Listeriose der HautA32.9

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2024

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Synonym(e)

Cutaneous listeriosis; Hautlisteroise; Kutane Listeriose

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Erstbeschreiber

Murray, 1926; benannt wurde die Erkrankung nach dem englischen Chirurgen Josef Baron Lister. 

Definition

Namentlich meldepflichtige bakterielle Infektionskrankheit mit Listeria monocytogenes (meldepflichtig ist der direkte Erregernachweis aus Blut, Liquor und anderen Substraten, sowie aus Abstrichen von Neugeborenen) in der Regel sporadisch, gelegentlich epidemisch auftretend. Grundsätzlich muss zwischen den unterschiedlichen Arten der Infektion unterschieden werden, da sie sich unter  verschiedenartigen klinischen Krankheitsbildern darstellen. 

Die primär kutane Listeriose ist eine sehr seltene Zoonose.

Erreger

Fakultativ pathogene Listeria spp. (grampositive, bewegliche, nichtsporenbildende, katalasepositive, fakultativ anaerobe Stäbchen). Bedeutendste humanpathogene Spezies ist Listeria monocytogenes, selten sind auch L. seeligeri oder L. ivanovii bei Infizierten nachweisbar. Etwa 10% der Menschen und Tiere sind gesunde intestinale Träger von Listeria monocytogenes. Bei immunkompetenten Menschen kommt es nicht zur Infektion.

Vorkommen/Epidemiologie

Erkrankungen sind selten. In der Bundesrepublik Deutschland: etwa 100-300 gemeldete Erkrankungen/Jahr.

Ätiopathogenese

Schmierinfektion bei Kontakt mit kranken Tieren, evtl. durch Genuss infizierter Nahrungsmittel, auch durch gesunde Keimträger, beim Foetus diaplazentar. Infizierte Personen (auch bei asymptomatischen Verläufen) können den Erreger über den Stuhl für mehrere Monate ausscheiden. Bei Müttern von infizierten Neugeborenen sind die Erreger in Lochialsekreten und Urin etwa 7-14 Tage nach der Entbindung nachweisbar, nur selten länger.

Manifestation

Symptomatische Erkrankung hauptsächlich bei Pat. mit Abwehrschwäche, z.B. Neugeborenen, Alten, bei Tumoren, HIV-Infektion, Immunsupprimierten, Transplantierten, Schwangeren.

Keine Alters- oder Geschlechtsbevorzugung.

Lokalisation

Bei der kutanen Inokulations-Listeriose: Hände und Unterarme 

Klinisches Bild

Inkubationszeit: 3-70 Tage

Listeriose des Neugeborenen: Infektion erfolgt transplazentar, während der Geburt oder postnatal durch Kontakt

Postnatale Listeriose: bei Immunkompetenten meist unbemerkt asympotmatisch oder mit leichten gatrointestinalen Beschwerden. Bei Immunsupprimierten oder Menschen mit konsumierenden Erkrankungen, schwere invasive Verläufe mit  Fieber, Kopfschmerzen, Benommenheit, Lendenschmerz, Meningitis und Sepsis (Granulomatosis infantiseptica). Haut kann im Rahmen einer Bakteriämie durch vaskulitische Exantheme beteiligt sein. 30% der septischen Listeriose (gefährdet sind v.a. immunsupprimierte Menschen) verlaufen letal.

Kutane Inokulations-Listeriose: Bei Tierärzten und Arbeitern in der Landwirtschaft Inokulation des Erregers (durch ekzematöse Hautveränderungen begünstigt - Berufs-Listeriose). An der Inokulationstelle Ausbildung von lokalisierten (gruppierten), schmerzlosen, nicht juckenden  papulo-vesikulösen, oder pustulösen Effloreszenzen, die sich zu kleinen Ulzera umwandeln können. I.A. unkomplizierter  selbstlimiierter Verlauf.   

Diagnose

Direkter Erregernachweis im Rachenabstrich, von Hautläsionen, Mekonium, Lochien, Stuhl. Antikörper-Nachweis, Intrakutantest.

Differentialdiagnose

Komplikation(en)

Listerien-Meningitis (Letalität trotz Therapie ca. 30%).

Therapie

  • Therapie der Wahl ist Ampicillin (z.B. Binotal) 6-12 g/Tag in 3-4 ED i.v. Therapie über mindestens 3 Wochen. 
  • Alternativ Cotrimoxazol (z.B. Cotrimox Wolff): Dosierung Trimethoprim/Sulfamethoxalzol: 20/100 mg/kg KG/Tag.
  • Ggf. Kombinaton mit Gentamicin (z.B. Refobacin) 3-5 mg/kg KG/Tag i.v. oder i.m. als 1 ED.

Merke! Die Therapiedauer sollte wegen der Gefahr von Rezidiven mindestens 14 Tage betragen.

Hinweis(e)

Benannt nach dem britischen Chirurgen Josef Baron Lister (1827-1912)

Literatur

  1. Asahata S et al. (2015)  Fournier's gangrene caused by Listeria monocytogenes as the primary organism. Can J Infect Dis Med Microbiol 26:44-46
  2. Braden CR (2003) Listeriosis. Pediatr Infect Dis J 22: 745-746
  3. Godshall CE et al. (2013)  Cutaneous listeriosis. J Clin Microbiol 51:3591-3596
  4. Paul ML et al. (1994) Listeriosis - a review of eighty-four cases. Med J Aust 160: 489-493
  5. Perrin M et al. (2003) Fatal case of Listeria innocua bacteremia. J Clin Microbiol 41: 5308-5309
  6. Vitas AI et al. (2004) Occurrence of Listeria monocytogenes in fresh and processed foods in Navarra (Spain). Int J Food Microbiol 90: 349-356
  7. Vera-Kellet C et al. (2014) Septic vasculitis caused by Listeria monocytogenes. Rev Chilena Infectol 31:746-749
  8. Zelenik K et al. (2014) Cutaneous listeriosis in a veterinarian with the evidence of zoonotic transmission--a case report. Zoonoses Public Health 61:238-241

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