Glycyrrhizin
Synonym(e)
Definition
Diglucuronid der Glycyrrhetinsäure. S. Glycyrrhiza glabra (Süßholzstrauch). Glycyrrhizin ist 150x süßer als Saccharose. Die Substanz ist geschmacksbestimmend für die Lakritze.
Glycyrrhetinsäure (Glycyrrhetinic acid) wirkt entzündungshemmend, hemmend auf die Melaninbildung. In einer Gel-Formulierung zeigte es ein anhaltendes Freisetzungsverhalten und eine hohe transdermale Permeabilität. Dieser Formulierung hatte eine signifikante präventive Wirkung auf Melasma, das durch Progesteroninjektion und UVB-Bestrahlung ausgelöst wurde. Dabei wird die Expression der melaninverwandten Proteine MITF/TYR/TRP1 und TRP2 herunterreguliert. Glycyrrhizinsäure-Aplikationen sind zur Therapie von Melasma geeignet (Xiao Y et al. 2024).
Unerwünschte Wirkungen
Bekannt ist, dass Glycyrrhizin dosisabhängig den Blutdruck erhöhen kann. Bei der „Stark-Lakritze" (> 400 mg Glycyrrhizin pro 100 g), müssen die Hersteller einen Warnhinweis auf der Verpackung anbringen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt den Verbrauchern, nicht mehr als 100 mg Glycyrrhizin am Tag zu verzehren.
In Einzelfällen kann Glycyrrhizin auch bei Herzgesunden eine Prinzmetal-Angina auslösen. Die blutdrucksteigernde Wirkung von Glycyrrhizin (in der Lakritze) beruht auf der Hemmung des Enzyms 11-Beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2, ein Enzym das Cortisol zu Cortison transformiert. Die Hemmung des Enzyms führt zu einem Anstieg von Cortisol, das in hoher Konzentration wie Aldosteron-artig wirkt. Blutvolumen und Blutdruck steigen an. Weiterhin kann sich eine Hypokaliämie, Hypernatriämie und eine metabolische Alkalose einstellen (sog. Pseudo-Conn-Syndrom).
Das Enzym 11-Beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2 ist auch in der Wand von Blutgefäßen nachweisbar und hier an der Regulierung des Gefäßdurchmessers beteiligt. Tierexperimentell konnte gezeigt werden, dass die Hemmung des Enzyms eine Vasokonstriktion und u.U. eine Angina pectoris bewirkt.
In Einzelfällen kann bei übermäßigem Lakritze-Konsum durch Glycyrrhizin ein Angioödem ausgelöst werden.
Lakritze und Schwangerschaft: Eine finnische Studie kam zu dem Ergebnis, dass in der Schwangerschaft ein Konsum von mehr als 500 mg Glycyrrhizin/ Woche zu einem erhöhten Frühgeburtsrisiko führt.
Eine weitere Studie berichtet über Störungen der kognitive Fähigkeiten von Neugeborenen deren Mütter mehr als 100 g Lakritz/Woche in der Schwangerschaft gegessen hatten. Offenbar erleiden diese Kinder auch Intelligenzdefekte (Raikkönen K et l 2009) Weiterhin konnten Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) festgestellt werden.
Literatur
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Machalke K et al. (2015) Prinzmetal angina after licorice consumption. Dtsch Med Wochenschr 140:590-592.
- Räikkönen K et al. (2009) Maternal licorice consumption and detrimental cognitive and psychiatric outcomes in children. Am J Epidemiol 170:1137-1146.
- Xiao Y et al. (2024) Preparation of paeoniflorin-glycyrrhizic acid complex transethosome gel and its preventive and therapeutic effects on melasma. Eur J Pharm Sci 192:106664.