Gallengangsadenom D13.5

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Synonym(e)

benigner Lebertumor; biliäres Adenofibrom; biliäres Hamartom; Gallengangsadenom; Hamartom der Peribiliardrüse; Intrahepatisches Gallengangsadenom; Peribiliärdrüsenhamartom

Definition

Unter einem Gallengangsadenom (BDA = Intrahepatic bile duct adenoma) versteht man einen Lebertumor, der aus dem intrahepatischen Gallengangsepithel entsteht. Das BDA gilt als ein benigner Tumor (Wei 2015). Es wurde aber laut Zheng Jie Teng (2022) bereits über Umwandlungen in eine malignes Cholangiokarzinom berichtet.

Einteilung

Das intrahepatische BDA zählt zu den primären Lebertumoren. Es macht ca. 1,3 % der primären Lebertumoren aus (Wei 2015).

 

Vorkommen/Epidemiologie

Das BDA ist selten (Herold 2022), die Inzidenz bislang unbekannt (Wei 2015). Bei 50.000 Autopsien fanden sich lediglich 5 BDAs. Wegen der Seltenheit eines BDA sollten alle Fälle gemeldet werden, um die derzeitige Literatur zu ergänzen (Zheng Jie Teng 2022).

Bislang erkrankten Patienten zwischen 20 – 70 Jahre, das durchschnittliche Alter liegt bei 55 Jahren. Eine signifikante Geschlechterpräferenz liegt nicht vor (Chen 2014).

Ätiopathogenese

Die Ätiopathogenese ist bislang umstritten (Wei 2015).

Pathophysiologie

BDAs entstehen laut aktueller Theorien vermutlich durch reaktive fokale Verletzungen des Gallengangs (Zheng Jie Teng 2022).

Wei et al. (2015) vermuten, dass BDAs desorganisierte peribiliäre Drüsen darstellen, mit ähnlichem Phänotyp der sekretorischen Drüsenzellen. Sie bestehen aus kleinen, gleichmäßigen Gängen quaderförmiger Zellen, die Kerne enthalten.

Klinisches Bild

Ein BDA wird typischerweise zufällig gefunden (Malek 2022) bei z. B. abdominellen Operationen oder Autopsien. Es kann im Zusammenhang mit Erkrankungen wie z. B. chronischer Hepatitis durch eine Hepatitis- C- Erkrankung, Hämangiom, Gallenstauung, alkoholischer Leberzirrhose, fokaler nodulärer Hyperplasie auftreten. Auch nach Traumata oder entzündlichen Veränderungen können BDAs auftreten (Zheng Jie Teng 2022).

Diagnostik

Es gibt keine typischen bildgebenden Merkmale, die eine präoperative Diagnose ermöglichten. Die Diagnose beruht somit allein auf histopathologischen und immunchemischen Befunden (Wei 2015).

Das BDA ist verhältnismäßig klein, der Durchmesser liegt zwischen 1 – 20 mm. Es liegt immer unter der Leberkapsel, klar abgegrenzt, selbst aber ohne Kapsel (Chen 2014).

 

Bildgebung

Abdomensonographie

Hierbei lässt sich eine knotige Verstärkung in der Peripherie eines hepatischen Tumors darstellen mit einem “quick wash- in and wash- out” - Zeichen (Wei 2015).

BDAs können echoarm mit internen echogenen Bereichen sein oder auch leicht echoreich mit inkomplettem echoarmem Halo (Chuy 2018).

 

Computertomographie

Darstellung einer Tumormasse i. d. R. von < 2 cm, subkapsulär liegend, aber nicht eingekapselt (Wei 2015).

In der CT können sich BDAs in der Phase ohne Enhancement als relativ hypodens zum Leberparenchym darstellen und in der arteriellen Phase mit Hyperenhancement (Chuy 2018).

 

MRT

Hierbei finden sich T1- hypointense und T2 hyperintense Läsionen (Chuy 2018).

 

Labor

Es gibt keine Tumormarker (Wei 2015).

Histologie

Typisch für das BDA sind:

- große Anzahl proliferierender Gallengänge, die unterschiedliche Mengen an Kollagen und eine Infiltration von Entzündungszellen aufweisen

- immunhistochemische Färbungen für CK 19, CD 10 und CD 56 sind positiv

- Färbungen für p53 und AFP hingegen negativ (Wei 2015)

 

Differentialdiagnose

- Intrahepatisches Cholangiokarzinom (Zheng Jie Teng 2022)

- metastasiertes Adenokarzinom

- von- Meyenberg- Syndrom

- primär sklerosierende Cholangitis

- biliäres Adenofibrom (Wei 2015)

Therapie allgemein

Die Differenzierung von malignen bzw. benignen Läsionen kann jedoch sowohl in der Bildgebung als auch in der Histopathologie schwierig sein (Chuy 2018). Die Therapie der Wahl ist deshalb die chirurgische Resektion, da beim BDA die Möglichkeit einer Karzinogenese besteht (Wei 2015).

Verlauf/Prognose

Ein BDA ist ein benigner Tumor mit guter Prognose. Die Möglichkeit einer Karzinogenese ist beschrieben (Wei 2015).

Nachsorge

Tumorrezidive sind bislang nicht beschrieben (Wei 2015).

Literatur
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  1. Chen L, Xu A Y, Chen F (2014) Bile duct adenoma: a case report and literature review. World J Surg Oncol. 12, 125
  2. Chuy J A, Garg I, Graham R P, Van Buren W M, Venkatesh S K (2018) Imaging features of bile duct adenoma: case series and review of literature. Diagn Interv Radiol. 24 (5) 249 - 254
  3. Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 560
  4. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 553, 2083
  5. Malek N P, Bitzer M, Galle P R, Voesch S (2022) S3- Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Hepatozellulären Karzinoms und biliärer Karzinome. AWMF- Register- Nr. 032 / 053OL
  6. Wei J, Zhang D, Yang J, Xu C (2015) Intrahepatic bile duct adenoma (peribiliary gland hamartoma): a case report and review of literature. Int J Clin Exp Pathol. 8 (5) 5908 - 5913
  7. Zheng Jie Teng T, Szu Lyn Ding C, Shelat V G (2022) Bile duct adenoma: rare benign liver tumour. Singapore Med J. 63 (12) 769 - 770

Weiterführende Artikel (2)

Alkoholische Fettzirrhose ; Hepatitis-C-Virus;

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