COVID-19 Vaccine AstraZeneca

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Astra-Seneca-Impfstoff und Disseminierte intravasale Koagulopathie; Astra-Seneca-Impfstoff und Sinusvenenthrombose; Astra-Seneca und disseminierte intravasale Koagulopathie; AZD1222; Oxford COVID-vaccine; Oxford COVID Vaccine; Oxford COVID Vaccine und CVST; Oxford COVID Vaccine und disseminierte intravasale Koagulopathie; Oxford COVID Vaccine und Sinusvenenthrombosen

Definition

Der replikationsdefiziente Schimpansen-Adenovirus-Vektor AZD1222 ist zur aktiven Immunisierung von Personen ab 18 Jahren zur Vorbeugung der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) indiziert.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Der Impfstoff AstraZeneca (AZD1222) ist ein sogenannter Vektor-Impfstoff. Er besteht aus harmlosen, von Schimpansen stammenden Erkältungsviren, die in ihrer DNA den Bauplan für ein Eiweiß auf der Oberfläche des Coronavius SARS-CoV-2 enthalten. Die Vektorviren werden von Zellen des geimpften Organismus aufgenommen. Diese transiente Transfektion führt zu dem Effekt, dass der Organismus für eine kurze Zeit das anvisierte Corona-Spike-Protein (S-Protein) produziert. Es entstehen bei dieser Transfektion aber keine Coronaviren sondern nur Antigene. Das Immunsystem wird durch die Anwesenheit der Antigene angeregt, Abwehrstoffe (Antikörper und T-Zellen) gegen dieses Protein und damit Immunität zu bilden.

Indikation

Die Zulassung des Corona-Impfstoff AZD1222 von AstraZeneca ist nur für 18- bis 64-Jährige ausgeprochen. Die Wirksamkeit bei Älteren ist bisher nicht ausreichend belegt. Abgesehen von dieser Einschränkung wird der Impfstoff ebenfalls als gleichermaßen geeignet wie die bereits zugelassenen Corona-Impfstoffe angesehen. (STIKO/EMA).

Lagerung und Haltbarkeit Ungeöffnet: 6 Monate bei 2°C bis 8°C. Nach dem ersten Gebrauch soll der Impfstoff so bald wie möglich und innerhalb von 6 Stunden verabreicht werden. Der Impfstoff kann während des Gebrauchs zwischen 2°C und 25°C gelagert werden

Dosierung und Art der Anwendung

Das Impfregime besteht aus zwei Dosen mit 5 x 1010 Viruspartikeln entsprechend 0,5 ml der Vakzine im Abstand von mindestens 4 bis maximal 12 Wochen.

AZD1222 wird intramuskulär im Abstand von 4 bis zu 12 Wochen (28 bis 84 Tage) in den Deltamuskel verabreicht.

Unerwünschte Wirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen in klinischen Studien waren:

Empfindlichkeit an der Injektionsstelle (> 60%), Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit (> 50%), Myalgie, Unwohlsein (>40%), Pyrexie, Schüttelfrost (>30%), Arthralgie, Übelkeit (> 20%). Die meisten Nebenwirkungen waren von leichter bis mittelschwerer Ausprägung und verschwanden normalerweise innerhalb weniger Tage nach der Impfung. Im Vergleich zur ersten Dosis waren die gemeldeten Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis milder und weniger häufig.

Bei älteren Probanden (≥ 65 Jahre) waren Nebenwirkungen im Allgemeinen milder und seltener.

In jüngster Zeit sind im Rahmen der Impfkampagnen Fälle von Disseminierter intravasaler Koagulopathie (DIC) und Sinusvenenthrombosen (CVST)  aufgetreten von denen neun zum Tod führten. Die meisten Fälle davon traten bei Menschen unter 55 Jahren auf. Die Mehrheit waren Frauen.

Bemerkung: Da diese Ereignisse selten sind und COVID-19 selbst bei Patienten häufig Blutgerinnungsstörungen verursacht, ist es laut EMA schwierig, eine Hintergrundrate für diese Ereignisse bei Personen abzuschätzen. Basierend auf den Zahlen von vor der Corona-Pandemie wurde jedoch berechnet, dass innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des Impfstoffs < als 1 gemeldeter Fall von DIC bei Personen unter 50 Jahren zu erwarten gewesen wäre. Tatsächlich wurden 5 Fälle gemeldet. Für die CVST wären in diesem Zeitraum 1,35 Fälle zu erwarten gewesen. Tatsächlich waren es jedoch 12 Patienten. 

Ein ähnliches Ungleichgewicht war bei der älteren Bevölkerung, die den Impfstoff erhielt, nicht sichtbar. 

Kontraindikation

AZD1222 darf nicht appliziert werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe:

  • L-Histidin
  • L-Histidinhydrochlorid-Monohydrat
  • Magnesiumchlorid-Hexahydrat
  • Polysorbat80
  • Ethanol
  • Sucrose
  • Natriumchlorid
  • Dinatriumedetat-Dihydrat
  • Wasser für Injektionszwecke

Hinweis(e)

Studienlage: Es liegen mehrere Studien vor (COV001-COV005) an einigen tausend Patienten vor. Eine Zwischenanalyse der klinischen Studien mit AZD1222 umfasste Daten aus der Phase-II/III-Studie COV002 (NCT04400838) in Großbritannien und der Phase-III-Studie COV003 (NCT04536051) in Brasilien. Insgesamt wurde die Wirksamkeit sowie Sicherheit an 23.000 Teilnehmer nachzwei Dosen einer halben Dosis (2,5x1010 Viruspartikel) und später einer vollen Dosis (5x1010 Viruspartikel) oder zwei volle Dosen AZD1222 gegenüber eines Vergleichs-Meningokokken-Konjugat-Impfstoffs namens MenACWY oder Kochsalzlösung evaluiert.

Wirksamkeit: Die kombinierte Analyse beider Dosierungsschemata (n=11.636) ergab eine durchschnittliche Wirksamkeit von 70%. Im Vergleich mit den anderen bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen, weist AZD eine verhältnismäßig geringe Wirksamkeit auf.

Wirksamkeitsdaten bei Älteren: In der Phase-II/III-Studie (COV002) mit 560 Probanden wurde untersucht, wie immunogen und sicher der Impfstoff in drei Altersgruppen (18 bis 55 Jahre, 56 bis 69 Jahre, über 70 Jahre) ist: 160 Probanden waren zwischen 18 und 55 Jahre alt, weitere 160 Probanden waren zwischen 56 und 69 Jahre alt und 240 Probanden waren 70 Jahre und älter. Die Ergebnisse wurden im November im The Lancet veröffentlicht. Die Studie zeigte, dass der Impfstoff bei älteren Probanden besser verträglich war als bei jüngeren und dass nach einer Boost-Dosis über alle Altersgruppen hinweg eine ähnliche Immunogenität erzielt wurde. Es wurde jedoch angemerkt, dass für die Bewertung der Wirksamkeit in allen Altersgruppen und Personen mit Komorbiditäten weitere Beurteilungen erforderlich seien.

Am 8. Dezember 2020 folgte daraufhin eine weitere Publikation in The Lancet, welche auf die Ergebnisse der Studien (NCT04324606, NCT04400838, und NCT04444674) einging. Das Fazit: zur Wirksamkeit bei Personen ab 65 Jahren liegen „nur begrenzte Informationen vor, obwohl nichts auf einen mangelnden Schutz hindeutet."

Hinweis(e)

Die europäische Zulassungsbehörde EMA hat am 29. Januar 2021 die Zulassung des Corona-Impfstoffs für Personen ab 18 Jahren empfohlen. Die EU-Kommission erteilte am selben Tag die Zulassung. In Großbritannien ist der Impfstoff bereits länger zugelassen. Der Namen lautet: COVID-19 Vaccine AstraZeneca. Die STIKO empfiehlt den Impfstoff AstraZeneca nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren. Zur Beurteilung der Wirksamkeit ab 65 Jahren fehlen der Impfkommission ausreichende Daten.

Patienteninformation(en)

Weitere Informationen zu den Impfungen gibt es auf den Seiten des Robert Koch-Instituts sowie des Paul Ehrlich-Instituts.

Auch bei der Stiftung Warentest gibt es eine ausführliche Sammlung von Fragen und Antworten.

Der Ablauf der Impfung wird in den Bundesländern geregelt, die dazu eigene Informationen veröffentlicht haben.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Barrett JR et al. (2020) Oxford COVID Vaccine Trial Group. Phase 1/2 trial of SARS-CoV-2 vaccine ChAdOx1 nCoV-19 with a booster dose induces multifunctional antibody responses. Nat Med  doi: 10.1038/s41591-020-01179-4.
  2. Folegatti PM et al. (2020) Oxford COVID Vaccine Trial Group. Safety and immunogenicity of the ChAdOx1 nCoV-19 vaccine against SARS-CoV-2: a preliminary report of a phase 1/2, single-blind, randomised controlled trial. Lancet 396(10249):467-478.
  3. Knoll MD et al. (2021) Oxford-AstraZeneca COVID-19 vaccine efficacy. Lancet 397(10269):72-74.
  4. Voysey M et al. (2021) Safety and efficacy of the ChAdOx1 nCoV-19 vaccine (AZD1222) against SARS-CoV-2: an interim analysis of four randomised controlled trials in Brazil, South Africa, and the UK. Lancet  397(10269): 99-111.
  5. Robert Koch-Institut. Beschluss der STIKO zur 2. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung. Epidemiologisches Bulletin 5/2021.

Verweisende Artikel (1)

Polyarteriitis nodosa systemische;
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