Infliximab
Definition
Pharmakodynamik (Wirkung)
Infliximab bindet mit hoher Affinität sowohl an löslichen als auch an transmembran gebundenem TNF-α, wirkt aber nicht gegen Lymphotoxin α (TNF-β).
Zellen, die transmembranen TNF-α exprimieren, werden nach Bindung von Infliximab entweder durch die Komplementkaskade oder zellvermittelte Effektormechanismen lysiert.
Infliximab hemmt die Bioaktivität von humanem TNF-α durch Bildung stabiler Antigen-Antikörper-Komplexe. Nach Bildung des Komplexes mit Infliximab, wird TNF-α nicht mehr von seinen TNF-Rezeptoren erkannt und kann daher keine Wirkungen mehr auslösen. Die Entzündung bei der rheumatoiden Arthritis wird dadurch unterbunden.
Indikation
- Psoriasis-Arthritis bei Erwachsenen, wenn deren Ansprechen auf eine vorhergehende krankheitsmodifizierende, antirheumatische Arzneimitteltherapie unzureichend gewesen ist.
- Psoriasis vulgaris (mittelschwere bis schwere Psoriasis vom Plaque-Typ bei Erwachsenen, die auf eine andere systemische Therapie, einschließlich Ciclosporin, Methotrexat oder PUVA, nicht angesprochen haben, bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist oder nicht vertragen wird.
- Rheumatoide Arthritis
- Morbus Crohn
- mittelschwere bis schwere aktive Colitis ulcerosa.
Schwangerschaft/Stillzeit
Keine ausreichenden Daten über Anwendung in der Schwangerschaft und in der Stillzeit vorhanden. Sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verordnet werden.
- Gebärfähige Frauen sollten eine adäquate Empfängnisverhütung (am besten mindestens eine mechanische Methode) anwenden und diese für mind. 6 Monate nach der letzten Infliximab-Applikation fortführen.
- Wegen der Sekretion von Immunglobulinen in die Muttermilch sollten Frauen mind. 6 Monate lang nach der letzten Infliximab-Applikation nicht stillen.
Säuglinge, die in utero mit Infliximab exponiert waren, können ein erhöhtes Infektionsrisiko incl. schwerwiegende disseminierte, tödlich verlaufende Infektionen erleiden. Sie sollten in den ersten 12 Lebensmonaten keine Lebendimpfstoffe erhalten.
Sofern ein eindeutiger Nutzen besteht, kann der Lebendimpfstoff bei Nachweis eines negativen Infliximab-Serumspiegels bei dem Säugling, gegeben werden, ebenso wenn Infliximab auf das erste Trimester der Schwangerschaft beschränkt war.
Säuglinge, die über die Muttermilch Infliximab exponiert waren, sollten keinen Lebendimpfstoff erhalten, außer bei nicht nachweisbarem Infliximab-Serumspiegel.
(Rote Handbrief vom 07.03.2022)
Dosierung und Art der Anwendung
- Psoriasis-Arthritis und Psoriasis vulgaris: 5 mg/kg KG i.v. über 2 Std., zusätzlich Infusion von 5 mg/kg KG jeweils 2 u. 6 Wochen nach der Erstinfusion, danach alle 8 Wochen.
- Rheumatoide Arthritis: 3 mg/kg KG i.v. über 2 Std., zusätzl. Infusion von 3 mg/kg KG jeweils 2 u. 6 Wochen nach Erstinfusion, danach alle 8 Wochen. Infliximab muss zusammen mit Methotrexat verabreicht werden!
Cave! Durchführung der Infliximab-Therapie unter Überwachung eines Arztes, der in der Diagnose u. Behandlung von rheumatoider Arthritis oder entzündlichen Darmerkrankungen erfahren ist. Die Infusionsdauer muss mindestens 2 Stunden betragen. Außerdem müssen die Patienten während und mindestens 1 Stunde nach der Infusion hinsichtlich Nebenwirkungen überwacht werden. Eine Notfallausrüstung (Medikamente, ein Tubus und anderes geeignetes Material) müssen für die Notfallbehandlung von akuten infusionsbedingten Reaktionen zur Verfügung stehen!
Unerwünschte Wirkungen
- Generell ist zu beachten, dass Substanzen, die den Tumornekrosefaktor-alpha hemmen, auch die körpereigene Abwehr gegen Infektionen und gegen Krebszellen schwächen. Vermehrtes Auftreten von Infektionen und Krebserkrankungen ist daher möglich.
- Häufig: u.a. Hautveränderungen wie: Urtikaria, Hyperhidrosis, Hauttrockenheit, Pruritus, lupoide Rosacea. Weiterhin Virusinfektionen (z.B. Influenza, HHV), Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel/Benommenheit, Hitzewallungen, Infektionen d. oberen u. unteren Respirationstraktes, Dyspnoe, Sinusitis, Übelkeit, Diarrhoe, Abdominalschmerzen, Dyspepsie, Leberfunktionsstörungen, Ermüdung.
- Immunogentiät: Anti-Infliximab -Antikörper treten bei 5-44% der Patienten auf. Damit wird ein gutes klinisches Ansprechen allerdings nicht ausgeschlossen (Hsu L et al. (2014).
Kontraindikation
Präparate
Hinweis(e)
Merke! Tuberkuloseausschluss vor Therapiebeginn wird empfohlen (Tuberkulintest und Röntgen Thorax)!
Literatur
- Baert F et al. (2003) Influence of immunogenicity on the long-term efficacy of infliximab in Crohn's disease. N Engl J Med 348: 601-608
- De Rycke L et al. (2003) Antinuclear antibodies following infliximab treatment in patients with rheumatoid arthritis or spondylarthropathy. Arthritis Rheum 48: 1015-1023
- Gottlieb AB et al. (2003) Pharmacodynamic and pharmacokinetic response to anti-tumor necrosis factor-alpha monoclonal antibody (infliximab) treatment of moderate to severe psoriasis vulgaris. J Am Acad Dermatol 48: 68-75
- Gottlieb AB, Bos JD (2002) Recombinantly engineered human proteins: transforming the treatment of psoriasis. Clin Immunol 105: 105-116
- Hsu L et al. (2014) Antidrug antibodies in psoriasis: a systematic review. Br J Dermatol 170:261-273.
- Jacobi A, Manger B, Schuler G, Hertl M (2003) Therapeutischer Einsatz der Tumor-Nekrose-Faktor alpha-Hemmer Infliximab und Etanercet bei Hauterkrankungen. JDDG 4: 259-272
- Lebwohl M (2003) Psoriasis. Lancet 361: 1197-1204
- Seneschal J et al. (2007) Psoriasiform drug eruptions under anti-TNF treatment f arthritis are not true psoriasis. Acta Derm Venereol 87: 77-80
- Winter UM et al. (2008) Ein Fall granulomatöser Rosazea im zeitlichen Zusammenhang mit Etanercept. Hautarzt 59: 724-727
- Weinberg JM, Saini R (2003) Biologic therapy for psoriasis: the tumor necrosis factor inhibitors infliximab and etanercept. Cutis 71: 25-29
- Fritzsche J et al. (2012) Infliximab and adalimumab use during breastfeeding. J Clin Gastroenterol 46: 718-719
- Julsgaard M et al. (2016) Concentrations of adalimumab an infliximab in mothers and newborns, and effects on infection. Gastroenterology 151: 110-119