Lymphangioleiomyomatose D48.1

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

LAM; Mikronoduläre Pneumozytenhyperplasie; MNPH; Pulmonale Lymphangioleiomyomatose; Pulmonary lymphangioleiomyomatosis

Definition

Die Lymphangioleiomyomatose (LAM) ist eine sehr seltene, progressiv fortschreitende  Erkrankung der Lunge, die durch eine Proliferation abnormer, epitheloider, glatter Muskelzellen (abnormal smooth muscle-like cell - LAM cell)  der Lunge gekennzeichnet ist, die zu einer Verdrängung und Destruktion des normalen Lungenparenchyms und zu repiratorischer Insuffizienz führt.

Vorkommen/Epidemiologie

Die Lymphangioleiomyomatose betrifft fast ausschließlich Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Im Schnitt beginnt sie im mittleren Alter bei etwa 35 Jahren. Die endgültige Diagnose wird jedoch oft erst später gestellt.

Ätiopathogenese

Zwei verschiedene Formen der Lymphangioleiomyomatose werden unterschieden:

  • Sporadische Form: Bei der sporadischen LAM haben die Patientinnen einen spontan erworbenen Gendefekt. Diese LAM-Form kann nicht vererbt werden.
  • LAM im Rahmen einer Tuberösen Sklerose (TSC): LAM kann auch als Folge einer Tuberösen Sklerose entstehen. Einer Erbkrankheit, die durch Mutation im TSC-Gen entsteht. Es kommt zu gutartigen Zellwucherungen in verschiedenen Organen des Körpers. Besonders betroffen sind Haut und Gehirn sowie die Nieren. Etwa 30 bis 40 Prozent der TSC-Patienten entwickeln eine LAM der Lunge. Die zahlreichen identifizierten Mutationen sind in der Tuberous Sclerosis Complex  Variation Database für TSC1 und für TSC2 zusammengefasst. Bei 10-15% der Patienten können jedoch keine Mutationen (no mutation identified) nachgewiesen werden (NMI-Patienten).

Die vererbte LAM-Form ist etwa viermal häufiger als die sporadische LAM (sLAM). Trotzdem haben die meisten Frauen, die wegen Lymphangioleiomyomatose der Lunge behandelt werden, die sporadische Form.

 

Manifestation

Das Durchschnittsalter liegt zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bei 41 Jahren (18 - 76 Jahre).

Manifestation

Die Erkrankung tritt nahezu ausschließlich bei Frauen auf (Valentín-Mendoza S et al. 2013). LAM kann sporadisch auftreten aber auch als Teilmanifestation der Tuberösen Sklerose. Die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) ist nicht bekannt, da keine überregionalen epidemiologischen Daten existieren. In Deutschland wird die Zahl der an LAM erkrankten Frauen auf etwa 200 geschätzt.

Klinisches Bild

Der makroskopische Befund ähnelt einem schweren Emphysem mit verbreiterten Alveolarsepten. Dadurch wird das Atmen für Patienten mit LAM immer schwerer und sie sind körperlich wenig belastbar. LAM ist bei einem Teil der Betroffenen mit (teilweise aggressiv wachsenden) Angiomyolipome der Nieren (Cooper A et al. 2018) oder Fibrosen des Bauchraums assoziiert. Angiomyolipome der Nieren sind zu etwa 80% der Betroffenen mit Tuberöser Sklerose assoziiert (Cai Y et al. 2018). Bei 50% aller Betroffenen mit LAM kommt es im Verlauf der Erkrankung zu schweren Symptomen wie Pneumothorax und bei etwa 15 % zu einem Chylothorax.

Histologie

Die proliferierenden Zellen erweisen sich größtenteils als HMB-45 positiv; sie zeigen Reakti vität für Estrogenrezeptoren (ER), Progesteronrezeptoren  sowie für den Epidermal growth factor Rezeptor (EGFR) und Podoplanin (Grzegorek I et al. 2015).

Diagnose

Computertomographie: multiple zystenähnlichen Läsionen in der Lunge. Ergänzend und Diagnose-sichernd ist die CT-gesteuerte Lungenbiopsie.

Therapie

Die bisher gängige Therapie mit Medroxy-Progesteron scheint nur bei einem Teil der Patienten zu wirken.  2011 konnte in einer größeren Studie gezeigt werden, dass Sirolimus (Rapamycin) die Lungenfunktion stabilisiert, die Symptome reduziert und die Lebensqualität verbessert.

Ultima ratio ist im fortgeschrittenen Krankheitsstadium die Lungentransplantation. Die Prognose nach einer Lungentransplantation ist gut. Rezidive sind bislang nicht beschrieben.

Literatur
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  1. Cai Y et al. (2018) Assessing the outcomes of everolimus on renal angiomyolipomas associated with tuberous sclerosis complex in China: a two years trial. Orphanet J Rare Dis 13:43.
  2. Cooper A et al. (2018) Pulmonary lymphangioleiomyomatosis associated with aggressive renal angiomyolipoma. Proc (Bayl Univ Med Cent) 31:81-83.
  3. Grzegorek I et al. (2015) Immunohistochemical evaluation of pulmonary lymphangioleiomyomatosis. Anticancer Res 35:3353-3360.
  4. Ryu JH et al. (2006) The NHLBI Lymphangioleiomyomatosis Registry: Characteristics of 230 Patients at Enrollment.  Am J Respir Crit Care Med 173: 105–111.
  5. Schiavina M et al. (2007) Pulmonary Lymphangioleiomyomatosis in a Karyotypically Normal Man without Tuberous Sclerosis Complex.  American journal of respiratory and critical care medicine 176: 96–98
  6. F. X. McCormack FX et al. (2011) Efficacy and safety of sirolimus in lymphangioleiomyomatosis. In: The New England journal of medicine 364: 1595–1606
  7. Valentín-Mendoza S et al. (2013) Pulmonary lymphangioleiomyomatosis: literature update. Bol Asoc Med P R 105:64-69.

 

Verweisende Artikel (2)

TSC1-Gen; TSC2-Gen;

Weiterführende Artikel (3)

EGF-Rezeptoren; Podoplanin; Tuberöse Sklerose;

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