Synonym(e)
Definition
Hyaluronsäure ist ein wichtiges Mukopolysaccharid (Glykosaminoglykan) bei dem Glucuronsäure mit N-Acetylglukosamin glykosidisch verbunden ist. Dieses ist wiederum mit der nächsten Glucuronsäure in der polymeren Kette verknüpft. Eine Kette besteht typischerweise aus 250 bis 50.000 Disaccharideinheiten. Die Hyaluronsäure ist eine visköse Substanz mit einem enormen Wasserbindungsvermögen. 1g Hyaluronsäure kann etwa 6L Wasser binden. Hyaluronsäure ist ein Bestandteil der extrazellulären Matrix (EZM) von Wirbeltieren.
Gewonnen wird Hyaluronsäure wird z.T. aus tierischem Ausgangsmaterial (z. B. Hahnenkamm) oder auch biotechnologisch. Bei den aus Hahnenkämmen gewonnenen Hyaluronsäureprodukten kann es bei einer vorliegenden Sensibilisierung gegen Vogelproteine zu allergischen Reaktionen kommen (Verunreinigungen der Präparate).
Hyaluronsäure liegt in vielen Geweben, so auch im Bindegewebe der Haut als langkettiges Polysaccharid vor und verleiht dem Gewebe eine plastische Festigkeit. Beispielhaft besteht der Glaskörper des menschlichen Auges zu 98 % aus Wasser, das an 2 % Hyaluronsäure gebunden ist. Weiterhin ist die Hyaluronsäure Hauptbestandteil der Gelenksynovia.
Weiterhin ist die Hyaluronsäure an der Bildung der noch größeren Proteoglykanen (z.B. im hyalinen Knorpel) beteiligt.
Die Hyaluronsäure wird von integralen Membranenzymen (Hyaluronsäure-Synthasen) zusammengefügt. Wirbeltiere besitzen 3 unterschiedliche HA-Synthasen (HAS1 - HAS3). Diese Enzyme übertragen in die wachsende Kette stets neue Monosaccharidbausteine. Diese wird schließlich durch einen ABC-Transporter aus der Zelle ausgeschleust und gelangt ins Interstitium.
Hyaluronsäureapplikationen finden in der Medizin breite Anwendungen.
Anwendungsgebiet/Verwendung
Medizinische und kosmetische Indikationen:
Hyaluronsäure bei akuten und chronischen Wunden:
Eine Verwendung von Hyaluronsäure in Hydrogelen zur Wundversorgung wird propagiert. Belastbare Ergebnisse sind abzuwarten.
Hyaluronsäure bei trocknen Schleimhäuten
Einige Nasensprays enthalten Hyaluronsäure, um der Austrocknung der Nasenschleimhäute entgegenzuwirken. Auch in Augentropfen zur Behandlung einer Sicca-Symptomatik (trockenes Auge) kann Hyaluronsäure angewendet werden.
Intraartikuläre Applikationen von Hyaluronsäure bei Arthrose
Die Datenlage hinsichtlich ihrer tatsächlichen Effizienz wird von Experten als zweifelhat angesehen.
Einsatz der Hyaluronsäure als injizierbares Füllmaterial in der ästhetischen Medizin
Die Anwendung von Hyaluronsäure in der ästhetischen Medizin ist ein seit langem ein etabliertes Verfahren. Hyaluronsäurepräparate gehören zu den weitaus am häufigsten eingesetzten Materialien die als injizierbare Füllmaterialien (Filler) zur Faltenunterspritzung eingesetzt. Weiterhin dienen Hyaluronsäurefiller zum Modellieren der Lippen (Vergrößerung, „aufspritzen“) oder zum Aufbau von Gesichtskonturen. Der Effekt der Filler auf Hyaluronsäurebasis bleibt für 6–9 Monate erhalten. Die Behandlung kann beliebig oft wiederholt werden. Zunehmend gebräuchlich sind Präparate basierend auf nicht-animalischer, stabilisierter Hyaluronsäure (NASHA). Diese Präparate wurden speziell für die Behandlung von Körperdeformationen entwickelt.
Propagiert wird der Einsatz der Hyaluronsäure bei der Behandlung von atrophischen (unter das Hautniveau eingesenkten) Narben. Inwieweit durch dieses Verfahren eine Kollagenproduktion angestoßen wird, und damit ein dauerhaft bleibender Effekt bewirkt wird, ist unklar.
Hyaluronsäure zum topischen Einsatz in der Kosmetik
Hyaluronsäurepräparate werden weit verbreitet in Kosmetika eingesetzt, u.a. auch als oral (!) applizierbare Präparate. Da die Hyaluronsäuremoleküle infolge ihrer Größe nicht von der Haut aufgenommen werden, werden Hyaluronfragmente (Hydrolyzed Sodium Hyaluronate) für diesen Zweck eingesetzt. Von dieser „niedermolekularen Hyaluronsäure“ wird eine Penetration in die Haut angenommen. Hierzu liegen einige Studien mit positiven Aussagen vor, die weiterer Bestätigung bedürfen.
Hyaluronsäure wird auch vor allem in Tablettenform als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Unerwünschte Wirkungen
An Nebenwirkungen wurden injektionstechnisch bedingte Infektionen (Erysipel, Abszesse) sowie late onset (nach 8-10 Wochen) auftretende, lokale granulomatöse Reaktionen die je nach Studie bei 0,5% und 4,5% der behandelten Personen auftreten. Weiterhin wurde die Aktivierung einer Sarkoidose beschrieben. Generalisierte Exantheme können nach intraartikulären Injektionen der Hyaluronsäure auftreten.
Sehr seltene Nebenwirkungen sind ein allergischer Schock, Bluterguss im Gelenk, schwere akute entzündliche Reaktionen, Schnupfen, Gelenksteife, Sehnenscheidenentzündung, Schleimbeutelentzündung, Fieber und Muskelschmerzen.
In seltenen Fällen kommt es zu einem teilweisen oder vollständigern Verlust der Sehkraft bei Injektionen in der oberen Gesichtspartie, also der Nase, Glabella oder Stirn, bei 98 % der Betroffenen handelte es sich um eine einseitige Sehbehinderung. Die Symptome zeigen sich meist direkt nach der Behandlung: starke Schmerzen in der Augenregion, Einschränkung der Sehfähigkeit, Ptosis, Ophthalmoplegie, Exotropie, Pupillenstörungen oder unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen , auch Übelkeit. Vermutet werden embolische Verschlüsse des Hyaluron-Fillers mit Verschluß retinaler Arterien.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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