Neuroendokrine Tumoren des Gastroentero-Pankreatischen SystemsD44.9
Synonym(e)
Definition
Die gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (Akronym „GEP-NET“) die auch unter verschiedenen Begriffen wie Karzinoid, Inselzelltumor oder Gastrinom u.a. bekannt sind. GEP-NETs gehen von den neuroendokrinen Zellen des gastroenteropankreatischen (GEP)-Systems aus. Dieses endokrine Zellsystem und seine Tumoren sind durch die Expression zelltypspezifischer Peptidhormone und versch. Neurotransmitter wie Synaptophysin und Chromogranin-A charakterisiert. Die vermehrte Sekretion dieser Hormone führt zu häufig wegweisenden Hypersekretionssyndromen (z.B. zu Flush-Symptome) mit entsprechender klinischen Symptomatik. Die derart funktionell aktiven GEP-Nets werden je nach Sekretionsprodukt als Gastrinom, Insulinom oder Glukagonom bezeichnet.
Einteilung
WHO-Klassifikation der NETs/proliferationsbasiertes Grading:
- Hoch/gut differenziertes neuroendokriner Tumor (G1) –Ki-67-Index: =/<2%
- Hoch/gut differenziertes neuroendokriner Tumor (G2) –Ki-67-Index: 3-20%
- Gering/gut differenziertes neuroendokriner Tumor (G3) =NEC –Ki-67-Index > 20% (großzellige du kleinzellige Variante)
Einteilung der NETs nach Lokalisation:
- NET des Magens
- NET des Duodenums und proximalen Jejunums
- NET des Ileums und der Appendix
- NET des Kolons und Rektums
- NET des Pankreas
Vorkommen/Epidemiologie
Die Inzidenz der gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren wird mit 1-2/100.000/Jahr angegeben.
Klinisches Bild
Das klinische Bild der Neuroendokrinen Tumoren ist direkt abhängig von ihrem jeweiligen Sekretionsprodukt:
- Insulinom (Sekretion von Insulin)
- Glukagonom (Sekretion von Glukagon)
- Somatostatinom (Sekretion von Somatostatin)
- VIPom (Sekretion von vasoaktivem intestinalem Polypeptid)
- Gastrinom (Sekretion von Gastrin)
- NET von Jejunum, Ileum, Colon ascendens (Sekretion von Serotinin, Neurotensin; bei Metastasierung Flush-Syndrom)
- NET von Colon transversum, Colon descendens, Sigma, Rektum (nicht funktionelle Sekretion von Chromgranin A)
Diagnose
Die klinische Symptomatik der Patienten mit GEP-NET hängt von der hormonellen Aktivität der Tumoren und von der Lokalisation und Tumorausdehnung ab:
- Insulinome: rezidivierende Hypoglykämien, die sich in adrenergen Symptomen wie Tachykardie, Angst, Schwitzen und Palpitationen äußern. Bei ausbleibender Kohlenhydratzufuhr kann es zu einem neuroglykopenischen Symptom mit Bewusstseinsverlust kommen.
- Gastrinome: rezidivierende duodenale Ulzerationen und ein gastroösophagialer Reflux sind die Leitsymptome duodenaler oder pankreatischer Gastrinome. Selten treten nur Diarrhoen auf.
- Glukagonom: die Kombination von Nekrolytisch-migratorischem Erythem, ausgeprägtem Gewichtsverlust und Glukoseintoleranz kennzeichnen das Glukagonom.
- VIPom (VIP = Akronym für vasokatives intestinales Polypeptid): abdominelle Krämpfe, wässrige Durchfälle mit konsekutiver Dehydratation, Gewichtsverlust.
- NET des Ileums und der Appendix: Diarrhoen, Bauchkrämpfe und typischer Flush, insbesondere in der Gesichts-, Hals und Thoraxregion, sind Symptome von metastasierten ilealen NET. Das solitäre Appendixkarzinoid ist ein meist gutartiger Zufallsbefund.
Literatur
- Perren A et al. (2010): Klassifikation und Pathologie gastroenteropankreatischer neuroendokriner Tumoren. Viszeralmed 26: 234-240