Definition
Das Asthma bronchiale ist mit einer Reihe von relevanten Komorbitäten assoziiert. Diese gilt es zu diagnostizieren um die Therapieziele (GINA 2015) mit Symptomkontrolle und Kontrolle von Risikofaktoren für spätere ungünstige Verläufe zu erzielen (Flick E et al. 2018).
Klinisches Bild
Folgende relevante Komorbitäten sind mit Asthma bronchiale assoziiert (s.: AWMF-Registernummer: 020-009):
- Asthma bronchiale und gastroösophageale Reflux-Erkrankungen: Die Prävalenz von Refluxkrankheiten ist bei asthmatischen Patienten etwa 1,5 bis 2 x höher als bei nicht-asthmatischen Patienten (Cazzola M et al. 2011; Havemann BD et al. 2007). Eine klinisch relevante Reflux-Erkrankung sollte adäquat behandelt werden. Die Behandlung eines asymptomatischen Refluxes kann nach evidenzbasierten Kriterien wird laut AMWF-Richtlinien nicht empfohlen (s.: AWMF-Registernummer: 020-009).
- Asthma bronchiale und obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS): beide Erkrankungen sind in miteinander assoziiert. Die obstruktive Schlafapnoe ist eine mögliche Ursache für eine schlechte Asthma-Kontrolle (Julien JY et al. 2009; Teodorescu M et al. 2010). Somit wird auch die Behandlung einer asymptomatischen Schlafapnoe zur Verbesserung Asthma-bezogener Zielparameter empfohlen. Sie ist allerdings durch Daten nicht ausreichend belegt (AWMF-Registernummer: 020-009).
- Asthma bronchiale und Adipositas: Die Assoziation von Adipositas und Asthma ist epidemiologisch ausreichend belegt. Eine Adipositas geht mit vermehrter Atemwegsentzündung, gesteigerter bronchialer Hyperreagibilität und verschlechterter Asthmakontrolle einher, wobei Frauen offenbar empfindlicher reagieren (Kim KM et al. 2011; Yoo S et al. 2011; Ciprandi G et al. 2009). Für Asthma bronchiale und atopische Dermatitis konnte diese Assoziation in Nord-Amerika und asiatischen Ländern belegt werden, nicht jedoch für Europa (Zhang A et al. (2015). Bei adipösen Kindern ist das Ansprechen auf eine Glukokortikosteroid-Therapie vermindert! Insulinresistenz ist ebenfalls mit Asthmasymptomatik vergesellschaftet. Die erfolgreiche Therapie einer ausgeprägten Adipositas hat einen positiven Effekt auf die Kontrolle ein Asthma bronchiale.
- Asthma und psychische Erkrankungen: Angsterkrankungen und Depressionen sind bei Asthmapatienten häufig vertreten. Sie können neben der Pathophysiologie des Asthmas auch Symptomwahrnehmung, Compliance und Leistungsinanspruchnahme beeinflussen und somit die Behandlung und das Selbstmanagement erschweren. Bei Kindern/Jugendlichen können die körperlich/seelische und schulische Entwicklung gestört werden. In Anamnese und Behandlungskonzept sollten daher psychische Komorbiditäten und psychosoziale Problemkonstellationen berücksichtigt werden und ggf. behandelt werden (Chun TH et al. 2008; Katon W et al. 2007; Scott KM et al. 2007).
- Asthma bronchiale und dysfunktionale Atmung: Dysfunktionale Atmung (z. B. Vocal cord dysfunction, VCD: paradoxer, intermittierender Stimmbandschluss mit perakuter of bedrohlicher Atemnot) und Asthma bronchiale sind in epidemiologischen Studien miteinander assoziiert bzw. schwierig gegeneinander abzugrenzen. Eine dysfunktionale Atmung ist als möglicher aggravierender Faktor bei schwierigem Asthma bronchiale zu berücksichtigen.
- Asthma und endokrinologische Störungen: Ein niedriger Vitamin-D Spiegel und Asthma, insbesondere schweres Asthma, sind in epidemiologischen Studien miteinander assoziiert. Bei Patienten mit Asthma findet sich oft ein Vitamin D Mangel. Ein niedriger Vitamin D Spiegel ist bei Patienten mit Asthma mit einer schlechteren Lungenfunktion assoziiert (Ehlayel et al. 2011; Li F et al. 2011). Unklar jedoch bleibt bisher ob eine Vitamin D Gabe die Inzidenz eines Asthmas beeinflusst. Eine Assoziation zwischen Vitamin D-Defizienz und atopische Dermatitis besteht offenbar nicht (Darja K et al. (2017).
- Asthma bronchiale und Erkrankungen der oberen Atemwege: Erkrankungen der oberen Atemwege sind ein Risikofaktor für die Entstehung eines Asthmas bzw. können den Verlauf eines Asthmas negativ beeinflussen. Die Therapie einer allergischen Rhinitis oder eines Asthmas kann potentiell die jeweils andere koexistente Erkrankung positiv beeinflussen.
- Asthma bronchiale und COPD: Es gibt zunehmende Hinweise dafür, dass Überlappungen von COPD und Asthma klinisch relevant sind. Klinisch kann der „Overlap-Phänotyp“ durch eine nur inkomplett reversible Atemwegsobstruktion (Zeichen der COPD) in Kombination mit einem deutlichen Ansprechen auf Bronchospasmolyse bzw. auf Testung der bronchialen Hyperreagibilität oder als neu diagnostizierte COPD bei Patienten mit einem vorbestehenden Asthma [Gibson PG et al. 2009; Hardin M et al. 2011) definiert werden. Wenn auf einen Patienten ähnlich viele Kriterien für Asthma bzw. für COPD zutreffen, so wird die Bezeichnung „Asthma-COPD-Overlap-Syndrom“ (ACOS) vorgeschlagen.
- Asthma bronchiale und Nasenpolypen: Die Kombination aus Nasenpolypen und Asthma tritt typischerweise als „late-onset-disease“ auf, wobei die gleichen Typ 2-vermittelten eosinophilen Entzündungsvorgänge in den oberen und unteren Atemwegen. Neben einer bronchialen Hyperreaktivität wurde nach nasaler Allergenprovokation bei Patienten mit allergischer Rhinitis (AR) auch ein Anstieg von Eosinophilen im Sputum nachgewiesen (Ciprandi G et al. 2011).
- Asthma bronchiale und Rhinitis (sowie atopische Dermatitis): Asthma bronchiale und chronisch-entzündliche Erkrankungen der oberen Atemwege (Rhinitis, Sinusitis, Polyposis nasi; Post-Nasal-Drip-Syndrom) und der Haut (atopische Dermatitis) sind häufig miteinander vergesellschaftet (Pinart M et al. 2014). Die Evidenz aus epidemiologischen Untersuchungen deutet auf eine enge Verbindung dieser Erkrankungen hin (Marple BF 2010).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Verabschiedet am 12.09.2017. AWMF-Registernummer: 020-009. Verfügbar: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-009.html1111
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- Chun TH et al. (2008) The asthma/mental health nexus in a population-based sample of the United States. Chest 134: 1176-1182
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