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Wickel nach Kneipp

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Definition

Unter einem Wickel wird  das zirkuläre Erfassen des ganzen Körpers oder auch nur eines Körperteils mittels drei Tüchern verstanden. Die wesentlichen Erkenntnisse über dieses Verfahren wurde von S. Kneipp erarbeitet.

Anwendung finden neben Ganzkörperwickeln (einschließlich Arme, ohne Kopf) auch Waden- und Hüftwickel, Rumpfwickel, Bein-, Leib-, Brust-, Hals- und Kreuzwickel. Sie werden zumeist im Bett liegend verabreicht.

Die Reizstärke kann durch unterschiedliche Zusätze verstärkt werden.

Unterscheiden werden je nach Körperareal:

Brustwickel: von den Achselhöhlen bis unter den Rippenbogen- Wickelmaß: 80 x 180 cm

Handwickel/Armwickel: Wickelmaß: 60 x 90 cm

Fuß-, Waden- Beinwickel: 80 x 80 resp. 100 cm

Lendenwickel: 80 x 180 cm

Ganzkörperwickel: 190 x 230 cm

Indikation

kalt:

Wadenwickel: Fiebersenkend (5-10 Min)  auch bei Schlafstörung, vegetativer Labilität (20-30 Min)

Ganzkörperwickel: entwässernd, entgiftend, schweißtreibend, stoffwechselanregend zur Immunstärkung (30-60 Min)

warm:

Bauchwickel unter Zusatz von Kamille: Magen-Darmkrämpfe, Blähungen, Obstipation, Menstruationsbeschwerden, Schlafstörungen. Stress, Nervosität, kalte Füsse, Narbenbeschwerden nach Geburt oder Operation. Cave: Allergie, akute Entzündungen im Bauchraum

Brustwickel unter Zusatz von Thymian: Bronchitis, Asthma, krampfartiger Husten, Keuchhusten. Cave: Allergie, Hypertonie, Schlafstörungen

Brust -resp.Lendenwickel unter Zusatz von Ingwer: Chronische Bronchitis, Asthma, chronische Gelenkerkankungen, Gicht, Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, akutes Schulter-Arm-Syndrom, Depression, Aszites bei Leberzirrhose, Nierenerkrankunegn, Steinleiden. `Cave: Allergie, Hypertonie, manische Depression, Schizophrenie, Schwangerschaft, Karzinone

Zitronenhalswickel: Halsschmerzen. Schluckbeschwerden, Tonsillitis, Cave: Allergien - mind . 30 Min, ggf über Nacht

Weißkohlwickel: Erysipel, Panaritien, infizierte Wunden, Thrombophlebitis, Polyarthritis, Arthrose, Ulcus cruris

Durchführung

Unterschieden werden:

  • kaltreizgebende
  • wärmeentziehende
  • wärmestauende
  • schweißtreibende
  •  heiße Wickel

Kaltreizgebende Wickel: Das Leinentuch in kaltes Wasser tränken und anschließend gut ausdrücken. Die Anwendungsdauer beträgt 20 bis 30 Minuten. Eine Wiedererwärmung sollte etwa 10 Minuten nach Beenden des Wickels zu spüren sein.

Wärmeentziehende Wickel: Ein grobes Leinentuch mit lauwarmen Wasser (20 bis 25 Grad Celsius) tränken und gut ausdrücken. Die Liegedauer beträgt 10 bis 20 Minuten. Ein stärkerer Wärmeentzug wird durch das Weglassen der Zwischen- und Wolltücher erreicht.

Wärmestauende Wickel: Ein grobes Leinentuch stark auswringen und mach circa 1,5 Std. vor dem Beginn der Schweißbildung abnehmen.

Schweißtreibende Wickel: funktionieren wie wärmestauende Wickel, verwenden jedoch mit 1,5 bis 2 Stunden eine höhere Liegezeit und einer Schweißbildung.


Heiße Wickel: werden meist mit Zusätzen wie Heublumen oder Kamille verwendet. Die Wickel werden möglichst bei einer Temperatur von 40 bis 45 Grad Celsius und einer Anwendungsdauer von 30 bis 45 Minuten verwendet.

 

Materialien: Einmal-Folie, Molton-Außentuch, Leinentuch, Zwischentuch oder entsprechendes Material wie ein Heublumensack.

Anlegen des Wickels: Das Trägertuch sollte so gefaltet werden, dass es der Auflagefläche angepasst ist. Das Trägertuch anschließend mit Wasser oder der Substanz tränken, gut auswringen und nach einer Temperaturkontrolle auf die betreffende Körperstelle legen. Der Patient nun zunächst mit einem Innentuch und anschließend einem Zwischentuch fest umwickelt. Im Anschluss daran folgt das feste umwickeln mit einem Außentuch. Der Patient wird nun mit einer Bettdecke zugedeckt, es sollten Luftkammern und Zugluft vermieden werden.
Es sollte für Ruhe und Dunkelheit gesorgt werden.

Nachbereitung:
Der Patient wickelt sich selbstständig aus und entfernt das Innen- und Zwischentuch. Er wickelt sich anschließend wieder in das Außentuch ein und bedeckt sich mit der Bettdecke. Die Nachruhe entspricht in der Regel der Liegezeit. Es sollte bis zu einer Stunde nach Beendigung der Nachruhe nicht geduscht oder gewaschen werden.

Hinweis(e)

Es sollten möglichst keine Kunstfasern verwendet werden. Die Größe der Tücher muss der Behandlungsfläche und den Körpermaßen angepasst sein.
 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Fritz C (2012) in Beer A M et al. [Hrsg.] Leitfaden Naturheilverfahren für die ärztliche Praxis, Urban und Fischer Verlag S 35f.
     
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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024