Progeria adultorumE34.8

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

OMIM 277000; Pangerie; Werner-Syndrom

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Erstbeschreiber

Werner, 1904

Definition

Hereditäres segmentales Progerie-Syndrom des Erwachsenen mit vorzeitiger Regression verschiedener Organsysteme, jedoch erheblichen Unterschieden zum Alterungsprozess (z.B. ZNS ist nicht betroffen; anderes Tumorspektrum). Daher Bezeichnung als segmentales "Progerie-Syndrom" oder "Karikatur des Alterns".

Vorkommen/Epidemiologie

Inzidenz (weltweit): 1:1 Mio. Einwohner/Jahr. Gehäuft in Japan und Sardinien.

Ätiopathogenese

Autosomal-rezessiv vererbter Gendefekt im WRN-Gen (Genlokus 8p12-p11.2) das eine DNA-Helikase der RecQ-Familie kodiert. Diese Helikase ist an der Öffnung der DNA vor der Zellteilung beteiligt. Die Mutation führt zu einer genetischen Instabilität, mit erhöhtem Risiko Malignome zu entwickeln. Weiterhin geht sie mit einer erhöhten Synthese von Kollagen I u. III einher.
 

 

Manifestation

Vor allem 20. bis 30. Lebensjahr auftretend; nicht vor dem 10. Lebensjahr.

Klinisches Bild

  • Präpubertal völlig unauffällige Entwicklung, postpubertale Wachstumsverzögerung. In der Regel durchschnittliche Intelligenz und Fehlen von senilen Gehirnveränderungen.
  • Integument: Atrophie der Haut mit zahlreichen Teleangiektasien, weitgehende Atrophie des subkutanen Fettgewebes im distalen Tibial- und im gesamten Fußbereich mit Hyperkeratosen und Neigung zu trophischer Ulzeration. An den Unterschenkeln mit straffer Atrophie von Haut und Muskulatur beginnend sowie Sklerose des Bindegewebes. Häufig plantare Hyperkeratosen und Nageldystrophie. Canities praecox (frühzeitiges Ergrauen der Haare) meist 20. bis 30. LJ. Prämature Alopecia areata diffusa, Poikilodermie, Striae cutis distensae, trophische Beinulzera. Symptome der Progeria adultorum.
  • Extrakutane Manifestation: Beidseitige juvenile Katarakte bereits um das 30. Lebensjahr. Hypogonadismus, Hodenatrophie (s.a. Pseudo-Klinefelter-Syndrom), Azoospermie Neigung zu Typ II-Diabetes und Osteoporose, frühzeitiger Arteriosklerose und Koronarsklerose (Herzinfarkt). Krächzende hohe Stimme, Stimmbandleukoplakien, Kleinwuchs mit charakteristischem Habitus. Vogelgesicht, Verlust der Mimik.
  • Erhöhtes Tumorrisiko (Sarkome, Meningiome, weniger Karzinome). Abnormer Glykosaminoglykan-Stoffwechsel mit erhöhter Ausscheidung von Hyaluronsäure im Urin. Häufig metastatische Verkalkungen.

Therapie

Symptomatisch, kausale Therapie nicht bekannt.

Verlauf/Prognose

Ungünstig, Tod infolge der Arteriosklerose häufig vor dem 50. Lebensjahr. In 10% Malignomentwicklung (vor allem Sarkome).

Literatur

  1. Abdeck D et al. (1990) Werner-Syndrom mit ausgeprägten pseudosklerodermieartigen Hautveränderungen und Urticaria pigmentosa-eine zufällige Kombination? Akt Dermatol 16: 280–283
  2. Chen L et al. (2003) LMNA mutations in atypical Werner's syndrome. Lancet 362: 440-445
  3. Epstein CJ et al. (1966) Werner's syndrome: a review of its symptomatology, natural history, pathologic features, genetics and relationship to the natural aging process. Medicine 45: 177–221
  4. Goto M et al. (1992) Genetic linkage of Werner's syndrome to five markers on chromosome 8. Nature 355: 735–738
  5. Hürlimann AF et al. (1991) Werner-Syndrom mit trophischen Ulcera cruris. Hautarzt 42: 721–725
  6. Opresko PL (2003) Werner syndrome and the function of the Werner protein; what they can teach us about the molecular aging process. Carcinogenesis 24: 791-802
  7. Thomas W et al. (1993) A genetic analysis of the Werner syndrome region on human chromosome 8p, Genomics16: 685–690
  8. Werner O (1904) Über Katarakt in Verbindung mit Sklerodermie. Schmidt und Klaunig, Kiel

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