Muir-Torre-SyndromQ87.89

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Anna Lohbeck

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Muir Torre Syndrom; Muir-Torre-syndrome; OMIM 158320; Torre-Muir-Syndrom; Torre-Syndrom

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Erstbeschreiber

Muir, 1967; Torre, 1968

Definition

Seltenes, familiär (autosomal-dominant vererbtes) und sporadisch auftretendes Tumorsyndrom (s.a. Genodermatosen tumorassoziierte), gekennzeichnet durch:

Es ist zu vermuten, dass das Muir-Torre-Syndrom eine (Minus-) Variante des "hereditary nonpolyposis colon cancer syndrome"/ HNPCC/Lynch-Syndrom Typ II) darstellt, bei dem Mutationen in dem selben Gen auftreten. 

Ätiopathogenese

Autosomal-dominantes Erbleiden.

Mutation des MSH2-Gens, das auf dem Genlokus 2p21 lokalisiert ist

und seltener

der Gene MLH1(Genlokus 3p22) und MSH6

mit konsekutiver Störung der DNA-Mismatch-Reparatur (s.u DNA-Reparatur). Denkbar sind auch Demaskierungen eines latenten Muir-Torre-Syndroms unter langzeitiger immunsuppressiver Therapie z.B. mit Ciclosporin A.

Manifestation

Hautveränderungen treten oft im frühen Erwachsenenalter auf, meist eine Dekade vor Auftreten des internen Tumors. Der Manifestationsgipfel der internen Malignome liegt im Schnitt bei 53 Jahren.  

Klinisches Bild

Multiple, kutan oder extrakutan lokalisierte, primäre Karzinome (v.a. Adenokarzinome des Gastrointestinaltraktes, spinozelluläres Karzinom der Haut) sowie synchron oder metachron auftretende gut- und bösartige Talgdrüsentumoren (Talgdrüsenadenome, Sebaceome, Talgdrüsenkarzinome) und Basalzellkarzinome. Allerdings verhalten sich die auftretenden Talgdrüsenkarzinome weniger aggressiv als spontan auftretende Talgdrüsenkarzinome. 

Histologie

Nachweis von Talgdrüsenadenomen oder hoch differenzierten Talgdrüsenkarzinomen.

Diagnose

Verdacht auf ein MTS besteht bei Patienten ohne interne Malignome in der EA, wenn mindestens 3 der nachfolgend aufgeführten Kriterien vorliegen (mod. n. Ko):

  • Alter: Talgdrüsentumore im Alter < 50 Jahre
  • Lokalisation: Talgdrüsentumore außerhalb von Gesicht und Nacken
  • Anzahl: 2 oder > 2 Talgdrüsentumore
  • FA: Interne Malignome (v.a. kolorektale oder urogenitale Tumore) bei 2 oder > 2 erstgradigen Verwandten
  • Histologie: Zystischer oder Keratoakanthom-artiger Aufbau
  • Immunhistochemie: Defizienz von MSH2 oder MLH1
  • Molekularpathologie: Nachweis einer Mikrosatelliteninstabilität

Differentialdiagnose

Therapie allgemein

Die rechtzeitige Diagnose des Torre-Muir-Syndroms ist von entscheidender Bedeutung, um Vorsorgemaßnahmen bzw. notwendige operative Maßnahmen zu veranlassen.

Screening-Untersuchungen alle 3-6 Monate, Koloskopie alle 2 Jahre (Kolonkarzinome stellen häufigste Tumorentität dar). Vermeiden einer immunsuppressiven Therapie (z.B. langzeitige hoch dosierte Gabe von Glukokortikoiden).

Externe Therapie

Lokale Immunmodulatoren können zu einer Reduktion der Tumorhäufigkeit führen. Bewährt hat sich hier der Einsatz von Imiquimod (z.B. Aldara) 3mal/Woche. Großflächig auf die am häufigsten betroffenen Areale, v.a. die frei getragenen Areale, z.B. das Gesicht.

Interne Therapie

Versuche mit Isotretinoin (z.B. Isotretinoin-ratiopharm; Aknenormin), die Talgdrüsenproliferationen zu hemmen, sind beschrieben.

Operative Therapie

Operatives Procedere bei internen Geschwülsten.  Exzision der auftretenden Keratoakanthome sowie der Talgdrüsentumoren mit histologischer Aufarbeitung.

Verlauf/Prognose

Die Metastasierungsneigung der im Rahmen dieses Syndroms auftretenden Karzinome ist geringer als bei solitärem Vorkommen. Ein engmaschiges Tumorvorsorgeprogramm (jährliche endoskopische Untersuchungen, urologische Kontrollen) ist notwendig.

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