies zur Mutation krebsbezogener Gene wie der APC- und/oder der KRAS-Gene durch eine G-zu-T-TransversionDie MUTYH-Glykolase ist überexprimiert in CD4-T Zellen, in der Prostata, dem Kolon und dem Rektum. 

Das Polyposis-Syndrom ähnelt phänotypisch oft einer abgeschwächten Form der familiären adenomatösen Polyposis. Für die Entwicklung der Krankheit sind Mutationen in beiden Allelen des Gens erforderlich, aber bei Trägern monoallelischer Mutationen wird ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs festgestellt (Toboeva MK et al. 2019). Bei kaukasischen Patienten werden häufig die Mutationen c.536A>G (Y179C) und c.1187G>A (G396D) festgestellt. In der asiatischen Bevölkerung sind Y179C und G396D selten, während andere Varianten als Hauptursachen für MAP gelten.

Manifestation

Das mittlere Erkrankungsalter für ein Kolonkarzinom (v.a. im proximalen Teil des Kolons) bei MAP liegt bei 50 Jahren. Sie entstehen präferenziell im proximalen Teil des Kolons.

Prophylaxe

Einem homozygoten Träger einer MUTYH-Genmutation werden regelmäßige Koloskopien ab dem 30. Lebensjahr empfohlen.

Hinweis(e)

Es besteht ein hohes Entartungsrisiko für ein kolorektales Karzinom.

In der Regel ähnelt der klinische Verlauf dem der abgeschwächten, milden Form der FAP (der attenuierten FAP auch AFAP genannt). Die Polypen treten wie bei der AFAP in der Regel später und weniger zahlreich als bei der klassischen FAP auf. Auch steigt das Entartungsrisiko Dickdarmkrebs bei unbehandelten Patienten oft erst im 5. oder 6. Lebensjahrzehnt an.

Adenome im Duodenum treten bei der AFAP seltener als bei der FAP auf. Extragastrointestinale Krankheitssymptome fehlen weitgehend. In seltenen Fällen sind die kolorektalen Karzinome mit Pilomatrikomen assoziiert.

Unter den Polypen findet man gehäuft sowohl hyperplastische als auch "sessile serratierte Adenome (Läsionen)".

Literatur
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  1. Nielsen M et al. (2011) MUTYH-associated polyposis (MAP). Crit Rev Oncol Hematol 79:1-16.
  2. Papp J et al. (2015) Contribution of APC and MUTYH mutations to familial adenomatous polyposis susceptibility in Hungary. Fam Cancer 15: 85-97.
  3. Toboeva MK et al. (2019) MutYH-associated polyposis. Ter Arkh 91:97-100.
  4. Yamaguchi S et al. (2014) MUTYH-associated colorectal cancer and adenomatous polyposis. Surg Today 44:593-600.

Weiterführende Artikel (2)

MUTYH-Gen; Sessile serratierte Läsion;

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