Cannabis

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Cannabis indica; Cannabis sativa; Gewöhnlicher Hanf; Hanf; Haschisch

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Cannabis, Hanf, ist eine einjährige krautige Pflanze, die ursprünglich in Zentralasien heimisch war. Heute ist sie weltweit in allen gemäßigten bis tropischen Zonen vertreten, manchmal kultiviert, aber auch verwildert. Als Nutzpflanze ist Kulturhanf erstmals um etwa 2800 vor Christi in China verwendet worden, das älteste, noch immer erhaltene Hanfprodukt ist ein kleines Textilfragment aus einem Grab der sogenannten Chou-Dynastie (von 1122 bis etwa 249 vor Christi). Eine gängige Klassifizierung der Cannabispflanze kann in Abhängigkeit von der Pflanzen-Morphologie erfolgen:

  • Cannabissorten vom Indica-Typ mit geringerer Wachstumshöhe und breiteren Blättern
  • und
  • Cannabissorten vom Sativa-Typ, die höher wachsen und schmalere Blätter aufweisen.

Indica-Pflanzen reifen unter ähnlichen Wachstumsbedingungen schneller heran als Sativa-Typen. Sie tendieren auch zu einem etwas anderen Geruch, was ein Hinweis auf eine unterschiedliche Terpen-Zusammensetzung ist, denn der Geruch von Cannabis-Pflanzen basiert auf ihrer Zusammensetzung an ätherischen Ölen.

Die Blätter der Hanfpflanze haben eine charakteristische Morphologie. Sie sind groß, gezahnt, lanzettförmig und auf beiden Seiten mit Drüsen  und Haaren besetzt. Die Drüsen der Pflanze sezernieren ein Harz, das zum allergrößten Teil aus Cannabinoiden sowie aus ätherischen Ölen besteht; weiterhin aus hochpolymeren Phenolen, Terpenen und Wachsen.

Die Blüten der Hanfpflanze sind klein und unscheinbar, weisen die Form von Trugdolden oder Rispen auf und sitzen an den Ansätzen der oberen Laubblätter. Männliche Blüten bestehen aus 5 hängenden Staubblüten und ebenso vielen grünlichen Hüllblättern. Weibliche Blüten besitzen eine reduzierte Blütenhülle. Getrocknete Blütenblätter werden als Haschisch konsumiert, Extrakte aus dem Harz der Blüten als Marihuana. Medizinisch werden die blühenden, getrockneten Triebspitzen der weiblichen Pflanzen verwendet (Cannabisblüten – Cannabis flos), beim Trocknen entsteht der würzige und stechende Geruch. Cannabisblüten für medizinische Zwecke stammen überwiegend aus Hochleistungssorten, die im Gewächshaus gezogen werden.

Die Frucht des Hanfs wird als ,,Nuß" bezeichnet. Sie enthält einen Samen der zur Ölgenwinnung genutzt wird (Hanfsamenöl). Hanfsamenöl kann als Speiseöl genutzt weren. Weiterhin findet das Öl Anwendung in der Kosmetik.

Die Cannabispflanze enthält zahlreiche Inhaltsstoffe, auch solche von großer medizinischer Relevcanz. Zur Zeit sind etwa 60 verschiedene Cannabinoide analysiert. Weit über hundert werden vermutet. Anteilsmäßig am stärksten vertreten und und am besten erforscht  sind:

 

Vorkommen

Hanf wurde in China seit Jahrtausenden als Heilmittel gegen Malaria und rheumatische Erkrankungen eingesetzt. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden aus Hanf medizinische Produkte v.a. gegen Schmerzen gewonnen. In Europa waren Hanf und Flachs lange Zeit wichtige Faserpflanzen  mit Anwendungen bei  der Papierherstellung (die Gutenberg – Bibel wurde auf Hanfpapier gedruckt), beim Handwerk und bei der Seefahrt (Hanfseile, Hanfstoffe, Schiffssegel usw.). Hanfsamen fand auch als Futtermittel Verwendung. 

Anwendungsgebiet/Verwendung

Hanfsamenöl:  kalt- oder warmgepresstes nicht psychotropes fettes Öl aus den  Samen von Cannabis. Dient als Speiseöl und als gut verträgliches Hautpflegeöl. Hanfsamen enthalten nur unwesentliche Mengen an psychotrop wirksamen Tetrahydrocannabinol

Nabiximols: alkoholischer Cannabisextrakt als Sublingualspray ist in Deutschland auf der Basis des BTMs  zur Behanldung der schweren Spastik bei multipler Sklerose zugelassen.  

Hanföl: Hanfsamenöl ist abzugrenzen von dem aus Blättern und Blüten des Hanfs destillierten (psychotrop wirksamen) ätherischen Öl des Hanfs (Hanföl).
Marihuana (Gras): getrocknete und zerkleinerte harzhaltige Blütentrauben und blütennahe, kleine Blätter der weiblichen Pflanze.

Haschisch: Harz der Blütenblätter

Haschischöl: psychotrop wirksam; wird aus dem Harz der Blütenblätter destilliert

Cannabis-Tee: Für diese Zubereitung werden Cannabisblüten in kochendes Wasser gegeben und 15 Minuten am Sieden gehalten.  Der Anteil an dem psychotrop wirksamen Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) liegt bei nur ca. 5%.

 

Anwendungsgebiete (DAC):  Übelkeit und Erbrechen begleitend bei Chemotherapie,  Anorexie, Kachexie bei HIV-Patienten, chronische Schmerzzustände, spastische Lähmungen, Bewegungsstörungen, Asthma und Glaukom; generalisierter Epilepsie, Depressionen und Entzugssymptomen.

Unerwünschte Wirkungen

Cannabis-Allergie.

Hanffasern und Stäube können aufgrund der glykosidischen Bindung  von Menschen  nicht abgebaut werden. Das intensive Einatmen dieser Stäube kann zu einer Akkumulation in der Lunge und  zum Krankheitsbild der Byssinose führen.

Längerer Konsum von Cannabis-Produkten kann zum Raynaud-Syndrom führen. Die Maximalvariante ist eine sog. Cannabis-Arteriitis mit möglichen Nekrosen an den distalen Extremitäten. 

Hinweis(e)

Die pharmakologischen Wirkungen von Cannabis werden durch seine Inhaltsstoffe, den Cannabinoide (v.a. durch Delta -9-Tetrahydrocannabinol=THC; Cannabidiol=CBD) verursacht.

Marihuana: In Deutschland ist Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Hinweis: Bei jungen Menschen mit vaskulitischen Ulzera der distalen Extremität sollte an Cannabis-Mißbrauch gedacht werden!

Cannabisblüten unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz!

Literatur

  1. Bakirci N et al. (2007) Natural history and risk factors of early respiratory responses to exposure to cotton dust in newly exposed workers. J Occup Environ. Med 49:853-861
  2. Ebo DG et al. (2013)  New food allergies in a European non-Mediterranean region: is Cannabis sativa to blame? Int Arch Allergy Immunol  161:220-228 Epub 2013 Mar 15. PubMed PMID: 23549061.
  3. https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=217

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024