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Photoallergische Dermatitis L56.1
Synonym(e)
Definition
Photoallergisch ausgelöste Inflammation der Haut nach vorausgegangener spezifischer Sensibilisierung, hervorgerufen durch systemisch oder extern applizierte, nicht obligat phototoxisch wirkende Substanzen.
Die photoallergische Dermatitis tritt v.a. in belichteten Arealen auf (s.a. Photoallergie und Photoallergen) ist jedoch im Gegensatz zu der photoxisch ausgelösten Dermatitis nicht scharf berändert und nur auf die Kontaktstelle begrenzt.
Vorkommen/Epidemiologie
Bei Pat. mittleren oder höheren Lebensalters, die photoallergisch wirksame Medikamente einnehmen (s.a.u. Arzneimittelreaktion, unerwünschte).
Ätiopathogenese
Ausgelöst durch photoallergisch (s.u. Photoallergen) wirksame Substanzen (auch Medikamente), die durch lokale Applikation oder systemisch in die Haut gelangen und dort durch UV-Strahlen unterschiedlicher Wellenlängen (meist UVA-Strahlen) photochemisch angeregt werden (nur in wenigen Fällen ist UVB auslösend - z.B. bei Chlorpromazin).
Das über verschiedene Prozesse entstehende Vollantigen, führt zu einer Sensibilisierung und bei Reexposition zu einer T-Zell-vermittelten Typ IV-Reaktion (s.u. Allergie).
Manche systemisch applizierte "Photoallergene" sind ebenfalls als Kontaktallergene wirksam, sodaß sich die Testungen kompliziert gestalten und in ihrer Bedeutung nur unter Berücksichtigung von Anamnese und Klinik aussagekräftig sind.
Lokalisation
Primär ausschließlich an lichtexponierten Stellen. Gesicht mit Aussparung der geschatteten Hautregionen (Kinnschatten, retroaurikulär, axillär), Hals, Nacken, Brustregion (Decolletee); Rücken (Kleiderausschnitte), Unter-und Oberarme (streckseitig betont); Handrücken; bei längerer Persistenz kannes auch zum Befall nicht-lichtexponierter Hautareale kommen.
Klinisches Bild
Charakteristisch und damit diagnostisch wegweisend ist das heliotropes Makromuster, wobei das Mikromuster das Bild der chronischen polymorphen Dermatitis (sog. Ekzemreaktion) unterschiedlicher Akuität und unterschiedlichen Schweregrades zeigt (Erythem, Papeln, Papulo-Vesikeln, flächige Schuppungen und Juckreiz).
Im Gegensatz zu einer phototoxischen Dermatitis ist das "Kontaktmuster" nicht scharf auf die Kontaktareale, sondern wie beim kontaktallergischen Ekzem unscharf begrenzt mit "dermatitischen Streuherden" jenseits des UV-Expositionsortes.
Histologie
Diagnose
Je nach verdächtigtem Photoallergen (Photokotaktallergen oder systemisch applizierte Substanz) kann ein Photopatchtest oder eine systemische Photoprovokation durchgeführt werden.
Komplikation(en)
Das Krankheitsbild kann bei fortgesetzter Allergenexposition in eine chronische, sich verselbstständigende Dermatitis übergehen (chronische photoallergische Kontaktdermatitis).
Therapie
Hinweis(e)
Die häufigsten Auslöser eines fotoallergischen Kontaktekzems sind derzeit in Europa topische NSAIDs (z.B. Ketoprofen, Etofenamat) sowie organische Lichtschutzfilter (z.B. Octocrylen, Benzophenon-4 sowie Butyl-methoxydibenzoylmethane, das in kosmetischen Cremes mit "Lichtschutz" größere Verbreitung findet.
Literatur
- Altmeyer P et al. (2007) Dermatologische Differenzialdiagnose. Springer Medizin Verlag
- Giudici PA et al. (1985) Experimental photoallergy to systemic drugs. J Invest Dermatol 85: 207-211
- Lehmann P et al. (2011) Lichtdermatosen: Diagnostik und Theapie. Dtsch Ärztebl 108: 135-14
- Mahler V (2015) Kontaktekzeme. Akt Dermatol 40: 95-107