TungiasisB88.1

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Sandflohbefall; Tunga-penetrans-Infektion

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Außereuropäische Epizoonose, die durch das Eindringen des begatteten weiblichen Sandflohes (Tunga penetrans) in die menschliche Haut hervorgerufen wird. Als Reiseerkrankung selten auftretend, findet sich die Parasitose häufig in ärmlichen Wohngegen der Subsahara (dort als "Jiggers" bezeichnet, in Südamerika und in der Karibik.   

Vorkommen/Epidemiologie

Tropische Regionen Afrikas und Amerika/Mexiko/Argentinien, karibische Inseln, subtropische Gebiete Asiens. Betrifft auch Reiserückkehrer.

Lokalisation

Vorzugsweise an den Füßen (Plantae, subungual, interdigital), auch andere Körperpartien (beim Liegen auf der Erde) können befallen werden.

Klinisches Bild

Einige Tage nach Eindringen der Flöhe (1-100) Ausbildung von entzündlichen, mäßig schmerzenden, bis erbsgroßen, rötlichen, prallelastischen Papeln oder Knoten. Zentral zeigt sich oft ein schwarzer Porus (= Parasit). Juckreiz, Druckschmerz.  Komplikativ sind furunkuloide Abszesse.

Der Parasit erreicht innerhalb von 7-14 Tagen eine Größe bis zu 0,5cm. Das hintere Ende des Flohs mit den Atem- und Geschlechtsöffnungen ragt aus der Haut heraus. Nach Ausstoßen der Eier (bis zu 300 Eier) und des toten Flohs bleibt eine grübchenartige Vertiefung zurück.

Seltener sind Krankheitsbilder mit disseminierten stark juckenden Papeln an den Auflageflächen.

Komplikation(en)

Therapie allgemein

Zunächst Abtöten des Sandflohs durch einen mit Äther, Terpentinöl oder Petroleum getränkten Tupfer, anschließend Entfernen des Sandflohs mittels Nadel oder feiner Pinzette. Gelegentlich ist die Exzision notwendig.

Bei multiplem Befall: Therapieversuch mit Ivermectin, Metrifonat, Thiabendazol 

Externe Therapie

Der Flohkörper kann mittels Skalpell und Pinzette entfernt werden. Weiterhin  antiseptische Therapie z.B. mit Clioquinol (z.B. Linola-Sept) 1mal/Tag abends oder Fusidinsäure (z.B. Fucidine Salbe).

Interne Therapie

Bei eitriger Sekundärinfektion systemische Antibiose nach Antibiogramm, in schweren Fällen innerlich antiparasitäre Therapie mit Tiabendazol (Mintezol) 25-50 mg/kg KG/Tag über 2-4 Tage.

Prophylaxe

Reisende sollten über das Vorkommen der Erkrankung in ländlichen Gebiete aufgeklärt werden. Es empfiehlt sich in Orten mit hoher Parasitenlast (ärmliche Wohngegenden) das Tragen von Strümpfen und geschlossenen Schuhen.   

Hinweis(e)

Der Sandfloh macht seine Entwicklung vom Ei, über Larve, Puppe zum adulten Floh im Erdboden durch. Die Infektion tritt auf, wenn der Floh die Haut penetriert. Er kann bis zu 40 cm hoch springen.

Literatur

  1. Caumes E et al. (1995) Dermatoses associated with travel to tropical countries: a prospective study of the diagnosis and management of 269 patients presenting to a tropical disease unit. Clin Infect Dis 20: 542-548
  2. Eisele M et al. (2003) Investigations on the biology, epidemiology, pathology and control of Tunga penetrans in Brazil: I. Natural history of tungiasis in man. Parasitol Res 90: 87-99
  3. Gelmetti C et al. (2000) Tungiasis in a 3-year-old child. Pediatr Dermatol 17: 293-295
  4. Heukelbach J et al. (2002) Ectopic localization of tungiasis. Am J Trop Med Hyg 67: 214-216
  5. Khan Durani B, Hartschuh W (2007) Verruköser Knoten an der rechten Fußaußenkante. JDDG 5: 417-418
  6. Richarz U et al. (1985) Tungiasis-eine Ferntourismusinfektion. Akt Dermatol 11: 181-182
  7. Schuller-Petrovic S, Mainitz M, Böhler-Sommeregger K, (1987) Tungiasis-eine immer häufigere Urlaubsdermatose. Hautarzt 38: 162-164
  8. Veraldi S et al. (2000) Tungiasis has reached Europe. Dermatology 201: 382
  9. v. Stebut E et al. (2015) Reisdermatosen. Akt Dermatol 41: 433-439

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024