Angioödem Histamin-vermitteltesT78.3

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Angioödem ohne C1-INH-Mangel; Durch Mastzellmediatoren vermittelte Angioödeme ohne C1-INH-Mangel; Erworbenes Angioödem, Histamin-vermitteltes

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Definition

Akute, zumeist Histamin-vermittelte (meist bei akuter oder chronischer Urtikaria auftretend), einmalige oder in unregelmäßigen Abständen rezidivierende, 1-7 Tage dauernde, umschriebene Schwellung der Haut und/oder Schleimhaut. Häufiges Auftreten im Gesicht (periorbital und an den Lippen), induziert durch massive Ödembildung in der Subkutis. Aber auch ander unteren und/oder oberen Extremität. 

Häufigste Form des Angioödems mit enger kausaler Assoziation mit der Urtikaria. Oft im Rahmen der chronischen idiopathischen Urtikaria, einer Intoleranz-Urtikaria oder bei anderen Formen der Urtikaria auftretend.

Hinweis: Auftreten eines chronisch rezidivierenden ("idiopathischen") Angioödems ist ebenfalls möglich ohne gleichzeitiges Vorliegen einer Urtikaria, eines hereditäres Angioödems oder eines Renin-Angiotensin-Aldosteronsystemblocker-induzierten Angioödems (z.B. durch ACE-Hemmer).

Ätiopathogenese

Häufig IgE-vermittelter (ähnlich einer anaphylaktischen oder einer anaphylaktoiden Reaktion) oder nicht-immunologischer Mechanismus. Bei etwa 5% der Fälle werden infektiöse Ursachen (Zahwurzelgranulome, Sinusitiden, Harnwegsinfekte) gefunden. > 40% der Fälle bleiben ätiologisch ungeklärt.

Bei Kindern werden Infekte als die häufigsten Ursachen des Histamin-vermittelten Angioödems angesehen.

Virale Infektionen (Herpes simplex-Viren, Coxsackie A-Viren, Hepatitis B-Viren, Epstein-Barr-Viren) und bakterielle Infektionen (Otitis media, Sinusitis, Tonsillitis und Harnwegsinfekte) sind als auslösende Faktoren beschrieben.

Parasitäre Infestationen sind ursächlich seltener (Strongyloides, Toxocara, Filarien). Helicobacter pylori ist beim hereditären Angioödem als Exazerbationsfaktor nachgewiesen.

Manifestation

Keine familiäre Häufung. Beginn im Erwachsenenalter.

Lokalisation

Überwiegend im Bereich des Gesichts lokalisiert, insbesondere an den Augenlidern sowie im Bereich der Lippen.

Klinisches Bild

Häufig Vorkommen einer Urtikaria in der Anamnese. Häufiges Auftreten von einseitigen und periorbitalen Ödemen. Vorkommen von Zungen- und Glottisödemen sind eher selten. Die Dauer des Angioödems beträgt 1-5 Tage, danach Restitutio ad integrum. Im Gegesatz zum Kinin-vermittelten Angioödem seltene bis fehlende Magen-Darm-Symptomatik. Histamin-vermittelte Angioödeme treten meist in Kombination mit einer Urtikaria auf.

Labor

Bei IgE-vermittelter Reaktion Nachweis spez. Allergene im RAST-Test. Ein deutlich erhöhtes IgE kann auch auf eine Parasitose hinweisen (z.B. auf eine Echinokokkose). Ansonsten häufig keine pathologischen Laborbefunde.

Differentialdiagnose

Hereditäres Angioödem (wichtige DD, da sich das therapeutische Vorgehen vor allem auch beim Larynxödem unterscheidet): läßt sich durch die anamnestischen Angaben ausgrenzen.

Erysipel: Hochrot, schmerz-und fieberhaft. Schmerzhafte regionäre Lymphadenitis. Leukozytose und CRP-Erhöhung beim akuten Erysipel nahezu obligat vorhanden.

Kontaktdermatits: Akute Kontaktdermatitis (v.a. des Kapillitiums) kann mit einer erheblichen reaktiven Schwellung der Gesichtshaut einhergehen. Anamnese mit nässender juckender Kopfhaut ist diagnostisch.

Photodermatitis: Anamnese, scharf begrenzte, hochrote Dermatitis.

Therapie

Aufklärung der Ursache und konsekutive Vermeidung. Diese Form des Angioödems kann auch als "Kortison-sensitiv" bezeichnet werden. Antihistaminika und Glukokortikoide können bei Erfordernis angewendet werden. S.a.u. chronische Urtikaria.

Hinweis(e)

Aufgrund der im Vergleich zur Haut andersartigen Gewebstextur kommt es an der Mundschleimhaut bei einer generalisierten Urtikaria nicht zur Entstehung von Quaddeln, sondern stets von Angioödemen.

Literatur

  1. Anliker MD et al. (2003) Acute urticaria and angioedema due to ehrlichiosis. Dermatology 207: 417-418
  2. Wedi B et al. (2010) Infektfokus uind chronische spontane Urtikaria. Hautarzt 61: 758-764

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024