Synonym(e)
Definition
Methylphenidat, kurz: MPH; ist ein Arzneistoff mit der Summenformel: C14H19NO2. Die mittlere Halbwertszeit liegt bei ca. 2.0 h. Methylphenidat gehört wie Amphetamin oder Methamphetamin oder Tyramin zu den indirekt wirkenden Sympathomimetika.
Bemerkung: Methylphenidat wurde im Jahr 1944 von dem schweizer Chemiker Leandro Panizzon entdeckt. In der Bundesrepublik Deutschland ist das Medikament als Betäubungsmittel eingestuft und unterliegt einer besonderen Verschreibungspflicht.
Wirkungsspektrum
Methylphenidat wirkt als indirektes Sympathomimetikum durch Freisetzung von Noradrenalin aus intraneuronalen Speichern adrenerger Neurone und Hemmung der Wiederaufnahme indirekt sympathomimetisch (s. Abb.). Mit steigender Konzentration im Zentralnervensystem, setzt Methylphenidat auch Dopamin frei und hemmt dessen Wiederaufnahme. Die zentralstimulierende Wirkung äußert sich unter anderem in einer Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Leistungs- und Entscheidungsbereitschaft, Unterdrückung von Müdigkeit und körperlicher Abgeschlagenheit.
Pharmaokinetik: Methylphenidat wird rasch und fast vollständig resorbiert. Die relativ kurze Halbwertszeit (2 h) korreliert gut mit der Wirkdauer von 1 bis 4 Stunden. Methylphenidat wird schnell und nahezu vollständig durch die Carboxylesterase CES1A1 metabolisiert und vornehmlich zu Ritalinsäure mit geringer pharmakodynamische Aktivität abgebaut. Nach der oralen Applikation werden innerhalb von 48 bis 96 Stunden 78-97% der Dosis im Urin und 1 bis 3% in den Fäzes in Form von Metaboliten ausgeschieden.
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Dosierung und Art der Anwendung
Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen (6 Jahre und >6 Jahre): Die Behandlung sollte mit 5 mg ein- bis zweimal pro Tag (z. B. morgens und mittags) mit kurz wirksamem bzw. schnell freisetzendem Methylphenidat begonnen werden. Falls erforderlich kann die Tagesdosis in wöchentlichen Abständen um 5–10 mg erhöht werden. Die maximale Tagesdosis von 60 mg sollte nicht überschritten werden. Die Gesamttagesdosis sollte auf 2 - 3 Einzelgaben verteilt werden.
ADHS bei Erwachsenen: Initialdosis: 10 mg/Tag. Falls erforderlich, kann die Tagesdosis jeweils wöchentlich in Schritten von 10 mg täglich erhöht werden. Die Gesamttagesdosis sollte auf 2ED (morgens und mittags) verteilt werden. Tageshöchstdosis 1 mg/kg KG. Die Tageshöchstdosis von 80 mg Methylphenidathydrochlorid sollte bei Erwachsenen nicht überschritten werden.
Narkolepsie bei Kindern und Jugendlichen (6 Jahre und > 6 Jahre): Die Behandlung sollte mit 5 mg ein- bis zweimal pro Tag (z. B. morgens und mittags) mit kurz wirksamem bzw. schnell freisetzendem Methylphenidat begonnen werden. Falls erforderlich kann die Tagesdosis in wöchentlichen Abständen um 5–10 mg erhöht werden. Die Tageshöchstdosis von 60 mg ist zu beachten.
Behandlung von Erwachsenen mit Narkolepsie: Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 20 – 30 mg und sollte auf 2 – 3 Einzelgaben aufgeteilt werden. Die Tageshöchstdosis von 80 mg ist zu beachten.
Unerwünschte Wirkungen
Hinweis: Häufigkeiten: UAW´s werden nach ihrer Häufigkeit eingeteilt in:
- sehr häufig >1:10
- häufig (> 1:100 <1:10)
- gelegentlich (>1:1.000<1:100)
- selten (>1:10.000 <1:1.000)
- sehr selten (<1:10.000 einschließlich einzelner Berichte).
Zu den sehr häufig (≥ 1/10) auftretenden Nebenwirkungen zählen: Appetitverlust, Schlaflosigkeit, Nervosität, Konzentrationsmangel und Geräuschempfindlichkeit (bei Erwachsenen mit Narkolepsie), Kopfschmerzen, Übelkeit, Mundtrockenheit, Schwitzen
Zu den häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) auftretenden Nebenwirkungen zählen: Anorexie, mäßige Verminderung der Gewichtszunahme und des Längenwachstums bei längerer Anwendung bei Kindern, abnormes Verhalten, Aggression, Affektlabilität, Erregung, Anorexie, Ängstlichkeit, Depression, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Abnahme der Libido, Panikattacken, Dyskinesie, Tachykardie, Palpitationen, Arrhythmien, Hypertonie, peripheres Kälteempfinden (diese Erscheinungen treten normalerweise zu Behandlungsbeginn auf und können sich durch begleitende Nahrungsaufnahme lindern lassen)
Kontraindikation
Glaukom, Phäochromozytom. Während der Behandlung mit nichtselektiven, irreversiblen Monoaminoxidasehemmern (MAO-Hemmern) oder innerhalb von mindestens 14 Tagen nach Absetzen solcher Substanzen, da dann das Risiko einer hypertensiven Krise besteht. Hyperthyreose oder Thyreotoxikose
Hinweis(e)
Die Behandlung mit Medikamenten erfolgt leitliniengemäß und im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts. Zur Monotherapie ist sie nicht geeignet. Der individuelle Nutzen und Wirksamkeitsgrad von Methylphenidat auf die ADHS-Symptomatik kann deutlich variieren und ist von einigen Faktoren abhängig. Bei schwerer Symptomausprägung können mit der medikamentösen Kombinationsbehandlung bisweilen enorme Verbesserungen erzielt werden.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Fekete S et al. (2017) Induziert Methylphenidat Leberschäden? – Analyse von Spontanmeldungen an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Z Kinder Jugendpsychiatr Psychother 46:342-348.
- Graefe KH et al. (2016) Sympathisches Nervensystem. In: Graefe KH et al. Pharmologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart S.96
- Gautschi OP et al. (2006) Necrotising myositis after intravenous methylphenidat (Ritalin) injection. Emerg Med J 23:739.
- Gehrmann J et al. (2017) Narkolepsie im Kindes- und Jugendalter: Symptome, Diagnostik und Therapie. Ein Fallbericht. Z Kinder Jugendpsychiatr Psychother 45:149-157.