Definition
Enterobacter sind gramnegative, peritrich begeißelte, bewegliche Stäbchenbakterien, die Laktose vergärenund Citrat las alleinige Kohlenstoffquelle verwerten können. Kapselbildung ist möglich aber nicht obligat. Enterobacter spp. ist Mitglied der sog. ESKAPE-Gruppe (Vale de Macedo GHR et al. 2021), die die wichtigsten resistenten bakteriellen Krankheitserreger beinhaltet (Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa und Enterobacter spp.).
Einteilung
Die Gattung Enterobacter in der Ordnung Enterobacterales und der Familie der Enterobacteriaceae ist sehr inhomogen. Zur Gattung gehören 22 Arten. Diese Arten werden in der Umwelt beschrieben und werden als opportunistische Krankheitserreger in Pflanzen, Tieren und Menschen eingeordnet. So sind mehrere Arten sind wie auch andere Gattungen der Familie der Entereobactericeae Teil der normalen Darmflora.
Neben den apathogenen Arten gibt es auch potenziell pathogene Vertreter. Wichtigster humanmedizinische Vertreter sind die Spezies des Enterobacter-cloacae-Komplexes. Dieser ist in der Natur weit verbreitet, kann aber als Krankheitserreger wirken. Biochemische und molekulare Studien an E. cloacae haben deren genomische Heterogenität gezeigt. Derzeit umfasst der Enterobacter-cloacae-Komplex 6 Arten (Mezzatesta ML et al. 2012):
- Enterobacter cloacae strictu sensu
- Enterobacter asburiae
- Enterobacter hormaechei
- Enterobacter kobei
- Enterobacter ludwigii
- Enterobacter nimipressuralis
Enterobacter cloacae und Enterobacter hormaechei sind die am häufigsten isolierten Arten.
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Pathophysiologie
Enterobacter sind fakultativ pathogene Erreger von Bronchitis, Cholangitis, Harnwegsinfektionen, seltener von Sepsis oder bei Neugeborenen auch Meningitiden. In Deutschland sind Enterobacter-Arten für 6,5 % aller nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen verantwortlich. In den letzten Jahrzehnten wurden Enterobacter spp. vor allem als Verursacher nosokomialer Infektionen wahrgenommen. Bisherige Erkenntnisse sprechen für vorwiegend endogene Infektionen mit individuellen Stämmen des Enterobacter-cloacae-Komplexes und einem nicht mit dem Krankenhaus assoziierten Verbreitungsweg. Risikofaktoren für die Verbreitung des Enterobacter-cloacae-Komplexes sind:
- längere Krankenhausaufenthalte (insbesondere auf Intensivstationen),
- Schwere der Grunderkrankung
- Malignome
- Verbrennungswunden
- Frühgeburtlichkeit
- Neugeborene (Enterobacter stellen ein besonderes Problem auf einer Neonatal intensive care unit dar)
- Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
- invasive Zugänge/Katheter
Diagnostik
Der Keimnachweis erfolgt kulturell und ist unproblematisch (Hof et al. 2019). Die endgültige Diagnose erfolgt wie bei allen Entererobacteriaceae über die Stoffwechselleistungen der Erreger. Weiter mittels MALDI-TOF-Massenspektrometrie.
Therapie allgemein
Präventionsmaßnahmen: Isolierung
- Isolierungsmaßnahmen von Patientinnen und Patienten mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen sind grundsätzlich sinnvoll in Abhängigkeit von den stationären Risikobereichen und werden als Einzelzimmer- beziehungsweise Kohortenisolierung durchgeführt.
- Zur Prävention der Übertragung von 3MRGN Enterobacter spp. sind die Maßnahmen der Basishygiene in allen Krankenhausbereichen durchzuführen. Darüber hinausgehende Maßnahmen sind in der endemischen Situation nicht erforderlich.
- Patientinnen und Patienten mit Besiedlung oder Infektion durch 4MRGN Enterobacter spp. in allen Krankenhausbereichen isolieren.
Präventionsmaßnahmen: Screening
- Es sind alle Patientinnen und Patienten mit Risiko für eine Besiedlung oder Infektion mit 4MRGN Enterobacter spp. zu screenen und bis zum Vorliegen der Ergebnisse zu isolieren. Als Risikopatientinnen und Risikopatienten gelten Menschen mit kürzlichem Kontakt zum Gesundheitssystem in Ländern mit endemischem Auftreten und Patientinnen und Patienten, die zu 4MRGN Enterobacter spp.-positiven Patientinnen und Patienten Kontakt hatten, d. h. im gleichen Zimmer gepflegt wurden. Darüber hinaus Patientinnen und Patienten mit einem stationären Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage) in den zurückliegenden 12 Monaten in einer Region mit erhöhter 4MRGN-Prävalenz. Alle Früh- und Neugeborenen, die intensivmedizinisch behandelt werden. Es sind Screening-Richtlinien auf Basis der Patientenstruktur festzulegen und regelmäßig auf Basis aktueller Informationen zu aktualisieren.
Interne Therapie
Bei Enterobacter besteht eine natürliche Resistenz gegen Aminopenicilline und ältere Cephalosporine. Mehrfachresistenzen beruhen auf R-Plasmiden. Gute Erfolge können über mit Chinolonen und Aminoglykosiden erreicht werden. Empfindlichkeitsprüfungen der Keimisolate ist zwingende Voraussetzung für eine gezielte Therapiestrategie (Mezzatesta ML et al. 2012).
Hinweis(e)
Eine vorausgegangene Antibiotikatherapie erhöht das Risiko für 3MRGN Enterobacter ssp., Aufenthalte in Endemiegebieten erhöhen das Risiko für 4MRGN Enterobacter spp.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Davin-Regli A et al. (2019) Enterobacter spp.: Update on Taxonomy, Clinical Aspects, and Emerging Antimicrobial Resistance. Clin Microbiol Rev 32:e00002-19.
- De Oliveira DMP et al. (2020) Antimicrobial Resistance in ESKAPE Pathogens. Clin Microbiol Rev 33:e00181-19.
- Hof H et al. (2019) Enterobacter. In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme S 421
- KRINKO (2012): Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Bundesgesundheitsblatt 10: 1311–1354.
- Loiwal V et al. (1999) Enterobacter aerogenes outbreak in a neonatal intensive care unit. Pediatr Int. 41:157-61.
- Mezzatesta ML et al. (2012) Enterobacter cloacae complex: clinical impact and emerging antibiotic resistance. Future Microbiol 7: 887-902.
- Vale de Macedo GHR et al. (2021) Interplay between ESKAPE Pathogens and Immunity in Skin Infections: An Overview of the Major Determinants of Virulence and Antibiotic Resistance. Pathogens 10:148.