Brucellosen (Übersicht)A23.9

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2024

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Synonym(e)

Bang-Krankheit; Brucellose durch Brucella canis; Brucellosis; Bruce-Septikämie; Bruzellosen; Febris mediterranea; Maltafieber; Malta-Fieber; Mittelmeerfieber; Morbus Bang; Schweinebrucellose; Undulierendes Fieber

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Erstbeschreiber

Marston 1861; Bruce 1887

Definition

Weltweite meldepflichtige Anthropozoonosen, die durch Infektion mit Bruzellen (v.a. Brucella (B.) melitensis, B. abortus, B. suis, B. ovis) hervorgerufen werden. Nach dem Stadium der Bakteriämie mit undulierendem Fieber Ausbildung einer granulomatösen Entzündung v.a. in Lymphknoten, Milz und Leber sowie einer Arthritis der Ileosakral-, Intervertebral- und Hüftgelenke.

Erreger

Bruzellen sind kleine, gramnegative unbegeißelte Stäbchenbakterien. Man unterscheidet 3 Spezies, die klinisch sehr ähnliche Krankheitsbilder verursachen:

  • Brucella abortus (Erreger des M. Bang = Febris undulans bovina): Hauptwirt ist das Rind (ruft dort eine fieberhafte Allgemeininfektion hervor).
  • Brucella melitensis (Erreger des Maltafiebers = Mittelmeerfieber, Febris mediterranea, Febris undulans melitensis, Bruce-Septikämie, Wellenfieber): Hauptwirte sind Schafe und Ziegen.
  • Brucella suis (Schweinebruzellose = Brucellosis suis): Hauptwirt ist das Schwein.
  • Brucella canis (Hundebruzellose); Hauptwirt sind Hunde 

Vorkommen/Epidemiologie

B. abortus: Weltweit auftretend, insbesondere in gemäßigten und tropischen Gebieten, in denen Rinderzucht betrieben wird. Brucellosen betreffen bestmmte Berufsgruppen (Landwirte, Schäfer, Jäger, Metzger, Tierärzte (meldepflichtige Berufskrankheit - BK-Nr.3102)). In Deutschland <50 Erkrankungsfälle/Jahr. Meist importierte Krankheitsfälle (v.a.aus der Türkei).     

Brucella melitensis: Mittelmeerraum, Afrika, Südamerika.

B. suis: Nordamerika.

Ätiopathogenese

Infektion mit Bruzella spp., insbes. bei Übertragung durch rohe Milch, direkten Kontakt mit infizierten Tieren (Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine) bzw. deren Geweben sowie Einatmen infizierter Aerosole. Häufig treten die Erreger auf vorgeschädigter Haut oder Konjunktiven (Schmierinfektion) ein. Übertragung von Mensch zu Mensch nur in Ausnahmefällen.

Klinisches Bild

Inkubationszeit 2-6 Wochen. Auf ein Prodromalstadium mit uncharakteristischen Allgemeinerscheinungen folgt das Stadium der Bakteriämie mit typischen, jedoch nicht obligaten, wellenförmigen Temperaturschüben (undulierendes Fieber): über 5-7 Tage langsam auf 38-40 °C ansteigendes Fieber, anschließend ebenso langsamer Abfall. Diese Schübe können sich wochen- bis monatelang wiederholen. Außerdem Hepatosplenomegalie, Kopf-, Gliederschmerzen, evtl. gastrointestinale Symptome. An der Haut können äußerst vielgestaltige, mehr oder weniger generalisierte Exantheme auftreten, makulös, papulös, pustulös, psoriasiform, hämorrhagisch, Erythema-exsudativum-multiforme-artig.

Im anschließenden Stadium der Organmanifestation Ausbildung von Granulomen in Lymphknoten, Leber, Knochen u.a. Organen. Selten in der Haut als uncharakteristische, ulzerierende Knoten, plattenartige Infiltrate, Ekthymata-artige Effloreszenzen.

Diagnose

Anamnese (Landwirte, Metzger, Veterinäre, Trinken roher Milch; Reisen in Mittelmeerländer). Mikroskopischer und kultureller Erregernachweis aus Blut und Körperflüssigkeiten, Organpunktaten, Lymphknotenbiopsie. Antikörpernachweis (IgG, IgM, Titeranstieg) mit ELISA, KBR oder Agglutinationsreaktion nach Widal.

Differentialdiagnose

Therapie

Therapie der Wahl: Doxycyclin 200mg/Tag p.o. + Rifampicin 600-900mg/Tag p.o. über 6 Wochen 

Alternativ: Kombination aus Tetracyclin (z.B. Tetracyclin Wolff) 2 g/Tag über 3-6 Wochen und Streptomycin (z.B. Strepto-Fatol) 1 g/Tag i.v. oder i.m. für 2 Wochen. Bei leichten Infektionen ist Monotherapie mit Tetracyclinen ausreichend.

Alternativ: Doxycyclin 2mal/Tag 100 mg p.o. anstelle von Tetracyclin.

Bei Kindern unter 12 Jahren: Trimethoprim/Sulfamethoxazol (z.B. Cotrimox-Wolff Saft 1/2-2 Messl. in Abhängigkeit vom Alter) über 4 Wochen. Kombination dieser Therapie mit Rifampicin (z.B. Eremfat) 10-15 mg/kg KG/Tag p.o. wird empfohlen. Die alleinige Behandlung mit Rifampicin ist wegen schneller Resistenzentwicklung nicht sinnvoll.

Verlauf/Prognose

Bei Therapie in der akuten Phase (Therapiebeginn während der ersten 3 Monate) sind die Heilungsaussichten 90-100%, später 60-80%.

Bei spätem Therapiebeginn gelingt es häufig nicht, die Erreger vollständig zu eliminieren; chronische, jahrelange Verläufe mit rezidivierendem Aufflammen der Erkrankung sind möglich. In ca. 5% der therapierten Fälle kommt es zu Rückfällen durch persistierende sensitive Erreger, so dass ggf. ein erneuter Therapieversuch mit dem bestehenden Regime erfolgen kann (Antibiogramm!).

Hinweis(e)

Es besteht eine namentliche Meldeplicht bei Labornachweis. 

Literatur

  1. Ariza J et al. (1992) Treatment of human brucellosis with doxycycline plus rifampicin or doxycycline plus streptomycin. A randomized, double-blind study. Ann Intern Med 117: 25-30
  2. Bang B (1897) Die Aetiologie des seuchenhaften ("infectiösen") Verwerfens. Z Tiermedicin 1: 241-278
  3. Bruce D (1887) Note on the discovery of a microorganism in Malta fever. Practitioner (London) 39: 161-170
  4. Marston JA (1861) Report on fever (Malta). Royal Army Med Dept Rep 3: 486-521
  5. Mazokopakis E et al. (2003) Acute brucellosis presenting with erythema nodosum. Eur J Epidemiol 18: 913-915
  6. McLean DR et al. (1992) Neurobrucellosis: clinical and therapeutic features. Clin Infect Dis 15: 582-590
  7. Metin A et al. (2001) Cutaneous findings encountered in brucellosis and review of the literature. Int J Dermatol 40: 434-438
  8. Milionis H et al. (2000) Cutaneous manifestations in brucellosis: case report and review of the literature. Infection 28: 124-126
  9. Weil Y et al. (2003) Brucella prosthetic joint infection: a report of 3 cases and a review of the literature. Clin Infect Dis 36: e81-86

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