Synonym(e)
Definition
Im Vergleich zu kontaktallergischen "Dermatitiden" in anderen Lokalisationen eher selten auftretende, akute oder chronische, kontaktallergische, juckende Dermatitis der (behaarten) Kopfhaut. Der eher seltenere Befall der behaarten Kopfhaut beruht möglicherweise auf der speziellen anatomischen bzw. immunologischen Architektur der Kopfhaut mit den zahlreichen Haarfollikeln.
Ätiopathogenese
Die Auslöser sind vielfältig.
Haarfärbemittel: Die große Mehrheit aller Kontakallergien der Kopfhaut werden durch Inhaltsstoffe von Haarfarben und Bleichmitteln, von Shampoos und Medizinprodukten verursacht. Hierbei sind die wichtigsten Kontaktallergene: para-Phenyldiamin, para-Toluyendiamin, 4-Amin o-2-hydroxytoluene, para-Aminophenol, 3-Aminophenol, Pyrrogallol. Diese Substanzen sind alle in den gängigen Friseurstoffreihen der DKG enthalten.
Bleichmittel (Ammoniumpersulfat) und Dauerwellenprodukte: Ammoniumthioglykolat.
Shampoos: Eine Vielzahl von Allergenen wurden in Shampoos beschrieben (Zirwas M et al. 2007): Duftstoffe (95%), Cocamidopropyl betaine 53%), Methylchloroisothiazolinone/methylisothiazolinone (51%), Formaldehyd-freisetzende Substanzen (48%), Propylenglykol (38%), Vitamin E (28%), Parabene (24%) u.a.
Sonstige Allergene:
Haarspülungen (Conditioner): Hierbei kommen die in den Shampoos aufgeführten Kontaktallergene in Frage. Zusätzlich wurden kontaktallergshe Reaktionen auf Glutaraldehyd und Panthenol beschrieben. Zunehmend für Haarkosmetika wegen des hohen Gehalts an Phytosterolen und ungesättigten Fettsäuren ist Arganöl. Fälle von Kontaktallergien sind beschrieben.
Klebstoffe (nach Haarverlängerungen)
Kopfhauttherapeutika: Aus kontaktallergischer Sicht sind Juckreiz-stillende Polidocanol-haltige Shampoos, und Zink-Pyrithion-haltige Anti-Schuppen-Shampoos zu erwähnen. Weiterhin: Diclofenac (Therapeutikum zur Behandlung aktinischer Keratosen; Diclofenac kann auch photoallergische und phototoxische Reaktionen hervorrufen) Diphenylcyclopropenon (DPCP) bei der (inzwischen seltenen) Behandlung der Alopecia areata
Auch interessant
Klinisches Bild
In der akuten Entzündungsphase kommt es an der behaarten Kopfhaut sowie an den anderen Kontaktstellen des Allergens zu heftigem Juckreiz, flächiger Rötung, Ödem oder auch Nässen der Haut. Selten sind Bläschen (gelegentlich auch für eine Ekzemreaktion untypische follikuläre Pusteln) zu sehen.
Lidschwellungen sind häufig Initialsymptome der kontaktallergischen Reaktion der behaarten Kopfhaut. Diese können ausgeprägt das klinische Bild dominieren (Differenzialdiagnose: Angioödem hier als Fehldiagnose).
Nicht selten findet man Streureaktionen und flächige Rötungen im Stirnbereich sowie an anderen Randbezirken der behaarten Kopfhaut. Stärkere allergische Reaktionen der Kopfhaut verursachen nicht selten ein oft ausgeprägtes Telogeneffluvium, das nach Ausschalten der Noxe sistiert.
Die chronifizierte allergische Kopfhautdermatitis wird durch Juckreiz, flächige Rötungen und Schuppung der Kopfhaut gekennzeichnet.
Diagnose
Typisches klinisches Bild sowie die anamnestischen Daten mit dem zeitlichen und örtlichen Zusammenhang mit der Applikation des verantwortlichen Allergens.
Differentialdiagnose
- Irritativ toxische Kontaktdermatitis der Kopfhaut (negativer Epikutantest)
- Pyodermie der Kopfhaut
- Toxisches (toxisch-irritatives) Ekzem der Kopfhaut
- Pediculosis capitis
- Seborrhoisches Ekzem der Kopfhaut (s.u. Ekzem seborrhoisches)
- Psoriasis capitis
- Tinea capitis
Therapie
Die Vorgehensweise beim akuten kontaktallergischen Ekzem der (behaarten) Kopfhaut unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der bei einem kontaktallergischen Ekzem am übrigen Integument.
Im Vordergrund steht eine stadiumsgerechte Anwendung von topischen Glukokortikoiden, meist in auswaschbarer Cremegrundlage .
Nur bei ausgeprägter klinischer Entzündungssymptomatik ist eine systemische Therapie mit mittleren Dosen eines Glukokortikoids (z.B. 100 mg Prednisolon i.v.) in Kombination mit einem Antihistaminikum (z.B. Loratadin) notwendig.
Hinweis(e)
Häufige Ursachen einer Kontaktallergie des Capillitiums:
- Anwendung von Haarwaschmitteln sowie Friseurprodukten, hier meist im Zusammenhang mit einer Dauerwelle oder einem Färbevorgang. Zu den häufigsten Allergenen gehören:
- Bleichmittel (Ammoniumpersulfat)
- Duftstoffe (s.u. Duftstoff-Mix)
- Haarfärbemittel (p-Phenyldiamin, Toluendiamin - s.u. Kontaktallergene)
- Dauerwellenprodukte (Ammoniumthioglykolat)
- Konservierungsstoffe (z.B. Parabene)
- Cocamidopropylbetain (in Haarwaschmitteln enthalten)
- Klebstoffe (nach Haarverlängerungen)
- Therapeutika, die v.a. am Capillitium eingesetzt werden:
- Diclofenac (Therapeutikum zur Behandlung aktinischer Keratosen; Diclofenac kann auch photoallergische und phototoxische Reaktionen hervorrufen)
- Diphenylcyclopropenon (DPCP) bei der Behandlung der Alopecia areata
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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Hillen U et al. (2007) Patch test results in patients with scalp dermatitis: analysis of data of the Information Network of Departments of Dermatology. Contact Dermatitis 56:87-93.
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Koch E et al. (2017) Kontakallergie der Kopfhaut. Hautarzt 68: 466-471
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Zirwas M et al. (2009) Shampoos. Dermatitis 20:106-110.
Weiterführende Artikel (13)
Arganöl; Diclofenac; Diphenylcyclopropenon (DPCP); Duftstoffe (Übersicht); Effluvium; Friseurstoffe; Kontaktallergene; Loratadin; Pediculosis capitis; Polidocanol; ... Alle anzeigenDisclaimer
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