Hand-Fuß-Mund-KrankheitB08.4

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Falsche Maul- und Klauenseuche; Hand-foot-mouth-disease; Hand Fuß Mund Exanthem; Hand-Fuß-Mund-Exanthem; Hand Fuß Mund Krankheit; Hand Fuß Mund-Krankheit; Hand-Mund-Fußkrankheit; Maul- und Klauenseuche falsche

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Erstbeschreiber

Dalldorf u. Sickles, 1948

Definition

Epidemisch, endemisch und sporadisch vorkommendes, gewöhnlich milde verlaufendes, vesikulöses Virusexanthem an Palmae, Plantae und Mundschleimhaut. Am häufigsten im Sommer oder Herbst.

Erreger

Coxsackie-Viren der Gruppe A16; auch Coxsackie- A4, -A5, -A9, -A10. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt. Das Coxsackievirus A gehört zu der Gattung Enterovirus und der Art "humane Enteroviren A2" von der 23 Serotypen bekannt sind.  

Manifestation

Meist bei Kindern vor dem 10. LJ auftretend, selten bei Erwachsenen.

Klinisches Bild

Allgemein: Inkubationszeit 3-7 Tage, maximal 2 Wochen. Etwa 2 Wochen andauernde unspezifische Prodromi (Fieber, Kopfschmerzen, Schnupfen, gastrointestinale Symptome).

Mundschleimhaut: Erste sichtbare Symptome sind stecknadelkopfgroße intraorale Erytheme, die sich rasch in transluzente Bläschen umwandeln; später gelblich-weiß belegte, sehr schmerzhafte Aphthen. Abortivformen sind möglich.

Integument: Charakteristisch ist ein schmerzhaftes, vesikulöses Exanthem an Händen und Füßen, insbesondere an Palmae und Plantae, mit schubweise aufschießenden, disseminierten, flachen, eckigen Papeln, die sich in längliche, polygonale Bläschen mit gerötetem Hof, und später in Pusteln umwandeln.

Seltener papulo-vesikulöses (häufig übersehenes) Exanthem an Rumpf und Gesäß.

Neben den uncharakteristischen Prodromalsymptomen werden subfebrile Temperaturen und regionale Lymphknotenschwellungen gefunden. Beschrieben wurde das konkordante Auftreten einer subakuten granulomatösen Thyreoiditis de Quervain mit der Hand-Fuß-Mund-Erkrankung (Engkakul P et al. 2011).

Histologie

Je nach Entwicklungsstadium (Papeln, Bläschen oder Erosionen) und Lokalisation (Haut oder Schleimhaut) der Läsionen finden sich unterschiedliche histologische Bilder. Meist Nachweis von Spongiose, dyskeratotischen Zellen und Riesenzellen. In der Dermis uncharakteristisches perivaskulär akzentuiertes lymphozytäres Infiltrat.

Differentialdiagnose

Gingivostomatitis herpetica: Erstmanifestation einer Herpes-simplex-Infektion. Gruppierte Bläschen enoral, meist schwer verlaufendes Krankheitbild.

Herpangina: Analoges Krankheitsbild wie Hand-Fuß-Mund-Krankheit jedoch meist ohne die Veränderungen am Integument 

Zoster: segmentales Befallsmuster. Zosterinfektionen bei Kindern sind allerdings eher untypisch 

Varizellen: disseminiertes (nicht lokalisiertes) papulo-vesikulöses Exanthem. Vesikeln und Pusteln. Typisches vielfältiges Effloreszenzenmuster (Sternkarte)

Aphthen: wenige Läsionen, kein integumentaler Befall (abgesehen vom M. Behçet), chronisch rezidivierender Verlauf.   

Erythema exsudativum multiforme: typische Kokardenstruktur der Hautveränderungen (Ring im Ring), Herde deutlich größer, keine Schmerzhaftigkeit 

 

Komplikation(en)

Bei Patienten mit atopischer Dermatitis kann es zu ausgeprägten, atypischen disseminierten dieser Virusinfektion kommen (Eczema coxsackium). 

Therapie

Aufklärung des Patienten über Gutartigkeit der Hautveränderungen! Bei einigen Patienten heilen die Hautveränderungen unter symptomatischer lokaler Therapie ab (z.B. Kühlung, Glukokortikoid-Cremes wie 0,1% Triamcinolon-Creme, bei Blasenbildung antiseptische Umschläge mit Chinolinol-Lösung, z.B. Chinosol 1:1000) oder Octenidin. Bei Persistenz können ggf. Glukokortikoide systemisch eingesetzt werden.

Verlauf/Prognose

Spontane Abheilung meist innerhalb von 8-12 Tagen. Komplikationen sind selten.

Nicht ganz selten sind Onycholysen (Onychomadese) der Finger-und/oder Fußnägel (wahrscheinlich kommt es zu einer viralen infektion der Keratinozyten der Nagelmatrix). Im Mittel lösen sich 4-6 Nägel ab. Spontanheilung zu 100%.  

Hinweis(e)

Versuch des Virusnachweises aus frischen Stuhlproben oder Bläscheninhalt, Komplementbindungsreaktion.

Der Name der Viren stammt von der US-amerikanischen Stadt Coxsackie (nahe New York), bei der die erste Epidemie beschrieben wurde. 

Literatur

  1. Bernier V et al. (2001) Nail matrix arrest in the course of hand, foot and mouth disease. Eur J Pediatr 160: 649-651
  2. Chan KP et al. (2003) Epidemic hand, foot and mouth disease caused by human enterovirus 71, Singapore. Emerg Infect Dis 9: 78-85
  3. Dalldorf G, Sickles GM (1948) An unidentified, filtrable agent isolated from the feces of children with paralysis. Science 108: 61-62
  4. Engkakul P et al. (2011) de Quervain thyroiditis in a young boy following hand-foot-mouth disease. Eur J Pediatr 170:527-529. 
  5. Elsner P et al. (1985) Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Hautarzt 36: 161–164
  6. Esposito S et al. (2018)  Hand, foot and mouth disease: current knowledge on clinical manifestations, epidemiology, aetiology and prevention. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 37:391-398.
  7. Faulkner CF et al. (2003) Hand, foot and mouth disease in an immunocompromised adult treated with aciclovir. Australas J Dermatol 44: 203-206
  8. Ho M et al. (1999) An epidemic of enterovirus 71 infection in Taiwan. Taiwan Enterovirus Epidemic Working Group. N Engl J Med 341: 929-935
  9. Shieh WJ (2001) Pathologic studies of fatal cases in outbreak of hand, foot, and mouth disease, Taiwan. Emerg Infect Dis 7: 146-148
  10. Solomon T et al. (2003) Exotic and emerging viral encephalitides. Curr Opin Neurol 16: 411-418
  11. Wang JR et al. (2002) Change of major genotype of enterovirus 71 in outbreaks of hand-foot-and-mouth disease in Taiwan between 1998 and 2000. J Clin Microbiol 40: 10-15

Autoren

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