Liquiritiae radix

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Bärendreck; Bärenklau; Glycyrrhiza glabra; Lakritzwurzel; Radix Liquiritiae. Lakritzenwurzel; russisches Süssholz; Süßholz; Süßholzwurzel

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Definition

Lakritzwurzel, Droge aus der ungeschälten oder geschälten, getrockneten Wurzel  von Glycyrrhiza glabra dem Süßholzstrauch. Es liegen positive Monographien der Kommission E und der ESCOP vor.

Wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstofe sind: 2-15% Glycyrrhizin (nach PH.Eur. mindestens 4% des Trockengewichtes), Glycyrrhetinsäure, Mannitol, Glucose, Saccharose, Flavonglycoside (z.B. Liquiritin).   

Qualität  von Süßholzwurzel (Liquiritiae radix) und Süßholzwurzeltrockenextrakt als Geschmackskorrigens (Liquiritiae extractum siccum ad saporandum) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Qualität von „Standardisierter Süßholztrockenextrakt“ (Liquiritiae extractum siccum normatum) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

  • HMPC-Monographie: Traditional-use: dyspeptische Beschwerden,  Sod­brennen,  Schleim-lösendes Mittel bei erkältungsbedingtem Husten
  • ESCOP-Monographie:  Magen- und Zwölffingerdarm­geschwüre, Magen­schleimhautentzündung; Schleimlöser bei Husten und Bronchial­katarrh.
  • Kommission E-Monographie:  Katarrh der oberen Luftwege, Ulcus ventriculi/duodeni
  • Erfahrungsheilkunde: Sodbrennen, Magenbeschwerden durch Hyperazidität, produktiver Husten, Asthma bronchiale, Dermatitis

Anwendungsgebiet/Verwendung

Dyspeptische Beschwerden,  Sod­brennen,  Schleim-lösendes Mittel bei erkältungsbedingtem Husten, Bronchitis, Ulcus ventriculi/duodeni, Aphthen.

Ein Extrakt aus Lakritze kann auch bei Chloasma erfolgreich eingesetzt werden.

Als Externum konnte in einer doppelblinden, plazebokontrollierten Studie von Abramowitz et al. 2006 mit 216 Patienten über 50 Tage eine signifikante Besserung von Erythem, Ödem und Juckreiz nachgewiesen werden.  2 Jahre später folgte eine Studie mit 142 Kindern im Alter von 6 Monaten bis zu 12 Jahren und ergab ebenfalls eine wirksame und sichere Therapie zur Behandlung einer leichten bis mittelschweren atopischen Dermatitis bei Säuglingen und Kindern. Bestätigt wurden diese Ergebnisse durch eine weitere multizentrische, randomisierte, doppelblinde, vehikelkontrollierte Studie im Jahr 2008 von Patrizi A et al. an 60 Kindern mit atopischer Dermatitis im Alter von 2 -17 Jahren über 43 Tage. Bereits an Tag 22 zeigte sich eine Verbesserung um fast 80 % im IGA. IGA = Investigator's Global Assessment eine Fünf-Punkte-Skala, die eine globale klinische Bewertung des AD-Schweregrads im Bereich von 0 bis 4 ermöglicht, wobei 0 klar, 2 leicht, 3 mäßig und 4 schwere atopische Dermatitis bedeutet. Die statistische signifikante Besserung von Erythem, Ödem und Juckreiz blieb bis zum Ende der Studie nachweisbar.

Atopiclair verringerte den Juckreiz (vier Studien, 396 Teilnehmer, MD -2,65, 95% CI -4,21 bis -1,09) und erreichte eine häufigere Zufriedenheit (zwei Studien, 248 Teilnehmer, RR 2,14, 95% CI 1,58 bis 2,89), weniger Krankheitsschübe (drei Studien, 397 Teilnehmer, RR 0,18, 95% CI 0,11 bis 0,31) und einen niedrigeren EASI (vier Studien, 426 Teilnehmer, MD -4,0, 95% CI -5,42 bis -2,57), aber die MID (6,6) wurde nicht erreicht. Die Anzahl der Teilnehmer, die über unerwünschte Ereignisse berichteten, war statistisch nicht unterschiedlich (vier Studien, 430 Teilnehmer, RR 1,03, 95% CI 0,79 bis 1,33).

Dosierung und Art der Anwendung

Mittlere Tagesdosis: ca. 5-15 g Droge entsprechend 200-800 mg Glycyrrhizin; Succus Liquiritiae: 0,5-1 g bei katarrhalischen Erscheinungen der oberen Luftwege; 1,5-3 g bei Ulcus ventriculi/duodeni.

Teeaufguss: 1 bis 1,5 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Süßholzwurzel mit 150 mL kaltem Wasser versetzen, aufkochen, nach 10 bis 15 Min. abseihen. Alternativ siedend heißes Wasser verwenden; 3- bis 4-mal täglich 1 Tasse trinken.

Unerwünschte Wirkungen

Bei längerer Anwendung und höherer Dosierung: Mineralokortikoide Effekte: Natrium- und Wasser-Retention, Kaliumverlust mit Bluthochdruck, Ödeme (Wasseransammlung in Geweben),  selten Myoglobinurie.

Wechselwirkungen

Aufgrund der blutdrucksteigernden Wirkung nicht zeitgleich mit Diuretika, Herzglykosiden, Kortikosteroiden, Abführmitteln oder in das Elektrolytungleichgewicht  eingreifenden Medikamenten verordnen, cave insbesondere Kaliumverlust!

Kontraindikation

Schwere Lebererkrankungen, Hypertonie, bestehende Angina pectoris, terminale Niereninsuffizienz, Schwangerschaft (s.a. Ausführungen unter Glycyrrhizin), Kalium­mangel. Schwangerschaft.
Keine Kenntnisse bei Anwendung von Süßholzwurzel bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Allergie gegen einen der Bestandteile

Präparate

Meist als Kombinationspräparate werden für die unterschiedlichen indikationen verschiedene Teemischungen angeboten:

Blasen-Nieren-Tee Stada® N, Blasen-Nieren-Tee Uroflux® Teeaufgusspulver, Bronchostad®, Brust- und Hustentee-Stada® N, Buccotean®TF, Dr. Klinger´s Magentee, Fugacid® Blasentee, Fugacid® Neurogast-Tee, Harntee 400, Haut- und Blutreinigungstee, Heumann Bronchialtee Solubifix® N, Heumann Magentee Solu-Vetan® NG, Kneipp®Gastropressan, Magen-Darm-Tee, Nieron® Blasen- und Nierentee VI, Orbis® Blasen- und Nierentee, Orbis® Husten- und Bronchialtee, Renob® Blasen- und Nierentee, Solu-Vetan® NG cum Belladonna, Warando®-Abführtee

Lakriment Pastillen® (Monopräparat) : Dosierung: 1-1-1 bzw. 2-2-2/Tag 

Extern:  Atopiclair®

Hinweis(e)

Der im Süßholz enthaltene Süßholzzucker ist zu ca. 20% in Lakritze enthalten. Glycyrrhizin wird im Intestinum zu Glycyrrhinsäure und Glycyrrhetinsäure hydrolysiert mit resultierender Affinität dieser zu den Rezeptoren von Mineralokortikoiden, Glukokortikoiden und Östrogen. Desweiteren Hemmung von 5-ß-Steroidreduktase und 11-ß-Hydroxy-Steroid-Deghydrogenase. Hierdurch Blockade der Umwandlung von Kortisol zu Kortison mit Verlängerung der Halbwertszeit von Kortisol! Gggf Aufhebung der Spironolactonwirkung!

Literatur

  1. Abramovits  W et al. (2006) A multicenter, randomized, vehicle-controlled clinical study to examine the efficacy and safety of MAS 063 DP (Atopiclair) in the management of mild to moderate atopic dermatitis in adults. J Drugs Dermatol  5: 236-244
  2. Boguniewicz M et al. (2008)  MAS063DP is effective monotherapy for mild to moderate atopic dermatitis in infants and children: a multicenter, randomized, vehicle-controlled study. J Pediatr.152:854-9. doi: 10.1016/j.jpeds.2007.11.031. PMID: 18492531.
  3. Jung JC et al. (2016)  Hepatoprotective effect of licorice, the root of Glycyrrhiza uralensis Fischer, in alcohol-induced fatty liver disease. BMC Complement Altern Med 16:19. 
  4. Kamei J et al. (2005)  Pharmacokinetic and pharmacodynamic profiles of the antitussive principles of Glycyrrhizae radix (licorice), a main component of the Kampo preparation Bakumondo-to (Mai-men-dong-tang). Eur J Pharmacol 507:163-168. 
  5. Patrizi A et al. (2008) A double-blind, randomized, vehicle-controlled clinical study to evaluate the efficacy and safety of MAS063DP (ATOPICLAIR) in the management of atopic dermatitis in paediatric patients. Pediatr Allergy Immunol.19:619-25. doi: 10.1111/j.1399-3038.2008.00724.x.  PMID: 18298424.
  6. Patrizi A et al. (2009) Atopiclair.  Expert Opin Pharmacother. 10:1223-30. doi: 10.1517/14656560902926106. PMID: 19405795.
  7. https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-community-herbal-monograph-glycyrrhiza-glabra-l/glycyrrhiza-inflata-bat/glycyrrhiza-uralensis-fisch-radix-first-version_en.pdfhttps://arzneipflanzenlexikon.info/suessholz.php
  8. Sun C et al. (2008) Analysis of glycyrrhizic acid and liquiritin in liquorice root with microwave-assisted micellar extraction and pre -concentration. Phytochem Anal 19:160-163.
  9. Yang XL et al. (2013) Study on in vitro anti-inflammatory activity of total flavonoids from Glycyrrhizae Radix et Rhizoma and its ingredients. Zhongguo Zhong Yao Za Zhi 38:99-104.
  10. Wenigmann M.(2017)  Phytotherapie Arzneidrogen Phytopharmaka Anwendung. Urban & Fischer:  5.108 Steinkleekraut (Meliloti herba)  S 200-201
  11. van Zuuren EJ et al. (2017) Emollients and moisturisers for eczema. Cochrane Database Syst Rev 2:CD012119.

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