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Erythema dyschromicum perstansL81.02
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Ramirez, 1957 (Ramirez beschrieb die betroffenen mittelamerikanischen Patienten wegen ihrer Hautfärbungen als "Los cenicientos" die "Asche-farbenen); Vegas et Rodriguez 1960; Convit et al. 1961;
Definition
Seltene, erworbene, chronische bzw. chronisch-rezidivierende, mit charakteristischen, matten, grau-braunen Verfärbungen einhergehende, gering oder nicht-juckende, großfleckige (Patches), entzündliche Hauterkrankung, die sich histologisch durch eine diskrete Interface-Dermatitis mit ausgeprägter Pigmentinkontinenz kennzeichnet. Da die Erkrankung v.a. bei dunkelhäutigen Menschen auftritt führt die Kombination von dunkler Epidermis und dunklen Melaninablagerungen in der Dermis zu der kennzeichenden "ascheartigen" Verfärbung der Haut.
Vorkommen/Epidemiologie
Bevorzugt in Lateinamerika bei dunkelhäutigen Individuen vorkommend; seltener bei hellhäutigen Kaukasiern, seltener bei Asiaten
Ätiopathogenese
Ungeklärt. Die Entität der Erkrankung ist fraglich.
Da die Erkrankung v.a. bei dunkelhäutigen Menschen auftritt ist denkbar, dass eine zuvor abgelaufene Dermatitis durch die dunkle Haut maskiert wird und nur der postinflammatorische hyperpigmentierte Endzustand bemerkt wird.
So wird die Erkrankung von einigen Autoren als "Endzustand eines Lichen ruber exanthematicus" (Lichen planus exanthematicus) oder eines lichenoiden Arzneimittelelxanthems angesehen.
Diskutiert werden weiterhin:
- postinflammatorische Hyperpigmentierungen bei Arzneimittelunverträglichkeit (Omeprazol)
- Kontakt zu Umweltnoxen, Detergenzien oder Lichtschutzmittel
- Fokusgeschehen, virale Infektionen (Hepatitis B).
- endokrine und immunologische Einflüsse sowie eine genetische Disposition.
Manifestation
Variables Alter: 3-80 Jahre; Durchschnitt in größeren Kollektiven: 35 Jahre; bei Kindern selten.
Im Erwachsenenalter ohne Jahresbegrenzung.
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Lokalisation
In größeren Kollektiven ergab sich folgendes Verteilungsmuster:
- Rumpf 69%
- Hals/Nacken: 47%
- Arme: 40%
- Gesicht: 30%
- Beine: 20%
- Aussparung von Kapillitium, Handtellern, Fußsohlen und Schleimhäuten.
Klinisches Bild
Zunächst kleinfleckige 0,1-0,5 cm große, rundliche bis ovale, auch bizarr konfigurierte, unscharf begrenzte, wenig juckende grau-braune oder grau-bläuliche (ashy-dermatosis) Flecken.
Diese können entlang der Hautspannungslinien ausgerichtet sein.
Selten sind unilaterale oder lineare Verteilungsmuster.
Bis zu 5,0 cm oder größere Patches entstehen durch appositionelles Wachstum oder durch Konfluenz. Keine Abschuppungen.
Gelegentlich ist, v.a. bei seitlicher Sicht, neben dem vorherrschenden Braunton, ein geringfügiges violettes Erythem in den Läsionen sichtbar.
Histologie
Bild der "Interface-Dermatitis" mit eher schütterem, subepidermalem, lymphozytärem Infiltrat mit fokaler Exozytose, hydropischer Degeneration der Basalzellreihe. Ausgeprägte Pigmentinkontinenz; Rundzellinfiltrate im Papillarkörper. In einer späten Phase der Enzündung kommem u.U. nur noch Melanophagen zur Darstellung.
Differentialdiagnose
- Klinisch:
- Lichen planus pigmentosus inversus
- Hypomelanosis Ito;
- Lichen planus atrophicans;
- Incontinentia pigmenti, Typ Bloch-Sulzberger;
- Incontinentia pigmenti,
- Erytheme bei malignen viszeralen Tumoren und rheumatischen Affektionen;
- Arzneimittelreaktion, fixe.
- Histologisch:
- Lichen planus
- Lichen-planus-artige Keratose
- Lichenoide Graft-versus-host-Disease (GvHD)
- Lupus erythematodes mit lichenoidem Infitrat
Therapie
Wichtig ist eine ausführliche Anamnese mit subtiler Medikamentenerhebung. Ab- bzw. Umsetzen aller infrage kommenden Medikamente.
Lokaltherapie mit topischen Glukokortikoiden (Klasse I)
Blande pflegende Lokaltherapeutika. Textiler Sonnenschutz.
Alternativ: Abdeckpaste bzw. Camouflage (z.B. mit Dermacolor). Ggf. Therapie der Grunderkrankung.
Altnernativ: Versuche mit bleichenden Agenzien wie 3% (bis 4%) Hydrochinon-Creme sind eher frustran.
Alternativ: Topische Retinoide.
Alternativ: topisches Tacrolimus
Therapieerfolge bei mehrmonatiger Einnahme von Clofazimin (Lamprene) sind anhand einiger Einzelfallstudien beschrieben (nicht empfehlenswert).
Verlauf/Prognose
Chronischer, jahrelanger Verlauf. Langsame Rückbildung möglich.
Literatur
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