Trichotillomanie F63.3

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 30.08.2024

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Synonym(e)

Alopecie par grattage; Haarausrupfen; Haarrupf-Tic; Haarzwirbeln; Hair-Pulling Disorder; hair pulling tic; Trichotillomania

Erstbeschreiber

Hallopeau, 1889

Definition

Ausreißen der eigenen Kopf- bzw. Körperhaare im Sinne einer Selbststimulation und Autoaggression. Bei jüngeren Kindern ist die Gewohnheit, ähnlich wie Nagelkauen oder Daumenlutschen, eher als "lustvoll erlebter Beruhigungseffekt" vor dem Einschlafen oder beim Fernsehen zu bewerten.   

 

Vorkommen/Epidemiologie

Lebenszeitprävalenz 0,5-1,5% bei Knaben bzw. bis zu 3% bei Mädchen. 

Ätiopathogenese

Möglich auch als Folge von Zwangserkrankungen, larvierten Depressionen, Angststörungen, Appetenz-Aversionsstörungen oder anderen psychiatrischen Krankheitsbildern mit Impulsstörungen.

Manifestation

Am häufigsten wird Trichotillomanie zwischen dem 5. und 12. Lebensjahr beobachtet.

Lokalisation

Überwiegend am Kopfhaar lokalisiert, seltener an den Schamhaaren. Augenbrauen oder Wimpern sind in 25% der Fälle betroffen.

Klinisches Bild

Umschriebene, meist unscharf begrenzte Kahlstelle (tonsurartig) im Bereich der Kopf- und/oder Körperhaare. Seltener sind mehrere Alopezieareale vorhanden. Die Kopfhaut selbst ist unauffällig. Die Haarfollikel sind im Herd stets vorhanden (Abgrenzung zu einer narbigen Alopezie). Kurze Haarschäfte bleiben stets bestehen (typisches Zeichen und Abgrenzung zur Alopecia areata). Ihre Länge wird bestimmt durch die Möglichkeit, genügend Zug auszuüben. Kurze Haare können nicht erfasst werden. Ausgezogen werden lange Haare, die zuvor meist über längere Zeit gezwirbelt werden.     

Follikuläre Hämorrhagien können nachweisbar sein.

Kombination mit Trichophagie ist möglich. Komplikation durch Verschlucken von Haaren: Trichobezoare= Haarknäuel, die sich als unverdauliche Wollknäuel im Magen ansammeln)

Histologie

Erweiterte, mit Keratin gefüllte Follikelostien, intrafollikuläre Pigmentschollen und erhöhte Katagenrate.

Diagnose

Trichogramm: die Telogenrate ist vermindert.

Mikroskopie: Trichoptilose mit Grünholzfrakturen und Trichorrhexis nodosa-artigen Haarabbruchstellen.

Therapie

  • Schwierig. Bei Kindern müssen die Eltern bzw. das soziale Umfeld aufgeklärt und in die Therapie einbezogen werden.
  • Psychologische oder psychiatrische Beratung und ggf. Therapie.
  • Bei kleinen Kindern kann radikales Kurzschneiden der Kopfhaare den Haarrupf-Tic durchbrechen.

Hinweis(e)

Der Begriff "Trichotillomanie" setzt sich aus dem Griechischen zusammen: Trix = Haar, tillein=herausziehen, mania= Manie. 

Literatur
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  1. Falkenstein MJ et al. (2015)  Race/Ethnicity and Treatment Outcome in a Randomized Controlled Trial for Trichotillomania (Hair-Pulling Disorder). J Clin Psychol doi: 10.1002/jclp.22171

  2. Hallpeau H (1889) Alopecie par grattage (trichomanie ou trichotillomanie). Ann Dermatol Syphiligr 10: 440-446

  3. Hautmann G (2002) Trichotillomania. J Am Acad Dermatol 46: 807-821
  4. Mazuecos J et al. (2001) Pubic trichotillomania in an adult man. Br J Dermatol 145: 1034-1035
  5. Menon V et al. (2015) Very early onset trichotillomania presenting with recurrent trichobezoar: conventional wisdom questioned. Int J Trichology 7:36-37
  6. Papadopoulos AJ (2003) Trichotillomania. Int J Dermatol 42: 330-334
  7. Wade MS (2002) Disorders of hair in infants and children other than alopecia. Clin Dermatol 20: 16-28
  8. Walsh KH et al. (2001) Trichotillomania. Presentation, etiology, diagnosis and therapy. Am J Clin Dermatol 2: 327-33

 

Weiterführende Artikel (2)

Trichobezoar; Trichophagie;

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