Etanercept
Definition
Pharmakodynamik (Wirkung)
Höhere Affinität zu TNF-α als der physiologische Tumornekrosefaktor-alpha-Rezeptor. Aufgrund der Dimerstruktur bindet Etanercept jeweils zwei Moleküle des Tumornekrosefaktors-alpha (TNF-α) im Blut. Damit wird die Konzentration an TNF-α im Blut deutlich reduziert.
Weiterhin reduziert Etanercept die Spiegel von Interleukin-5, CCL20, CXCL10 und bei Therapierespondern auch Interleukin-17A.
Indikation
Mittelschwere und schwere Formen der Psoriasis vulgaris vom Plaque-Typ bei erwachsenen Patienten (bei Kindern für die schwere Plaque-Psoriasis ab dem 8. LJ.) bei denen andere systemische Therapien einschließlich Ciclosporin, Methotrexat und PUVA nicht angesprochen haben, kontraindiziert sind oder nicht vertragen wurden.
Psoriasis arthropathica: Aggressive, fortschreitende Psoriasisarthritis bei Versagen der Basistherapie.
Aktive rheumatoide Arthritis bei Erwachsenen, wenn Ansprechen auf die bestehende Basistherapie (inklusive Methotrexat, sofern nicht kontraindiziert) unzureichend ist.
Schwere, aktive u. progressive Formen der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen ohne vorherige Methotrexat-Behandlung.
Aktive polyartikuläre juvenile chronische Arthritis bei Kindern (4.-17. LJ) nach Versagen einer Methotrexat-Therapie (sofern nicht kontraindiziert).
Off-Label-Use (nicht zugelassen) und experimentell auch bei Psoriasis pustulosa, subkornealer Pustulose, M. Behçet, ggf. Granuloma anulare, Granuloma anulare disseminatum, bullösen Autoimmundermatosen.
Schwangerschaft/Stillzeit
Dosierung und Art der Anwendung
- Psoriasis vulgaris vom Plaque Typ: Standarddosis (Pat. > 18 J.) 2mal/Woche 25 mg s.c. Alternativ: 2mal/Woche 50 mg s.c. für bis zu 12 Wochen, anschließend 2mal/Woche 25 mg s.c.
Merke! Die Behandlung sollte bis zur Remission fortgesetzt werden. Maximale Therapiedauer: 24 Wochen. Die Therapie sollte bei Patienten, die nach 12 Wochen nicht angesprochen haben, abgebrochen werden.
- Kinder u. Jugendliche (4-18 LJ): 2mal/Woche 0,4-0,8 mg/kg KG (bis max. 50 mg Gesamtdosis) s.c. im Abstand von 3-4 Tagen.
Unerwünschte Wirkungen
Häufig entstehen lokale Reaktionen an der Injektionsstelle (einschließlich Blutung, Hämatom, Erythem, Juckreiz, Schmerzen, Schwellung), die meist reversibel verlaufen.
Infektionen wie z.B. Abszesse, Erysipel (auch afebril!) Bakteriämie, Bronchitis, Herpes zoster, Wundinfektionen, insbes. bei Pat. mit Begleiterkrankungen wie z.B. Diabetes, können auftreten.
Merke! Die Bildung von Autoantikörpern ist möglich. In einer Studie an 45 Patienten (21 soll ja Ticker, 24 Patienten mit Psoriasisarthritis) entwickelten 12 von 45 Patienten (26,6 %) Autoimmunantikörper. In anderen Studien wurden zwischen 0-18% Anti-Etanercept-Antikörper nachgewiesen (HSU L et al. 2014).
Antinukleare Antikörper waren bei 9 Patienten nachweisbar, ENA bei einem Patienten, Anti-ds DNA-Ak bei 3 Patienten, hochtitirge Schilddrüsen AK bei 1 Pat.
Unter Etanercept konnten in mehreren Studien erhöhte Malignitätsraten (z.B. erhöhte Lymphomrate bei Pat. mit RA; erhöhte Plattenepithelkarzinomrate bei Psoriasispatienten) nachgewiesen werden. die Gesamtkrebsrate war bei diesen Patienten jedoch nicht gesteigert (Asagari M et al. 2016).
Wechselwirkungen
- Bislang liegen keine Erkenntnisse aus gesicherten Studien zu Wechselwirkungen von Etanercept mit anderen Arzneistoffen vor.
- Lebendimpfstoffe: Die durch Etanercept hervorgerufene Immunsuppression kann die normale Immunantwort auf eine Impfung verhindern. Stattdessen besteht die Gefahr einer manifesten Infektion durch den Impfkeim. Daher sollte, wenn möglich, auf Totimpfstoffe ausgewichen werden. Insbes. bei Kindern und Jugendlichen sollten notwendige Impfungen möglichst vor einem Beginn der Behandlung mit Etanercept abgeschlossen sein.
Kontraindikation
Sepsis oder Risiko einer Sepsis; aktive Tuberkulose (Quantiferon-Tb- Gold-Test); Vorsicht bei Diabetikern! Bestehende oder neu aufgetretene ZNS-Entmarkungskrankheit, Exposition gegenüber Varicella-Viren; dekompensierte Herzinsuffizienz.
Präparate
Enbrel®
Hinweis(e)
Merke! Tuberkuloseausschluss vor Therapiebeginn wird empfohlen (Tuberkulintest und Röntgen Thorax)!
Therapieerfolg: Laut doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studien zeigen 50-60% der Psoriasispatienten unter einer Therapie mit 2mal 25 mg/Woche s.c. nach 12 bzw. 24 Wochen eine PASI-Reduktion um 75%. Es ist zu erwarten, dass 50% der Patienten nach 24 Wochen klinisch erscheinungsfrei sind
In einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie ( Off-Label-Use) wurden 40 Probanden mit M. Behçet über 4 Wochen mit Etanercept 2mal/Tag 25 mg behandelt. Bereits nach der 1. Behandlungswoche zeigten sich signifikante klinische Besserungen, zum Ende der Studie wurden deutlich weniger Krankheitsherde dokumentiert. Die Frage der intermittierenden Therapie konnte in einer größeren Studie überprüft werden (CRYSTAL-Studie). Demnach führt eine Unterbrechung nicht zu einer Therapieresistenz.
Literatur
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