HIV-assoziierte Nephropathie B22

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

HIV-1-associated nephropathy; HIVAN

Definition

Häufigste Form einer chronischen Niereninsuffizienz bei Patienten mit einer HIV1-Infektion (s.u. Retroviridae), die aus bisher unbekannten Gründen (genetische Variation im APOL1 Lokus auf Chromosom 22 - Papeta N et al. 2011) v.a. bei farbigen Patienten beobachtet wurde.

Vorkommen/Epidemiologie

Bei Afroamerikanern in den USA beträgt die Prävalenz für eine Niereninsuffizienz bei HIV-Infizierten zwischen 3,5 und 12%. Berichte aus Nigeria zeigen, dass 5-60% der untersuchten AIDS-Patienten von einer Niereninsuffizienz betroffen sind.

Ätiopathogenese

Ätiopathogenetisch spielt eine HIV-1 induzierte Schädigung und Zerstörung der Podozyten (produktive Replikation des Virus in den Podozyten) bei der HIV-1 assoziierten Nephropathie (HIVAN) eine wesentliche Rolle (Khatua AK et al. 2010).

Klinisches Bild

Die klinische Symptomatik entspricht der eines nephrotischen Syndroms (Proteinurie >3g/d) und ist sehr variabel. Sonographisch findet sich eine vermehrte Echogenität und eine leichte Vergrößerung des Nierenparenchyms. Bei deutlich eingeschränkter glomerulärer Filtrationsrate (eGFR) finden sich auch verkleinerte Nieren. Unbehandelt kommt es zu einer rasch fortschreitenden Niereninsuffienz.

Histologie

Sonderform der fokal-segmentalen Glomerulosklerose mit glomerulärem Kapillarkollaps unterschiedlichen Schweregrades (collapsing glomerulopathy). Weiterhin findet sich eine unterschiedlich stark ausgeprägte Vermehrung der mesangialen Matrix, degenerative, mikrozystische Veränderungen der Tubuli sowie ein interstitielles Ödem mit entzündlichen Infiltraten und Fibrosierungen.

Diagnose

Klinik, Serologie, Sonographie, Nierenbiopsie. Es existieren keine typischen Surrogatmarker einer HIVAN. Differentialdiagnostisch untersuchte Werte für ANA, ds-DNA, ANCAs, Anti-GBM-Antikörper, Kryoglobuline sowie Antistreptolysin O-Antikörper sind meist negativ.

Therapie

Konsequente antiretrovirale Therapie (HAART - Lucas GM et al. 2004). ACE-Hemmer können sich günstig auswirken. Die Effizienz der Kortikosteroide ist noch nicht ausreichend untersucht. Meist wird die Dialyse oder Transplantation erforderlich (Waheed S et al. 2015). Die antiretrovirale Therapie muss hinsichtlich Dosisanpassung und Wechselwirkungen an die Art der Nephropathie angepasst werden.

Verlauf/Prognose

Unbehandelt führt die HIVAN innerhalb von 1–4 Monaten zu einer raschen Progression und zur terminalen Niereninsuffizienz (Rao TK et al. 1984). 

Bei HIV-Patienten ist eine Proteinurie und eine assoziierte Nephropathie mit einer deutlich schlechteren Prognose verbunden.

Hinweis(e)

Die HIV-assoziierte Nephropathie ist die häufigste HIV-assoziierte Nierenerkrankung. Weitere HIV-assoziierte Nierenerkrankungen sind die HIV-assoziierte thrombotische Mikroangiopathie (HIV-TMA), immunkomplexvermittelte Nierenerkrankungen (HIVICK). Weiterhin kann die Niere des HIV-Erkrankten auch durch die Nebenwirkungen der antiretroviralen Therapie geschädigt werden (medikamentenbedingte interstitielle Nephritis durch Indinavir und Ritonavir, Rhabdomyolyse durch Statine. Zunehmend wird die IVAN infolge der gesteigerten Lebenserwartung der Patienten sowie durch auftretende Komorbiditäten wie Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie, sowie durch Nikotinabusus geprägt.

Disclaimer

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