Gruppe seltener Erkrankungen, die Folge genetisch bedingter Störungen des T-zellulären Immunsystems sind. Wegen der zentralen immunregulatorischen Funktionen der T-Zellen besteht immer auch ein humoraler Immundefekt, so dass es sich funktionell um kombinierte Immundefekte handelt. Gemeinsames Merkmal dieser pathogenetisch heterogenen Erkrankungen ist eine ausgeprägte Infektanfälligkeit (s.u. Infektionen, opportunistische) sowie die Neigung zur Entwicklung von Malignomen und von autoimmunologischen Komplikationen. Die meisten dieser prognostisch extrem ungünstigen Erkrankungen können durch Knochenmarkstransplantation geheilt werden.
Immundefekte T-zelluläre primäreD89.9
Definition
Einteilung
Die Klassifikation T-zellulärer Immundefektsyndrome beruht zunächst überwiegend auf klinischen Befunden und immunologischen, krankheitsspezifischen Auffälligkeiten, die sich u.a. aus morphologischen, funktionellen und phänotypischen Untersuchungen des lymphatischen Systems ergeben. Die Möglichkeit, die zugrunde liegenden Defekte auf molekularer Ebene zu definieren, erlaubt zunehmend eine Einteilung nach pathogenetischen Gesichtspunkten.
T-zelluläre Immundefektsyndrome können in Assoziation mit anderen, sehr seltenen, nicht-immunologischen Krankheiten auftreten. Selten nur sind auf einen isolierten T-Zell-Defekt zurückzuführen.
- Wiskott-Aldrich-Syndrom: Thrombozytopenie, Ekzeme; kombinierte, progrediente Immundefizienz.
- Ataxia teleangiectatica (Louis-Bar-Syndrom - G11.3): Progrediente zerebellare Ataxie, Teleangiektasien, progrediente kombinierte Immundefizienz.
- Bloom-Syndrom: Kleinwuchs, Skelettabnormalitäten, faziales Erythem, kombinierte Immundefizienz.
- DiGeorge-Syndrom: Herz- u. Gefäßanomalien, faziale Dysmorphien, Hypoparathyroidismus/Tetanie, Thymushypoplasie; T-Zellfunktionen variabel.
- Chronische muko-kutane Candidose (B37.2): Heterogene Gruppe von Erkrankungen die durch eine persistierende Candidose von Haut und hautnahen Schleimhäutne gekennzeichent ist. Häufig assoziiert mit einer Polyendokrinopathie (z.B. APECED-Sydnrom)
- Hyper- IgE-Syndrom
Klinisches Bild
- Leitsymptom ist das frühzeitige Auftreten von Infektionskomplikationen, wobei als Auslöser opportunistische Erreger (s.u. Infektionen, opportunistische) charakteristisch sind. Die Krankheitsverläufe sind so gut wie immer durch eine progrediente Verschlechterung gekennzeichnet. Besonders häufig werden beobachtet:
- Therapieresistente Pilzinfektionen (besonders im Bereich der Mundschleimhaut).
- Chronische intestinale Infekte mit nicht beeinflussbarer Gedeihstörung.
- Rezidivierende Infekte im Bereich der Atemwege mit Zeichen der Obstruktion und Dyspnoe.
- Akute interstitielle Pneumonien (häufig Pneumocystis carinii).
- Das dermatologische Bild entspricht einer akuten Graft-versus-Host-Disease mit makulo-papulösen Exanthemen, diffuser Alopezie. Bei maximaler Expression Bild einer toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN).
Labor
T-Zellen fehlen oder sind deutlich erniedrigt.
Ausnahme: Omenn-Syndrom (SCID mit Eosinophilie): Blutbild: Meist Lymphopenie, häufig Eosinophilie und Thrombozytose; Hypo-Dysgammaglobulinämie.
HLA-Typisierung: Nachweis fremder, z.B. mütterlicher T-Zellen.