Hermansky-Pudlak-SyndromE70.36
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Hermansky u. Pudlak, 1959
Definition
Seltenes, autosomal-rezessiv vererbtes Syndrom, gekennzeichnet durch die Trias:
Okulokutaner Albinismus (Tyrosinase-positiv).
Hämorrhagische Diathese aufgrund einer Verminderung der Anzahl von dense-bodies in den Thrombozyten (thrombozytärer Speicherdefekt).
Akkumulation von ceroid- und lipofuszinähnlichen Substanzen in verschiedenen Zellen, Geweben, so im Darm, in Hautmakrophagen, in Lungen (häufig Lungenfibrose).
Vorkommen/Epidemiologie
Ätiopathogenese
Autosomal-rezessiv vererbte Defekte der Hermansky-Pudlak-Syndrom-Gene mit konsekutiven Defekten der dort kodierten HPS-Polypeptide oder HPS-Proteine, die als Membranproteine in zytoplasmatischen Organellen auftreten und durch Einlagerung von Zeroid zum Defekt von zytoplasmatischen Organellen (Melanosomen, dense granulae in Thrombozyten und Lysosomen) führen.
Mindestens 8 verschiedene Genloci (Krankheitsbilder: HPS1-HPS8) sind bislang beschrieben: Genlokus HPS1-Gen: 10q23.1; Genlokus HPS2-Gen (kodiert für Adaptin): Chr.5; Genlokus HPS3-Gen: 3q24; Genlokus HPS4-Gen: 22q11.2-q12.2; Genlokus HPS5-Gen: 11p15-p13; Genlokus HPS6-Gen: 10q24.32.
Mutationen im HPS1 - HPS4-Gen sind am häufigsten und klinisch ähnlich. Die durch HPS-1 und HPS-4 kodierten Proteine sind normalerweise in einem Proteinkomplex "Biogenesis of lysosome-related organelle complex-3" (BLOC-3) kolokalisiert und regulieren Biogenese und Funktion der Lysosomen.
Klinisches Bild
Komplikation(en)
Interstitielle Lungenfibrose nach dem 30. Lebensjahr durch Ablagerung von lipofuszinähnlichem Material in Alveolarmakrophagen.
Nephropathien können auftreten. Lebensbedrohliche Blutungen können eintreten, z.B. bei Entbindungen.
Frühes Auftreten von aktinischen Keratosen, Basalzellkarzinomen, spinozellulären Karzinomen. S.a.u. Albinismus.
Therapie
Eine kurative Therapie ist nicht bekannt. Lediglich Vitamin E wird als Präventivmaßnahme für die lungenfibrotischen Veränderungen diskutiert.
Symptomatische Therapie: Konsequenter Lichtschutz wegen okulokutanem Albinismus (adäquate Kleidung, Sonnenschutzpräparate, Schutzbrille). Der Patient sollte sich regelmäßigen ärztlichen Kontrollen unterziehen: Überwachung der Haut auf Lichtschäden, Präkanzerosen und Karzinome, ophthalmologische Kontrollen, Überwachung und symptomatische Behandlung der Ceroidablagerungen in Organen (z.B. Lunge). Kontrolle der hämorrhagischen Diathese, keine Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure.
Merke! Vor Operationen müssen Maßnahmen, die die Blutungszeit normalisieren, getroffen werden. Über Infusionen mit dem Vasopressin-Analogon Desmopressin (DDAVP) (z.B. Minirin parenteral) kann eine Normalisierung für mind. 20 Min. erreicht werden.
Literatur
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- Berz F et al. (1996) Albinismus, Thrombopathie, Zeroidspeicherkrankheit - Hermansky-Pudlak-Syndrom. Klin Pädiatr 208: 83–87
- Clark R et al. (2003) Lytic granules, secretory lysosomes and disease. Curr Opin Immunol 15: 516-521
- Hermansky F, Pudlak P (1959) Albinism associated with hemorrhagic diathesis and unusual pigmented reticular cells in the bone marrow: report of two cases with histochemical studies. Blood 14: 162-169
- Huizing M et al. (2003) Disorders of vesicles of lysosomal lineage: the Hermansky-Pudlak syndromes. Curr Mol Med 2: 451-467
- Mitsui H et al. (2002) Does Hermansky-Pudlak syndrome predispose to systemic lupus erythematosus? Br J Dermatol 146: 908-911