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Chronische mukokutane Candidiasis (Einteilung)B37.2
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Thorpe und Handley, 1929
Definition
Bezeichnung für eine Gruppe seltener, chronischer, mukokutaner Infektionen durch Candida-Spezies (CMC), mit gestörter selektiver Immunantwort gegenüber diesen Erregern. Hierbei handelt es sich um autosomal-dominant oder autosomal rezessiv vererbliche Immundefizienz-Syndrome, die bereits in früher Kindheit klinisch auffällig sind. Sie sind selten.
Abzutrennen sind die systemischen Candida-Infektionen die schwerwiegende Systemerkrankungen (HIV/AIDS, maligne Geschwülste, immunsuppressive oder antibiotische Dauertherapie) begleiten können.
Einteilung
CMC mit endokrinologischen Störungen (wird auch als "Polyglanduläres Autoimmunsyndrom vom Typ I" bezeichnet):
- Hypoparathyreodismus (ca. 60-80%)
- Hypothyreose (ca. 3%)
- Nebenniereninsuffizienz oder Nebennierenversagen (ca. 60-75%)
- Chronische lymphozytäre Thyreoiditis
- Ovarielle Insuffizienz (ca. 25%)
- Diabetes mellitus (ca. 12%)
- Störungen der Wachstumshormonsynthese.
CMC mit ektodermalen Dysplasien: Kombinationen von CMC mit Fehlbildungen der Hautanhangsorgane werden als APECED (Akronym für "Autoimmune polyendocrinopathy with candidiasis and ectodermal dystrophy) - bezeichnet.
- Lokalisierte CMC mit Hyperkeratosis palmaris
- CMC familiärer Typ (s. Übersicht und Einteilung)
- CMC mit interstitieller Keratitis Typ Okamoto
- CMC mit Trias aus Keratitis, Ichthyosis, Taubheit.
Weitere:
- Diffuse CMC mit familiärer Sphärozytose
- CMC mit Thymom
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Systemische oder lokalisierte Candididiasis (reaktive Formen bei artifizieller Immundefizienz oder auch bei intensivmedizinischer Behanldung)
- Candiasis bei Zahnentzündungen
- Systemische Candiasis bei HIV-Infektion
- Systemische (oder lokalisierte) Candiasis bei Behandlung mit inhalativen Glukokortikoiden
- Systemische (oder lokalisierte) Candiasis bei Langzeitbehandlung mit Breitbandantibiotika.
Manifestation
Lokalisation
Klinisches Bild
- Candidiasis der Mundschleimhaut, häufig mit Beteiligung von Larynx und Ösophagus, Perlèche, vulvovaginale Candidose und intertriginöse Candididiasis. Teilweise scharf abgegrenzte, hyperkeratotische oder granulomatöse Läsionen im Gesicht, hier besonders an den Lippen und den Augenlidern, aber auch favusartige Veränderungen im Bereich des Kapillitiums sowie an den Akren. Verdickte, dystrophische Nagelplatte, gerötetes, ödematös geschwollenes Nagelbett (Paronychia candidamycetica).
- Persistierende, flach erhabene, rötliche Plaques mit vorwiegend periorifizieller Anordnung um Nase, Mund, Augen, Urethra, Vagina und Anus.
- Häufig nicht vernarbende Alopecia universalis.
- Vitiligo
- Endokrinologische Störungen:
- Schilddrüsenfunktionsstörungen (Autoimmunthyreopathie)
- Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) mit Kalziumdefizienzen.
- Hypogonadismus
- Unterfunktion der Nebennierenrinde (Morbus Addison) mit Müdigkeit, Appetitmangel, Übelkeit und Erbrechen u.a.
- Oft erhöhte Anfälligkeit für bakterielle Infekte mit chronischer Rhinitis und rezidivierenden Pneumonien.
- Bei gastrointestinaler Beteiligung: Diarrhoe, Melaena.
- Bei urogenitaler Beteiligung: Enuresis und Hämaturie; bei Knaben oft Urethrastrikturen.
- CMC mit interstitieller Keratitis Typ Okamoto: Um das 5. Lebensjahr bilaterale Keratokonjunktivitis, Vaskularisierung der Kornea mit Pannusbildung, in der Folge Hornhautvernarbung und Entwicklung von posterioren subkapsulären Katarakten; die meisten Patienten erblinden zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr; im späteren Verlauf (2. bis 3. Lebensjahrzehnt) interstitielle Lungenfibrose, häufige Episoden eines spontanen Pneumothorax.
- CMC mit M. Addison, Diabetes mellitus Typ I und Immunthyreopathie (Hashimoto Thyreoiditis) s.u. Polyendokrinologisches Syndrom, autoimmunologisches.
Labor
Histologie
Chronische Dermatitis und Mukositis. Störung der Keratinisierung. Elektronenmikroskopie: Verminderte Anzahl von Desmosomen und "Gap junctions“.
Diagnose
Differentialdiagnose
Unterschiedlich je nach vorherrschendem Typus der Grunderkrankunng.
Externe Therapie
Nystatin-haltige Externa (z.B. Candio-hermal Softpaste/Creme, Nystatin-Dequaliniumchlorid-Creme).
Interne Therapie
In schwierigen langwierigen Fällen Fluconazol (z.B. Diflucan) p.o. oder i.v. 50-100 mg/Tag. Behandlung bzw. Unterstützung des immunologischen Defektes. Bemerkung: Fluconazol ist das am besten verträglichste systemische Antimykotikum.
Alternativ: Itraconazol p.o. (z.B. Sempera) 100 mg/Tag über 2-4 Wochen (Intervalltherapie möglich!).
Bei Auftreten von Resistenzen: Voriconazol oder Posaconazol
Bei Kindern: Ketoconazol 1mal/Tag 2,5-5 mg/kg KG.
Adjuvante Maßnahmen: bei hoher Keimzahl im Stuhl oder bei rezidivierenden Verläufen: 3mal/Tag 0,5-1,0 Mio. IE Nystatin p.o. oder 4mal/Tag 100 mg Amphotericin B als Suspension oder Tablette.
Verlauf/Prognose
Fast immer rezidivierender Verlauf.
Bemerkung: Die komplette Eradikation ist meist nicht zu erreichen. Somit wird eine langzeitige (u.U. auch lebenslange) antimykotische Behandlung (Fluconazol 100-200mg; ergänzend oder alternativ Polyenantimykotika wie: Nystatin oder Amphotericin B) notwendig sein.
Literatur
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