Synonym(e)
Definition
Bei der differentialdiagnostischen Abklärung von regionalen Lymphknotenschwellungen im Kindesalter findet man ursächlich nichttuberkulöse Mykobakterien (NTM) mit zunehmender Häufigkeit. Sie führen zu Lymphadenitiden mit überwiegend zervikal, nuchal oder axillär vergrößerten, indurierten Lymphknoten, die über Wochen bestehen bleiben, einschmelzen oder sogar rupturieren können. Bei einem immunkompetenten Kind werden keine systemischen Manifestationen und nur selten ernsthafte Komplikationen beobachtet. Der Vorgang ist vergleichbar mit der Tuberculosis cuits colliquativa, dem Scrofuloderm, das v.a. bei Erwachsenen auftritt.
Erreger
In den USA und Westeuropa sind zu 85% NTMs verantwortlich für mykobakterielle Erkrankungen von Halslymphknoten bei Kindern. Erreger des M.-tb-Komplexes hingegen in <15% (s. u. Tuberculosis cutis colliquativa). Bei Kindern mit M.-tb-Lymphknoteninfektionen können zumeist typische Risikofaktoren ausgemacht werden (z.B. Kontakt mit einer Person mit Lungentuberkulose, Reisen in einem Land mit hoher Tuberkulose-Prävalenz). In einer größeren Studie wurde in 82 % M. lentiflavum, in 18 % M. avium isoliert. Bei den mit M. lentiflavum infizierten Patienten war die häufigste Lokalisation submaxilär 43,47 %.
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Klinisches Bild
Die zervikale NTM-Lymphadenitis tritt bei Kleinkinder in > 95% der Fälle einseitig auf und zwar zervikal, submandibulär oder paraaurikulär. Meist besteht die Lymphknotenschwellung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung schon seit mehreren Wochen. Mit fortgeschrittener Krankheitsdauer tritt of eine violette Hautfärbung im Bereich des betroffenen Lymphknotens auf. Nicht selten ist eine spontane Perforation oder Fistelung nach außen mit Entleerung von putridem Material. Die Lymphknotentextur ist in der Regel fest, kann aber auch bei Abszedierung fluktuieren. Häufig sind auch mehrere nahegelegene, oft weit in die Tiefe reichende und schlecht abgrenzbare Lymphknoten betroffen. Druckschmerz ist eher selten. Das Allgemeinbefinden ist zumeist nicht gestört.
Diagnostik
Blutbild mit, wenn möglich, manuellem mikroskopischem Differenzialblutbild sowie Retikulozyten und Retikulozytenproduktionsindex (RPI)
CRP, BSG, Kreatinin, LDH (erhöht bei EBV-Primärinfektion und malignen Erkrankungen), Harnsäure (Hyperurikämie durch Tumor-Lyse-Syndrom bei Malignomen)
Bei passender Klinik bzw. Anamnese: Serologie für EBV, CMV, B. henselae und Toxoplasmen
Bei anamnestischen bzw. klinischen Hinweisen: Serologie für HIV, Tuberkulin-Hauttest (THT) (2TU PPD-RT 23) oder Interferon-Gamma-Release Assay (IGRA)
Bildgebung
Ultraschalluntersuchung des Lymphknotens möglichst mit Dopplersonographie (bei vermehrter zentraler Durchblutung bzw. Einschmelzung hinweisend für eine infektiöse Ursache; bei aufgehobener Lymphknotengrundstruktur, bei runder statt ovalärer Lymphknotenstruktur (short axis-to-long axis ratio; S/L-Ratio), peripherem Durchblutungsmuster, möglicherweise hinweisend auf eine maligne Erkrankung
ggf. Röntgenuntersuchung des Thorax (in 2 Ebenen)
Differentialdiagnose
Die Abgrenzung von Lymphadenitiden anderer Ursache, insbesondere einer tuberkulösen Form, kann schwierig sein. Eine definitive Diagnose ist nur durch Erregernachweis im Punktat oder Bioptat zu stellen.
Therapie
NTMs sprechen schlecht auf eine Therapie mit Antibiotika beziehungsweise Tuberkulostatika an. Die Therapie der Wahl besteht in der chirurgischen Entfernung betroffener Lymphknoten.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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Verweisende Artikel (1)
Mycobacterium lentiflavum;Weiterführende Artikel (3)
Mycobacterium avium; Nichttuberkulöse Mykobakterien; Tuberculosis cutis colliquativa;Disclaimer
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