Tumeszenz-Anästhesie

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Definition

Seit etwa 1987 bekannte Regionalanästhesie der Haut und des Unterhautfettgewebes durch Applikation großer Mengen eines etwa 100fach verdünnten Lokalanästhetikums. Auf diese Weise können große Körperareale in Lokalanästhesie operiert werden, die früher nur in Vollnarkose behandelt werden konnten.

Allgemeine Definition

Als Trägersubstanz werden i.A. physiologische Kochsalzlöung oder Ringer-Lösung verwendet. Der wichtigste Effekt der Trägerlösung besteht in der Aufquellung des Gewebes. Das Lokalanästhetikum besteht aus Prilocain (bevorzugt) Ropivacain oder Lidocain. Bicarbonat kann als Zusatz zur Tumeszenzlösung dienen, um eine Erhöhung des Gewebe pH`s zu erzielen. Hierdurch erfolgt eine bessere Penetration der Substanzen ins Gewebe.

Durchführung

Infiltration großer Volumina (2,0 bis max. 6,0 l) eines verdünnten Lokalanästhetikums (s. Tab.). Die Einwirkzeit bis zu sicherer Anästhesie sollte eine Stunde nicht unterschreiten.

Unerwünschte Wirkungen

Cave! Anstieg des Meth-HB. Empfehlenswert sind bei der Durchführung ein regelmäßiges Monitoring der O2-Sättigung und des Meth-HB. Prophylaktisch ist die intravenöse Gabe von Vitamin C zu empfehlen. Bei schnellem Anstieg des Meth-HB, langsame intravenöse Gabe von Methylenblau (1-2 mg/kg KG i.v.), ggf. nach 4-6 Std. wiederholen.

Komplikation(en)

Komplikationen treten bei etwa 1,5% der Fälle auf. Die große Menge Lokalanästhetikum kann zu schweren Herz-Kreislaufproblemen und Herzrhythmusstörungen führen.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Acosta AE (1997) Clinical parameters of tumescent anesthesia in skin cancer reconstructive surgery. A review of 86 patients. Arch Dermatol 133: 451-454
  2. Breuninger H (2009) Geschichte der Tumeneszenz-Anästhesie. Akt Dermatol 35: 290-292
  3. Grassegger A, Haussler R et al. (2001) Is the use of tumescence anesthesia in general anesthesia contraindicated? Anaesthesist 50: 363-364
  4. Hempel V (2001) Is the use of tumescence anesthesia in general anesthesia contraindicated? Anaesthesist 50: 363-364
  5. klein JA (1987) The tumenescent technique for liposuction surgery. Am J Cosmet Surg 4: 263-267
  6. Selzle KET al. (2001) Tumescence local anesthesia in venous surgery. Zentralbl Chir 126: 517-521
  7. Weinberg GL et al. (1997) Malignant ventricular dysrhythmias in a patient with isovaleric academia receiving general and local anesthesia for suction lipectomy. J Clin Anesth 9: 668-670

Tabellen

Tumeszenz-Lösung nach Sattler

Wirkstoff*

Menge*

Prilocain (in der Lösung nach Klein wird Lidocain verwendet)

500 mg

Epinephrin

1 mg

Natriumhydrogencarbonat

500 mg

Natriumchlorid

9.000 mg

* Die aufgeführten Mengen/Wirkstoffe beziehen sich auf jeweils 1 l Lösung nach Sattler


Vorteile

Nachteile

Exzellente Analgesie großer Areale

Tumeszenflüssigkeit im Op-Areal

Geringer Blutverlust

Erheblicher Zeitaufwand für die Analgesie

Anhaltende postoperative Analgesie

Deutliche Stresssituation für Patienten und Operateur

Frühmobilisation

Notwendige Patientenführung während der Operation

Geringe präoperative Diagnostik (Blutbild, Gerinnung, evtl. EKG)

Durchfeuchtung der Verbände durch austretende Anästhesieflüssigkeit

Verweisende Artikel (3)

Liposuction; Lokalanästhesie; Lokalanästhesie;

Weiterführende Artikel (1)

Lokalanästhesie;
Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024