Imiquimod

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Co-Autor:Dr. med. Lucian Cajacob

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Definition

Imidazo-Chinolin-Derivat mit topisch immunmodulierender, antiviraler, tumorhemmender Wirkung.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Imiquimod wirkt "immunmodulierend". 

Imiquimod aktiviert das NLRP3-Inflammasom (s.u. Inflammasom), das auf zellulären Stress und Gewebeschäden regiert (Groß C 2016). 

Weiterhin bindet Imiquimod an die Toll-like-Rezeptoren 7 und 8  auf den dendritischen Zellen, Makrophagen und Monozyten. Stimulation dieser Rezeptoren löst eine proinflammatorische Reaktion aus mit einer Synthese von IFN, TNF, IL-1, IL-6 und IL-8. U.a. wird dabei die Phosphorylierung des Transkriptionsfaktors NF kappa B (kappa-Gene Enhancer Binding Protein) und von Transkriptionsfaktoren für Interferon stimuliert.

Nachweislich senkt Imiquimod die Viruslast im infizierten Gewebe.

Weitere Untersuchungen zeigen, dass Imiquimod Langerhanszellen aktivieren und deren Migration zu den drainierenden Lymphknoten fördern kann.

Indikation

  • Zugelassen zur topischen Behandlung von Condylomata acuminata (äußerliche Feigwarzen) im Genital- und Perianalbereich bei Erwachsenen.
  • Zugelassen zur topischen Therapie von aktinischen Keratosen und von kleinen superfiziellen Basalzellkarzinomen bei Erwachsenen. Die topische Behandlung ist eine geeignete Alternative zur chirurgischen Resektion bei superfiziellen Tumoren, insbesondere bei multiplen Rumpfhaut-Basalzellkarzinomen.
  • Klinische Erfolge (keine Zulassung), die durch Einzelfallberichte auch literaturmäßig belegt sind, wurden beim M. Bowen (Off-label-Use) berichtet. Weiterhin wurden in kleineren Studien Erfolge bei Mollusca contagiosa und bei therapieresistenten  Verrucae planae juveniles beschrieben. Einzelbeobachtungen existieren über die erfolgreiche Behandlung der Lentigo maligna (Off-label-Use) und des Plaque-Stadiums der Mycosis fungoides (Off-Label-Use).

Eingeschränkte Indikation

Schwangerschaft, Stillzeit.

Dosierung und Art der Anwendung

  • Für die 5% Imiquimod-Creme (Aldara) gilt folgende Anwendung: 3mal/Woche vor dem Schlafengehen in einer dünnen Schicht auftragen und 6-10 Std. auf der Haut lassen.
  • Beim superfiziellen Basalzellkarzinom: 5 Tage/Woche 1mal/Tag dünn auftragen und 8-10 Stunden belassen. Behandlung über insgesamt 6 Wochen. Zahlreiche Studien belegen die gute Abheilung (80%). Zurzeit wird die Imiquimod-Therapie aber noch nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ein Antrag auf Kostenübernahme im Vorfeld einer geplante Therapie beim Kostenträger ist empfehlenswert. Die topische Behandlung ist eine geeignete Alternative zur chirurgischen Resektion bei superfiziellen Tumoren, insbesondere bei multiplen Rumpfhaut-Basalzellkarzinomen.
  • Bei aktinischen Keratosen: Applikation 3mal/Woche über 4 Wochen an den betroffenen Stellen. Bei Bedarf weiterer Zyklus. In einer offenen Studie mit 829 Probanden wurde über eine Heilungsrate von 85,4% berichtet.
  • Condylomata acuminata: 3mal/Woche anwenden, für insgesamt 3-4 Wochen.
  • Für das 3,75% Imiquimod in Cremegrundlage (Zyklara) gilt für aktinische Keratosen folgende Anwendung:  1 Beutel der Creme wird 1x täglich abends flächig auf das Gesicht und/oder die unbehaarte Kopfhaut aufgetragen. Der erste Behandlungszyklus dauert 2 Wochen, danach folgt eine Therapiepause von 2 Wochen, anschließend  eine erneute Behandlungsphase von 2 Wochen (2 on – 2 off – 2 on). Sind die lokalen Hautreaktionen (evtl. auch die systemischen Nebenwirkungen), die meist am Ende der 2. und 6. Behandlungswoche auftreten können, nicht akzeptabel, kann vorübergehend unterbrochen werden. Die komplette Remission liegt 6 Monate nach Behandlungsende bei 67%. 
  • Wichtige Infomation für den Patienten: Bei noch intakter Haut werden die durch die Immunmodulation attackierten pathologisch veränderten Keratinozyten sichtbar. Insofern erscheinen mehr oder größere Läsionen als ursprünglich vermutet. Darüber sollte der Patient vor der Therapie informiert werden.       

Unerwünschte Wirkungen

Merke! Nach eigenen Erfahrungen treten trotz topischer Applikation nicht selten (5-10% der Patienten) Kopfschmerzen, grippeähnliche Symptome (Fieber) und Myalgien auf.

Außerdem: Erythem, Erosion, Exkoriation, Schuppenbildung und Ödeme in den Applikationsbereichen. Selten Induration, Ulzeration, Verschorfung und Bläschenbildung. In einem Fall wurde ein Capillary-Leak-Syndrom mit tödlichem Ausgang (Multiorganversagen) auf den Gebrauch des Imiquimod zurückgeführt. Die Reißfestigkeit von Kondomen und Scheidenpessaren kann beeinträchtigt werden. Bei Patienten mit vielen behandelten Hautveränderungen sind durchaus starke Ausprägungen der genannten Nebenwirkungen im Sinne einer stärkeren Immuninduktion bekannt.

Präparate

Aldara 5% Creme; Zyclara 3,75% Creme (s.a. http://online.rote-liste.de/suche/stoff/990617)

Literatur

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