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ErysipeloidA26.0
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Baker 1873; Rosenbach 1887; Klauder 1926
Definition
Bakterielle Zoonose, bei der der Erreger Erysipelotrix rhusiopathiae über Kontakt infizierter Wirbeltiere (z.B. Schweine (= Schweinrotlauf), Salzwasserfische, Krabben, Schalentiere oder Geflügel - v.a. Puten) übertragen wird. Die Infektion ist ausschließlich auf Kontaktpersonen begrenzt (Fischer, Fleischer, Hausfrauen) und erfolgt meist in den Sommermonaten. Epidemien sind auch bei Krabbenfischern (crab dermatitis) bekannt.
Erreger
Erysipelothrix rhusiopathiae (Erysipelothrix insidiosa), grampositives Bakterium.
Ätiopathogenese
Infektion durch Kontakt mit Schweinefleisch, Wild, Fisch. Auch nach Bissen durch Tiere, z.B. Katzenbissen (Kobayashi KI et al. 2019).
Manifestation
Vor allem bei Fleischern, Hausfrauen, Fischern auftretend.
Lokalisation
Vor allem sind Hände (Finger) betroffen.
Klinisches Bild
Drei klinische Verlaufsformen der Infektion werden beim Menschen unterschieden (Wang T et al. 2020) :
- das lokalisierte Erysipeloid
- das diffuse kutane Eysipeloid
- Selten sind septische Formen die zu einer infektiösen Endokarditis führen können.
Lokalisiertes Erysipeloid (klassische Verlaufsorm): Nach einer Inkubationszeit von 3-8 Tagen, entwickeln sich an der/den Inokulationsstellen (eines oder) mehrere 2,0 - 5,0 cm große, mäßig schmerzhafte oder nur leicht spannende, livide Flecken/Plaques, die eine Tendenz zur zentrifugalen Ausdehnung aufweisen. Das betroffene Areal ist durch die aktiven Progressionszonen bogenförmig begrenzt. Zentral kommt es zur Abheilung. Es fehlen im Gegensatz zum Erysipel die flammenartigen Randbegrenzungen, sowie die Akuität des Erysipels mit schmerzhafter Lymphadenitis.
Begleitend: mäßiges Fieber, leichte Lymphadenitis, seltener geringe arthritische Symptome.
Bronchitis tritt nach Inhalation des Erregers auf.
Septisches Erysipeloid: Selten können auch septischeFormen mit Endokarditis bei immuninkompetenten Patienten auftreten.
Diagnostik
Kultur aus Biopsiematerial. Der kulutrelle Nachweis gelingt auch aus Material das aus Gewebeflüssigkeit, das durch Skarifikation aus dem Randbezirk des Infektionsherdes gewonnen wird.
Differentialdiagnose
Erysipel: höhere Akuität mit Fieber, Schmerzen, Lymphadenopathie und Lymphadenitis.
Arzneimittelreaktion, fixe: Lokalisierte, fleck- oder plaqueförmige, auch bullöse oder erosive Hautreaktion; zeitlicher Zusammenhang mit der Einnahme von Arzneimitteln ist gegeben.
Erysipeloid-artige Hautreaktionen wurden nach Gemcitabin beschrieben (Ruiz-Casado A et al. 2015).
Erythema chronicum migrans: 10-30 Tagen nach Zeckenstich ein rundlich-ovales, scharf berandetes, zentral abblassendes, blassrotes oder auch lividrotes Erythem, das sich langsam zentrifugal ausdehnt. Bei längerer Bestandsdauer entsteht durch zentrale Abblassung eine ringartige Struktur, die häufig noch eine zentrale Stichreaktion in Form einer roten Papel erkennen läßt. Selten an den Händen lokalisiert. Kein Fieber, keine Schmerzen. Zeckenstich meist erinnerlich.
Externe Therapie
Interne Therapie
Penicillin V (z.B. Megacillin) 1,2-3 Mio. IE/Tag p.o. über 10 Tage.
Alternativ Clindamycin (z.B. Sobelin) 3mal/Tag 300-600 mg p.o.
Alternativ Erythromycin (z.B. Erythrocyin) 3mal/Tag 500 mg p.o./i.v.
Hinweis(e)
Bei Infektionen von Tieren stehen tierärztlich verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Eine Impfung kann mit inaktivierten Vakzinen ab der 12. Lebenswoche erfolgen. Lebendimpfstoffe können ab einem Alter von 6 Wochen verwendet werden. Die Auffrischungsimpfung erfolgt dann meist 2x/Jahr.
Literatur
- Baker WM (1873) Erythema serpens. St. Bartholomew's Hosp Rep (London) 9: 198-211
- Rosenbach AJF (1887) Über das Erysipeloid. Arch klin Chir (Berlin) 36: 346
- Klauder JV (1926) Erysipeloid and swine erysipelas in man. A clinical and bacteriological review: Swine erysipelas in the United States. J Am Med Assoc (Chicago) 86: 536-541
- Klauder JV et al. (1926) A distinctive form of erysipeloid among fish handlers. Arch Dermatol Syphilol (Chicago) 14: 622
- Kobayashi KI et al.(2019) Erysipelothrix rhusiopathiae bacteremia following a cat bite.
IDCases 18:e00631. - Ruiz-Casado A et al. (2015) Erysipeloid rash: A rare adverse event induced by gemcitabine. J Cancer Res Ther 11:1024.
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Veraldi S et al. (2009) Erysipeloid: a review. Clin Exp Dermatol 34:859-862
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Wang T et al. (2020) Erysipelothrix rhusiopathiae endocarditis. IDCases 22:e00958.