Synonym(e)
Definition
Seltene (weltweit wurden etwa 600 Fälle beschrieben), schwer verlaufende, autosomal dominant vererbte Systemerkrankung mit fortschreitender Verknöcherung des Binde- und Stützgewebes des menschlichen Körpers. Klinisch zeichnet sie sich angeborene Fehlbildungen der großen Zehen und eine progressive, extraossäre, heterotope Ossifizierung mit qualitativ normalem Knochen.
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Vorkommen/Epidemiologie
Prävalenz wird mit <1: 2 Millionen Personen geschätzt. Alle Ethnien und geographischen Regionen sind gleich häufig betroffen. W:m=1:1.
Ätiopathogenese
Ursächlich liegt der klassischen FOP eine wiederkehrende aktivierende Mutation (617G>A; R206H) im ACVR1/ALK2-Gen (2q24.1), das für den Activin A-Rezeptor Typ I/für die Activin-ähnliche Kinase 2, einem Bone Morphogenetic Protein (BMP)-Typ I-Rezeptor kodiert. Bei atypischen FOP-Patienten werden auch heterozygote ACVR1-Missense-Mutationen von konservierten Aminosäuren gefunden. Hierdurch kommt es nach banalsten Traumata zunächst zu einer Kalzifikation und konsekutiv zu einer heterotopen Ossifikation. Diese Ossifikationsherde sind in der Muskulatur als harte Plaques oder Knoten tastbar. Die Verknöcherungen nehmen über Jahre zu, sodass sich der Körper langsam versteift. Die Betroffenen werden rollstuhlpflichtig.
Klinisches Bild
Während des ersten Lebensjahrzehnts treten sporadische Episoden von schmerzhaften Weichteilschwellungen (sog. Flare-ups) auf. Diese werden durch Verletzungen der Weichteile, z.B. nach banalen Traumata oder nach intramuskulären Injektionen, nach Virusinfektionen, Muskelzerrungen ausgelöst. Betroffen sind zuerst die Muskulatur sowie das Binde- und Stützgewebe an Hals, Nacken und den Schultern. Später sind Arme, Brust, Bauch, Becken, Beinen und Füße miteinbezogen. Mit fortschreitendem Alter tritt bei den meisten Patienten eine Einschränkung der Lungenfunktion durch die verminderte Brustkorbbeweglichkeit auf. Zusätzlich können banale Verletzungen am Muskelgewebe extraossäres Knochenwuchs induzieren.
Diagnose
Bereits pränatal können mittels Songropahie verkürzte und verdrehte großen Zehen nachgewiesen werden. Auch molekulargenetisch kann die Verdachtsdiagnose durch Nachweis der Mutation von ACVR1/ALK2 bestätigt werden. Die Neugeborenen erscheinen bis auf einen Hallux valgus, ein fehlgebildetes erstes Metatarsale und/oder einer Monophalangie als normal.
Therapie
Momentan gibt es keine gesicherte Therapie zur Behandlung. Eine kurze 4-tägige Hochdosis-Kortikosteroid-Therapie kann, wenn sie innerhalb der ersten 24 Stunden der Eruption begonnen wird, die starke Inflammation wie sie in den ersten Stadien der Krankheit gesehen wird, vermindern. Die Prophylaxe muss sich auf die Verhütung von Stürzen, viralen Infektionen konzentrieren. Wichtig sind anregende Atmungsübungen.
Verlauf/Prognose
Die mittlere Lebensdauer beträgt 40 Jahre. Die meisten Patienten sind am Ende des zweiten Lebensjahrzehnts rollstuhlpflichtig. Die häufigste Todesursache sind Komplikationen durch die eingeschränkte Beweglichkeit des Thorax
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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Verweisende Artikel (1)
Myositis ossificans (sporadische Form);Disclaimer
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