Hopfen, echter
Synonym(e)
Definition
In in Europa, Asien, Nordamerika verbreitete, ausdauernde, rechts windende Schlingpflanze, aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae), die durch seine Verwendung beim Bierbrauen bekannt ist. In Deutschland werden die Kultursorten des Echten Hopfens schwerpunktmäßig in der Hallertau in Bayern, weiterhin im Elbe-Saale-Bereich angebaut.
Die oberirdischen Triebe des Hopfens sind einjährig, erreichen Wuchshöhen von 2-6 m und sterben nach der Samenreife ab. Die jungen Hopfensprosse eignen sich sehr gut als Speise. Es gibt Pflanzen mit männlichen und Pflanzen mit weiblichen Blüten. Sehr typisch sind die weiblichen Blüten, die wie Zapfen („Hopfenzapfen“) aussehen und in dichtblütigen Scheinähren, den sog. Hopfendolden, zusammenstehen. Blütezeit ist Juli/August.
Hopfen wird hauptsächlich zum Bierbrauen genutzt. Er verleiht dem Bier sein ausgeprägtes Aroma und seine typische Bitterkeit. Zum Brauen werden ausschließlich die Dolden der weiblichen Hopfenpflanzen verwendet.
Phytotherapeutisch verwendet werden die getrockneten weiblichen Blütenstände (Hopfenzapfen - Lupuli flos).
Hopfen, Humulus lupulus wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2007 gewählt. Humulus lupulus ist Stammpflanze von Glandula Lupuli den Hopfendrüsen.
Wirkungsspektrum
Die Inhaltsstoffe der Hopfenblüten wirken zusammen beruhigend, entzündungshemmend, antibakteriell und verdauungsfördernd. Desweiteren Antioxidative und entzündungshemmende Wirkung an Keratinozyten in vitro. Hemmung des Wachstums von Propopnibacterium acnes und Staphylococcus auereus.
Inhaltsstoffe von Glandula Lupuli sind zu etwa 50% Harzsubstanzen aus denen Humulon (alpha-Hopfenbittersäure) und Lupulon (beta-Hopfenbittersäure) isoliert werden können. Weiterhin enthalten Glandula Lupuli noch ätherische Öle, das Sesquiterterpen Humulon sowie Caryophyllen , Myrcen, Farnesen, Gerbstoffe (2-4%), Cholin und Asparagin. Beim Lagern zersetzt sich Glandula Lupuli rasch, wobei Baldriansäure entsteht. Hopfen enthält geringe Mengen an östrogenwirksamen Stoffen z.B. das zu den Flavonoiden gehörende Hopein (8-Prenylnaringenin).
Anwendungsgebiet/Verwendung
Naturheilkundlich werden Hopfenextrakte als Sedativa eingesetzt (s.u. Hopfenzapfen); auch bei menopausalen und postmenopausalen Beschwerden. Zubereitungen aus Hopfenzapfen werden als leichtes Einschlaf- und Beruhigungsmittel genutzt. Im Handel sind Hopfenextrakte als Fertigarzneimittel erhältlich, oft im Gemisch mit anderen pflanzlichen Sedativa wie Baldrian. Desweiteren wird Hopfen gerne bei Verdauungsschwäche eingesetzt.
Ernährungstechnisch wird Hopfen Bitterstoff zur Geschmacksintensivierung bei Likören und Essenzen verwendet.
In der Aromatherapie werden Hopfenblüten als „Aromakissen“ oder Hopfenauszüge als Badezusatz verwendet.
Kosmetik: Kosmetisch genutzt werden das Humulus lupulus oil sowie der Humulus lupulus cone extract.
Aufgrund der antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung auch in der lokalen Therapie, in Gelform, der Akne eingesetzt.
Rezeptur(en)
Die fixe Kombination "Baldrianwurzel+Hopfenzapfen+Melissenblätter" aus:
- Valeriana radix (Baldrianwurzel)
- Humulus lupulus (Hopfenzapfen) und
- Melissae folium (Melissenblätterextrakt)
wirkt sedierend, wird bei Uruhezuständen, Spannungszuständen und Schlafstörungen rezeptiert. Die Kombination kann auch bei Kindern unter 12 J. eingesetzt werden.
Die fixe Kombination "Baldrianwurzel+Hopfenzapfen+Passionsblumenkraut" aus:
- Valeriana radix (Baldrianwurzel) "
- Humulus lupulus (Hopfenzapfen) und
- Passiflorae herba (Passionsblumenkraut)
wirkt sedierend. Die Kombination kann auch bei Kindern unter 12 J. eingesetzt werden.
Präparate
Kytta Sedativum® Dragees, Sedacur forte® Beruhigungsdragees, Dr. Klinger´s Bergischer Kräutertee (Nerven- und Beruhigungstee), Leukona®-Sedativ-Bad, Leukona®-Sedativ-Bad sine Chloralhydrat
Kombination mit Baldrian als Einschlafhilfe s. unter:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/baldrianwurzel-und-hopfenzapfen/
Hinweis(e)
Der Hopfen wurde ursprünglich dem Bier beigesetzt wegen der bakteriziden Wirksamkeit seiner Bitterstoffe, die wesentlich zur Haltbarkeit beitrugen.
Frische Hopfenzapfen können bei Hautkontakt kontaktallergische Reaktionen auslösen (Hopfenpflückerdermatitis). Weiterhin können auch urtikarielle Lokal-und Systemreaktionen (Pradalier A et al. 2002) sowie Asthma bronchiale (Reeb-Whitaker CK et al. 2014) ausgelöst werden.
Literatur
- Abdi Fet al.(2016) Hops for Menopausal Vasomotor Symptoms: Mechanisms of Action. J Menopausal Med 22:62-64.
- Abdi F et al.(2016) Protocol for systematic review and meta-analysis: hop (Humulus lupulus L.) for menopausal vasomotor symptoms. BMJ Open 6:e010734.
- Dumas ER et al. (200) Deodorant effects of a supercritical hops extract: antibacterial activity against Corynebacterium xerosis and Staphylococcus epidermidis and efficacy testing of a hops/zinc ricinoleate stick in humans through the sensory evaluation of axillary deodorancy. J Cosmet Dermatol 8:197-204.
- Gangemi S et al.(2015) Contact dermatitis as an adverse reaction to some topically used European herbal medicinal products - part 2: Echinacea purpurea-Lavandula angustifolia. Contact Dermatitis 72:193-205.
- Pradalier A et al. (2002) Systemic urticaria induced by hops. Allerg Immunol (Paris) 34 :330-332.
- Reeb-Whitaker CK et al. (2014) Respiratory disease associated with occupational inhalation to hop (Humulus lupulus) during harvest and processing. Ann Allergy Asthma Immunol 113:534-538.
- Yaegaki K et al. (2008) Hop polyphenols suppress production of water-insoluble glucan by Streptococcus mutans and dental plaque growth in vivo. J Clin Dent 19:74-78.
- Friedberger H. (2021) Bitter im Mund, rundum gesund. Naturheilverfahren 1 : 26-28
- Chen W et al. (2013) Beer and beer compounds: physiological effects on skin health. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology online
- Weber N et al (2019) Hop Extract Acts as an Antioxidant with Antimicrobial Effects against Propionibacterium Acnes and Staphylococcus AureusMolecules 9:223
- https://arzneipflanzenlexikon.info/hopfen.php
- Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 126-127