Strahlenfibrose kutane L59.8

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Kutane Strahlenfibrose, Röntgenfibrose

Definition

Fibrose ist eine häufige, unerwünschte Wirkung der Strahlentherapie. Derzeit gibt es noch keine wirksamen Behandlungen zur Verhinderung oder Umkehrung der strahleninduzierten fibrotischen Erkrankungen der unterschiedlichen Organe. S.a. Radiodermatitis chronica; s.a. Kutanes Strahlensyndrom

Der Schweregrad der Strahlenfibrose wird von mehreren Faktoren beeinflusst und ist tendenziell ausgeprägter bei älteren Patienten, bei größeren Tumoren, höheren Strahlendosen, dem Behandlungsvolumen und bei Patienten, die sich anderen Behandlungsmodalitäten wie Operation und Chemotherapie unterzogen haben. Selbst bei Patienten, die mit modernen Techniken wie der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) behandelt werden, liegt die Häufigkeit immer noch bei 30 %. Der Schweregrad der Fibrose wird erheblich von der individuellen Strahlenempfindlichkeit und dem Vorhandensein genetischer Syndrome wie z.B. der (seltenen) Ataxia telangiectasia und dem Marfan-Syndrom anderen beeinflusst. 

Die Strahlenfibrose zeigt sich am deutlichsten im Hautgewebe und kann eine langfristige Folge der Strahlendermatitis sein. Insbesondere der Schweregrad der akuten Hautreaktionen am Ende der Strahlentherapie hat sich als prognostischer Faktor für die Entwicklung einer Strahlenfibrose erwiesen (Nevens D et al. 2017). Die chronische Strahlenhautfibrose ist nicht nur eine kosmetische Belastung, sondern auch ein prädisponierender Faktor für Komplikationen durch eine schlechte Wundheilung sowie rarefizierter Gefäße. Fibrose in der Haut kann zu Xerose, Dyspigmentierung, epidermaler Atrophie sowie zu einer langsamen Heilung von schmerzhaften Ulzerationen führen (Bray FN et al. 2016).

Histologie

Anfänglich Vermehrung von alzianblaupositivem Material, interstitielle Fibroblastenproliferationen. Ausdehnung bis ins subkutane Fettgewebe ist möglich.

Differentialdiagnose

Therapie

Eine kausale Therapie ist nicht möglich. Analgetika zur Schmerzlinderung sind indiziert, z.B. Paracetamol (z.B. Ben-u-ron) 4mal/Tag 500 mg p.o. oder Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) 2-3mal/Tag 500 mg. S.a.u. Radiodermatitis chronica.

Hinweis(e)

Eine Korrelation mit dem späteren Auftreten einer Strahlenfibrose konnte für das genetische Verstärkerelement des Enzyms DGKA (Diacyl-Glycerol Kinase alpha - s.u. DGKA-Gen) nachgewiesen werden. Patientinnen, deren DGKA-Verstärker („enhancer“) nur schwach mit Methylgruppen besetzt war, erwiesen sich als besonders Fibrose-sensibel. „Ist dieser Genverstärker nur schwach methyliert, so können dort bestimmte Transkriptionsfaktoren andocken, das DGKA-Gen wird öfter abgelesen, was letztendlich zu einer Aktivierung der Bindegewebszellen führt“.

Literatur
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  1. Bray FN et al. (2016) Acute and chronic cutaneous reactions to ionizing radiation therapy. Dermatol Ther 6:185-206.
  2. de Andrade CBV et al. (2017) Radiotherapy-induced skin reactions induce fibrosis mediated by TGF-β1 cytokine. Dose Response. 15:1559325817705019.
  3. Gordon S et al. (2010) Alternative activation of macrophages: mechanism and functions. Immunity 32:593-604.
  4. Lewanski CR et al. (2001) Radiotherapy and cellular signalling. Lancet Oncol 2:366-370.
  5. Nevens D et al. (2017) Radiotherapy induced dermatitis is a strong predictor for late fibrosis in head and neck cancer. The development of a predictive model for late fibrosis. Radiother Oncol 122:212-216.
  6. Pohlers D et al. 2009) TGF-β and fibrosis in different organs—molecular pathway imprints. Biochim Biophys Acta 1792:746-756.
  7. Terasaki Y et al. (2011) Hydrogen therapy attenuates irradiation-induced lung damage by reducing oxidative stress. Am J Physiol Lung Cell Mol Physiol 301:L415-L426.

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