Definition
Tirbanibulin ist ein topischer Mikrotubuli-Inhibitor mit einem selektiven antiproliferativen Wirkmechanismus.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Tirbanibulin ist nicht nur ein "nicht-ATP-kompetitiver Inhibitor der proto-onkogenen Nicht-Rezeptor-Tyrosinkinase (SRC)" sondern zugleich ein starker Tubulin-Hemmer (s.u. Mikrotubuli).
Tirbanibulin hemmt den SRC-Signalweg. Die Tyrosinkinase SRC, früher als C-SRC -bezeichnet, (SRC=ist das Akronym für „cellular und sarcoma“) eine Tyrosine-Protein Kinase, die mit der Zellmembran assoziiert vorliegt. SRC ist ein Protoonkogens und gilt als das bestuntersuchte Protoonkogen überhaupt.
In zellbasierten Experimenten konnte gezeigt werden, dass Tirbanibulin bei niedrigen nanomolaren Konzentrationen eine Tubulin-Depolymerisation und einen Stillstand des Zellzyklus in der G2/M-Phase auslöst. Es wirkt ähnlich wie Colchicin (Niu L et al. 2019). Dabei bindet es reversibel an die Colchicin-Bindungsstelle auf β-Tubulin bindet und löst damit einen zellulären Effekt (G2/M-Zellzyklus-Stillstand) aus. Die reversible Bindung von Tirbanibulin erklärt seine klinisch geringe Toxizität (Niu L et al. 2019).
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Anwendungsgebiet/Verwendung
Tirbanibulin, in Salbenform appliziert, ist indiziert für die Feldtherapie nicht-hyperkeratotischer, nicht-hypertropher aktinischer Keratosen (Olsen-Grad I) im Gesicht oder auf der Kopfhaut bei Erwachsenen. Tirbanibulin wird in Salbenform angeboten und ist nur für die äußerliche Anwendung bestimmt.
Dosierung und Art der Anwendung
Tirbanibulin-Salbe sollte in einer dünnen Schicht auf das Behandlungsareal von bis zu 25 cm2 über einen Behandlungszyklus von fünf aufeinanderfolgenden Tagen einmal täglich auf das Behandlungsareal im Gesicht oder auf der Kopfhaut aufgetragen werden. Rund acht Wochen nach Behandlungsbeginn kann der therapeutische Effekt beurteilt werden.
Das Behandlungsareal ist vor der Anwendung mit Wasser und einer milden Seife zu reinigen und sollte dann abgetrocknet werden. Dnach sollte die Salbe aus dem Einmalbeutel auf eine Fingerspitze gedrückt werden und in einer dünnen Schicht gleichmäßig auf das gesamte Behandlungsareal von bis zu maximal 25 cm2 aufgetragen werden. Es wird empfohlen die Salbe täglich ungefähr zur gleichen Uhrzeit aufzutragen. Das so behandelte Areal sollte über einen Zeitraum von ca. 8 Stunden nicht gewaschen oder berührt werden.
Cave: Vor und direkt nach dem Auftragen der Salbe Hände mit Wasser und Seife waschen!
Unerwünschte Wirkungen
- Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren lokale Hautreaktionen. Diese umfassten an der Applikationsstelle unter anderem: Erytheme (91%)
- Schuppenbilung/Schuppung (82%)
- Verkrustung (46%)
- Schwellung (39%)
- Erosion/Ulzeration (12%)
- Schmerzen (10%)
- Juckreiz (9%)
- Bläschen-/Pustelbildung (8%)
Hinweis(e)
Tirbanibulin wurde im Dezember 2020 in den USA für die medizinische Anwendung zugelassen. Es ist in diesem Anwendungsgebiet der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse (first in class). Im Juli 2020 folgte die Zulassung für die Europäische Union.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- S3-Leitlinie Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut. AWMF-Leitlinie 032/022OL; März 2020.
- Blauvelt A et al. (2021) Phase 3 trials of tirbanibulin ointment for actinic keratosis. N Engl J Med 2021; 384: 512–20.
- Klisyri (Almirall) Beipackzette: https://image.wub service.de/resources/static/des/210901/12/85/128549.pdf
-
Niu L et al. (2019) Reversible binding of the anticancer drug KXO1 (tirbanibulin) to the colchicine-binding site of β-tubulin explains KXO1's low clinical toxicity. J Biol Chem 294:18099-18108.