Ekzem (Übersicht)
Synonym(e)
Definition
Immer wieder inhaltlich revidierter, letztlich jedoch unscharf definierter Begriff des deutschsprachigen, bzw. europäischen dermatologischen Wissenschaftsraumes für eine inflammatorische Intoleranzreaktion der Haut.
In der Vergangenheit wurde das Ekzem, von griech. „ekzema“ herauskochen, für akute, subakute oder chronische, meist pruritische, inflammatorische Intoleranzreaktionen der Haut definiert, charakterisiert durch klinisch und histologisch erkennbare, stadienmäßige Abläufe. Das hervortretende klinische Merkmal der Ekzeme ist ihre Polymorphie, flächenhafte Erytheme, Bläschen, Erosionen, Papeln, Plaques und Schuppenbildung.
Im Akutstadium werden Ekzeme durch eine exsudative Inflammation (Bläschen, Nässen, Krusten) gekennzeichnet, im chronischen Stdium durch Lichenifikation, Abschuppungen und Juckreiz gekennzeichnet, an disponierten Stellen durch Rhagadenbildung.
Histologisch ist das „akute Ekzem“ durch lymphozytäre Epitheliotropie, Spongiose, evtl. durch Vesikulation-gekennzeichnet, das chronische Ekzem durch Akanthose, Papillomatose, Hyper- und Parakeratose.
Vieles deutet daraufhin, dass der Begriff „Ekzem“ in der Zukunft nur noch eine historische Bedeutung haben wird (Darsow U et al. 2010) und vollständig durch die Bezeichnung "Dermatitis" ersetzt wird.
Einteilung
Die Historie der Ekzeme mit zeitlich gültigen Klassifikationen
1.Ekzemklassifikation
- Vulgäres Ekzem
- Endogenes Ekzem
- Seborrhoisches Ekzem
Bei dieser Einteilung wurde dem allgemeinen Ekzembegriff ein Adjektiv zugeordnet, das den kausalen Zusammenhang offenbart. Unter dem Oberbegriff „vulgäres Ekzem“ wurden im wesentlichen Kontaktekzeme verstanden, Intoleranzreaktionen der Haut die durch direkten Kontakt mit exogenen Substanzen hervorgerufen werden.
Später wurde in führenden deutschsprachigen Lehrbüchern das Ekzem begrifflich gegenüber der Bezeichnung Dermatitis abgegrenzt. Als Dermatitis wurde eine epidermale Intoleranzreaktion von akutem Verlauf und rascher Rückbildungsfähigkeit bezeichnet, Ekzem hingegen eine solche von chronischem Verlauf und geringer Spontanregressionstendenz.
2.Ekzemklassifikation
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Atopisches Ekzem: Das atopische Ekzem ist die häufigste chronische Hauterkrankung und betrifft Menschen in jedem Lebensalter: In Deutschland geht man von Häufigkeit von etwa 23% bei Babies und Kleinkinder aus und von etwa 2–4 % bei Erwachsenen. Das atopische Ekzem geht mit starkem, quälendem Juckreiz sowie mit trockener Haut und nässenden Ekzemen einher. Oftmals tritt es an Gesicht, Nacken, Ellenbeugen, Kniekehlen und Händen auf. Betroffene haben meist eine Veranlagung zu einer leichter irritierbaren und empfindlicheren Haut. Die genaue Ursache ist unbekannt, es scheinen allerdings sowohl erbliche Faktoren als auch bestimmte Auslöser (z.B. Wolle, Infektionen, Wetterbedingungen oder Stress) eine Rolle zu spielen.
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Toxisches und allergisches Kontaktekzem: Das toxische Kontaktekzem (auch toxische Kontaktdermatitis genannt) tritt nach Kontakt mit einer Substanz auf, die eine Hautreizung verursacht (zum Beispiel UV-Licht, Reinigungsmittel, Säuren oder Laugen). Das toxische Kontaktekzem kann sowohl bei Allergikern als auch bei Nicht-Allergikern auftreten und zeigt sich in dem Bereich, der mit der Substanz in Kontakt gekommen ist. Beim allergischen Kontaktekzem sind Hautveränderungen in der Regel ebenfalls auf den Bereich beschränkt, der mit dem Allergen (zum Beispiel Nickel oder Chrom) in Kontakt gekommen ist. Sie treten circa 24 bis 72 Stunden nach Kontakt auf.
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Phototoxisches oder photoallergisches Ekzem: Durch die Wechselwirkung zwischen chemischen Substanzen (z.B. Arzneimitteln, Inhaltsstoffe von Kosmetika) oder Allergenen (z.B. ebenfalls Medikamente) mit Sonnenstrahlung und der Haut können auch Ekzeme entstehen. Die Hautveränderungen treten meist nur in dem Bereich auf, der dem Sonnenlicht ausgesetzt war. Das Erscheinungsbild eines phototoxischen Ekzems ähnelt dem eines Sonnenbrands, das photoallergische Ekzem ist meist unschärfer begrenzt.
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Austrocknungsekzem: Diese Ekzemform, die auch Exsikkationsekzem oder Trockenekzem genannt wird, entsteht durch Austrocknung der Haut. Ursachen sind ein verminderter Fettgehalt der Haut sowie kalte Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeit und häufiges Waschen. Häufig tritt das Ekzem im Gesicht sowie an Armen und Beinen auf und zeigt sich als gerötete, trockene Stellen mit Neigung zu rissiger Haut.Das Austrocknungsekzem tritt besonders häufig bei alten Menschen auf.
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Seborrhoisches Ekzem: Das seborrhoische Ekzem zeigt sich meist in talgdrüsenreichen Regionen wie dem Haaransatz der Kopfhaut oder dem Gesicht, kann aber auch andere Körperareale betreffen. Es äußert sich durch gelblich-fettige Schuppen auf geröteter Haut. Die Ursachen dieses Ekzems sind bislang noch nicht abschließend geklärt. Mögliche Auslöser sind der hauttypische Hefepilz Malassezia furfur oder eine übermäßige Talgproduktion.
- Stauungsekzem: Auch ein Venenleiden (chronisch-venöse Insuffizienz) ist ein möglicher Auslöser für ein Ekzem. Geschädigte Blutgefäße und Blutstau (zum Beispiel in den Unterschenkeln) begünstigen Entzündungen, die eine Rötung der Haut, Schuppung, Pigmentierung und Juckreiz verursachen können.
Gegenüber der älteren Klassifikation wurde demnach das vulgäre Ekzem nach seiner Akuität unterteilt in eine akute Kontaktdermatitis bzw. in ein chronisches Kontaktekzem. Neu aufgenommen wurde das „mikrobielle Ekzem“, das auch als ekzematoides Mikrobid bezeichnet wurde. Es wurde definiert als eine reaktive, konsekutive, immunologisch induzierte Antwort auf ein Fokalgeschehen. Bei dieser Unterteilung wird klar, dass die simple Aktivität einer epidermale Intoleranzreaktion kaum die unterschiedlichen Bezeichnungen Dermatitis für “akut“ und Ekzem für „chronisch“ rechtfertigt, zumal alle möglichen Übergänge im Verlauf vorkommen. Der Grundfehler dieser Klassifikation ist demnach die Festlegung des Begriffs „Dermatitis“auf eine akute Epidermisreaktion und des Begriffs Ekzem auf dasselbe, jetzt aber chronifizierte Geschehen.
Das „mikrobielle Ekzem“ wurde durch „diskoides“ oder auch „nummuläres“ Ekzem ersetzt. Inzwischen hat sich im internationalen Schrifttum der Begriff „nummular dermatitis“, im Deutschen „nummuläre Dermatitis“ durchgesetzt. Im ICD10 2023 wird das Krankheitsbild unter L30.- „sonstige Dermatitis“ auch als Ekzema nummulare, nummuläres Ekzem“ verschlüsselt.
Als „endogenes Ekzem“ wurde der „ekzematöse“ Krankheitskomplex zusammengefasst, der zum Formenkreis der atopischen Erkrankungen (griech. atopos = fehl am Platz) gehört. Es sind genetisch determinierte, multifaktorielle, chronisch persistierende bzw. auch chronisch rezidivierende, nicht-kontagiöse, meist erheblich juckende Intoleranzreaktionen der Haut mit unterschiedlicher Akuität, häufig begleitet von atopischer Symptomatik anderer Organe. Inzwischen hat sich im internationalen Schrifttum auch bei diesem Begriff der Oberbegriff „Dermatitis“, also atopische Dermatitis durchgesetzt. Der ICD 10 /2023 führt den Krankheitskomplex allerdings unter „atopisches Ekzem“ (s.a. Rożalski M et al. 2016).
Zukünftige Ekzem-/Dermatitisklassifikation:
Kontaktdermatitis (Kontaktekzem)
- Akute oder chronische Kontaktdermatitis (toxisch/allergisch)
seborrhoische Dermatitis (synonym: seborrhoisches Ekzem)
atopische Dermatitis (atopisches Ekzem)
nummuläre Dermatitis (mikrobielles/nummuläres Ekzem)
Hinweis: Der ICD10 vermerkt in seiner 2023-Version, dass die Begriffe Dermatitis und Ekzem gleichzusetzen sind.
Phytotherapie extern
Literatur
- Darsow U et al. (2010) ETFAD/EADV eczema task force 2009 position paper on diagnosis and treatment of atopic dermatitis. J Eur Acad Dermatol Venereol 24:317-328.
- González-Muñoz P et al. (2014) Allergic contact dermatitis caused by cosmetic products. Actas Dermosifiliogr 105:822-832.
- Knöpfel N et al. (2018) Methotrexate for severe nummular eczema in children: Efficacy and tolerability in a retrospective study of 28 patients. Pediatr Dermatol 35:611-615.
- Leung AKC et al. (2020) Nummular Eczema: An Updated Review. Recent Pat Inflamm Allergy Drug Discov 14:146-155.
- Rożalski M et al. (2016). Atopic and Non-atopic Eczema. Acta Dermatovenerol Croat. 2016 Jun;24(2):110-5. PMID: 27477170.
- Sohn A et al. (2011) Eczema. Mt Sinai J Med 78:730-739.